20. Februar 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Die Normalrunde der Oberliga Mittelrhein, die eigentlich bereits vor einer Woche hätte beendet sein sollen und nur aufgrund zahlreicher coronabedingter Nachholspiele in die „Verlängerung“ geht, bietet auf ihrer Zielgeraden ganz viel Drama. An der Spitze lieferten sich jetzt der Tabellenführer HSG Refrath/Hand und der Pulheimer SC ein packendes Duell – am Sonntagnachmittag beim 31:27 mit dem besseren Ende für die Gäste, die nun den achten Sieg hintereinander einfuhren – und aus dem Titelrennen inzwischen einen Dreikampf gemacht haben. In der Tabelle sieht die Situation jetzt so aus: Refrath liegt mit 25:3 Punkten auf Rang eins vor den Pulheimern, die sich auf Platz zwei vorgeschoben haben (24:4). Es folgt der TSV Bayer Dormagen II (24:6), der zwischenzeitlich die Partie beim Turnerkreis Nippes kampflos abgab – nachdem das für den vergangenen Donnerstag angesetzte Nachholspiel wegen des Sturmtiefs Ylenia zunächst ausgefallen war (Hallen durch die Stadt Köln gesperrt). Da ohnehin feststand, dass das Ergebnis nach Abschluss der Normalrunde wieder gestrichen wird, richtet die Entscheidung keinen größeren Schaden an. Somit wird der TSV höchstens vier Minuspunkte mit in die Meisterrunde nehmen, weil er am Sonntag gegen den TV Birkesdorf mit 33:21 gewann. Ob es vielleicht nur drei sein werden, entscheidet sich am Dienstag im hochspannenden Rennen um Platz acht (letzter Rang, der zur Teilnahme an der Meisterrunde berechtigt). Dort steht im Moment der SSV Nümbrecht (14:16), der selbst nicht mehr ins Geschehen eingreifen kann. Fortuna Köln (13:15) könnte allerdings auf den letzten Drücker an den Oberbergischen vorbeiziehen – wenn sie im Nachholspiel in Pulheim am Dienstagabend punktet. In Dormagen werden sie der Fortuna die Daumen drücken, denn gegen Nümbrecht gab der TSV beim 21:21 einen Zähler ab. Fangen die Kölner den SSV ab, würde dieser Minuspunkt für die Dormagener in der Meisterrunde entfallen. Ebenfalls eine Nachholpartie Partie bestreiten Refrath/Hand und der BTB Aachen II.
Die Pulheimer demonstrierten in der Halle Steinbreche bei der HSG unter dem Strich eindrucksvoll, warum sie zurzeit wohl die Mannschaft der Stunde sind – die am vergangenen Dienstag bereits Dormagen II niedergekämpft hatte (26:25). Diesmal ließen sich die Hornets weder von einem 3:7 (13.) noch von einem 4:8 (14.) aus der Ruhe bringen, sondern sie kamen bald richtig in die Partie – 9:11 (21.), 13:15 (30.). Gut acht Minuten nach der Pause trauten zumindest die HSG-Fans und Refraths Trainer Christopher Braun ihren Augen kaum: Nach einem 1:6-Lauf lagen die Hausherren mit 16:19 (38.) hinten. Und noch verblüffender: Refrath fand anschließend keinerlei Mittel mehr, um die an sich selbst wachsenden Hornets, deren Aktionen immer mehr voller Leidenschaft und Überzeugung steckten, vom Weg zum Erfolg abzubringen. Nach dem 20:26 (50.) wurde es mit dem 25:27 (57.), 26:28 (59.) und 27:29 (60.) zwar etwas enger, doch Jan Giesen mit dem 30:27 und Jan Hüfken mit dem 31:27 fanden in der letzten Minute jeweils eine Lücke in der nun sehr offenen Abwehr der Hausherren. Für Pulheims Trainer Kelvin Tacke war der Sieg seiner auch spielerisch überzeugenden Mannschaft eine Genugtuung, aber kein Grund zum Abheben: „Was das in der Tabelle bedeutet, interessiert mich gerade nicht besonders. Aber die Mannschaft entwickelt sich.“ Die Refrather zeigten sich trotz großer Enttäuschung nach der ersten Saison-Niederlage als fairer Verlierer. „Man muss einfach ehrlich gestehen, dass Pulheim heute besser war. Insbesondere gibt es eine Phase in der zweiten Halbzeit, wo die uns schon ziemlich diktiert haben und wir es nicht geschafft haben, gegen die taktischen Änderungen der Pulheimer die richtige Antwort zu finden“, fand Trainer Christopher Braun.
Die Dormagener zeigten sich gegen Birkesdorf gut erholt von der Pleite in Pulheim und hatten offensichtlich von der ersten Minute an nicht vor, weitere Zähler im Kampf um den Aufstieg einzubüßen. Die Mannschaft von Trainer David Röhrig bekam das Geschehen nach dem 5:4 (13.) in den Griff und setzte sich schon vor der Pause ab – 7:4 (16.), 10:5 (19.), 12:6 (21.). Fünf Treffer in Serie vom 12:7 (21.) zum 17:7 (29.) bedeuteten noch vor dem Seitenwechsel einen Zehn-Tore-Vorsprung und gleichzeitig die Entscheidung. Auch im zweiten Durchgang konnte Birkesdorf, das lediglich mit elf Akteuren angereist war, das Spiel nur phasenweise ausgeglichen gestalten und beim 31:16 (50.) markierte Moritz Kasper die höchste Dormagener Führung. „Das Spiel war am Anfang recht offen. Mit zunehmender Zeit gewinnen wir ein bisschen mehr Drive im Angriff, können uns dann absetzen, kommen dann auch vermehrt ins Gegenstoßspiel und konnten in der zweiten Halbzeit noch mal nachlegen. Hinten raus plätschert das Spiel dann vor sich hin“, fand Röhrig.
Den ersten Matchball zum Sprung auf Platz acht vergab die Fortuna bereits im Duell beim BTB Aachen II. Dort führte die Mannschaft von Trainer Stephan Schulze nach einer starken ersten Hälfte zur Pause bereits mit 15:9 und kurz darauf sogar mit 17:9 (35.). Doch die Hausherren drehten in der folgenden Viertelstunde auf und kamen über das 13:18 (41.) und 18:20 (49.) zum 22:22-Ausgleich (55.). Kurz vor Schluss lag die Fortuna mit 24:23 vorne (58.), aber Aachens Paul Sevenich drehte die Partie mit seinen späten Treffern zum 25:24 für den BTB (59./60.). Kölns Coach Schulze war tief enttäuscht: „Ein bitterer Abend für uns. Wir spielen 45 Minuten lang einen geilen Handball und haben Aachen völlig im Griff. Leider hören wir dann in den letzten 15 Minuten komplett auf, Handball zu spielen. Jetzt werden wir noch einmal alles im letzten Spiel geben müssen, auch wenn uns natürlich bewusst ist, dass die Chancen sehr gering sind, in Pulheim zu punkten.“
HSG Refrath/Hand – Pulheimer SC 27:31 (15:13).
HSG Refrath/Hand: Vatter, Kierdorf – Morris, Schallenberg (5), Faulhaber, Niehaus (8/3), Benninghaus (1), Schrage (1), Gelpke (4), Wittig (3), Asselborn, Merz (5), Natzke.
Pulheimer SC: O. Middell (1), T. Giesen – Bartsch (2), Waldecker, Jacoby, J. Giesen (3), Jäckel (7/1), Krull, Hampel (1), Geerkens (3), T. Middell (8), Romberg, Mokris, Hüfken (6).
TSV Bayer Dormagen II – TV Birkesdorf 33:21 (17:8).
TSV Bayer Dormagen II: Ludorf, Dahmen (2) – Eugler (3), Hinrichs (3), Wolfram, Kasper (3), Speckmann (5), Emmerich, Leitz (3/1), Schreibelmayer (4), Steinhaus (3/1), Werschkull (2), Stein (5).
TV Birkesdorf: Höschen, Schroven – Stern (2), Lückenbach (2), Ernst (4/2), Bünten, Ihmer (3), Stass (2), Strücker (5), Grings, Meise (3).
BTB Aachen II – Fortuna Köln 25:24 (9:15).
BTB Aachen II: M. Bourceau, Zaghloul – Sevenich (9), T. Herzog (4), Schmitz (2/1), L. Herzog (1), Lauber, Volmer (2), Kruse, Röder (2), Kusnierz-Glaz, Ewers (2), Grimm (3), Zylus.
Fortuna Köln: Hoffmann, Löw – Eiben, Künkele (3), Stutzki (2), Körling (2), Lammer (4), Stabauer (2), Kobbe, Hofmann (1), Kruse (2), Bartke, Gremmelspacher (8).