Regionalliga Nordrhein
Gelpe/Strombach mit Arbeitssieg, Aachen und Aldekerk mit Terminstress
Team von Trainer Michiel Lochtenbergh gewinnt beim 29:26 gegen Dinslaken das erste von vier Spielen innerhalb von zehn Tagen. TVA und BTB haben für jeweils zwei Spiele keine 48 Stunden.

Hier ist die Wand: Tim Hartmann hat aus seiner Zeit beim Drittligisten Longericher SC aber nicht nur beherztes Zupacken nach Gelpe/Strombach mitgebracht, sondern auch viel Schwung für den Angriff. Beim 29:26 über den MTV Rheinwacht Dinslaken war der Rückraumspieler mit sieben Treffer der beste Werfer seines Teams. (Foto: Thomas Schmidt)

HC Gelpe/Strombach – MTV Rheinwacht Dinslaken 29:26 (14:12). Es war wie so oft in den vergangenen Wochen: Die Gastgeber mussten sich durch die 60 Minuten arbeiten. Am Ende stand immerhin wieder ein aus Sicht des HC erfreulicher Erfolg, der das Konto fürs neue Kalenderjahr auf 7:7 Zähler ausglich (drei Siege, ein Unentschieden, drei Niederlagen) und den vierten Tabellenplatz festigte (19:11 Punkte). „Es war das erwartet enge Spiel“, fand Trainer Michiel Lochtenbergh, „es war ähnlich wie gegen andere Mannschaften, die so schnell wie möglich den Klassenerhalt sichern wollen. Es ist dann schwierig für uns, schnell eine größere Distanz im Ergebnis zu kriegen und mal ein lockeres Spiel zu haben. Teilweise haben wir das aber sehr gut gemacht in der zweiten Halbzeit, wo wir mehr Kontrolle bekommen haben.“ Weniger erfreulich dürfte das Ende für den MTV sein, der als Zehnter (10:18 Punkte) weiter wenigstens ein Auge auf die direkte Abstiegszone richten muss. 

Die Hausherren lagen bis zum 2:3 (5.) hinten und bis zum 6:6 (17.) war alles völlig offen. Lochtenberghs Auszeit nach dem Ausgleich der Dinslakener fruchtete zunächst – 10:7 (23.), 11:8 (25.). Einen größeren Vorsprung erarbeitete sich der Favorit aber erst nach der Pause, als er über das 15:13 (33.), 19:17 (42.) und 21:18 (45.) durch drei Treffer hintereinander auf 24:18 (50.) erhöhte. Das sollte allerdings immer noch keine Entscheidung sein, denn die nie aufsteckenden Gäste kämpften sich zurück – 23:25 (54.), 25:27 (57.). Erst die Tore von Tobias Schröter zum 28:25 (58.) und Tim Hartmann zum 29:25 (59.) machten endgültig den Weg frei für Gelpe/Strombach.  „“Wir geben in einfachen Situationen leichtfertig den Ball weg und treffen schlechte Entscheidungen. Wir lassen Dinslaken im Spiel, weil wir selber zu wenig aus den gegebenen Möglichkeiten machen“, meinte Lochtenbergh, „die Fehler, die wir gemacht haben, haben sie sehr gut verwertet. Da war sie sehr effizient. In der Summe war es aber ein verdienter Sieg.“

Kurz darauf ging sein Blick auf die am Samstag gegen den Siebten TSV Bonn rrh. (14:16 Punkte) wartende und ebenfalls nicht einfache Aufgabe: „Wir spielen im Moment relativ viel in kurzen Abständen. Wir müssen schauen, dass wir im Flow bleiben.“ Weil nach Bonn am kommenden Mittwoch das Nachholspiel beim OSC Rheinhausen folgt und am 12. März (Samstag) die Partie beim  Neusser HV, steckt das Team aus dem Obergischen zurzeit mitten in einem anspruchsvollen Paket mit vier Spielen innerhalb von zehn Tagen.

HC Gelpe/Strombach: Banaschewitz, Blech – Schröter (2), Schürmann, Urbach, Altjohann (2), Hilger (1), Roth (2), Borgardt (1), Bader (6), Hartmann (7), Panske, Mayer (4), Brüning (4).

MTV Rheinwacht Dinslaken: Köß, Bystron, Christmann – Backhaus (5), Tomke, Hombrink (8), de Lede, Ben Youssef (3), Adam, Tuda (5/4), Dreier (1), Reede (2), Feld (2).

 

Die Jagd auf die Tabellenspitze geht am Wochenende weiter – wobei fast noch zu klären wäre, wer eigentlich der Gejagte ist und wer der Jäger. Interaktiv.Handball steht ja mit 26:4 Punkten ganz vorne und macht seit Monaten einen ziemlich stabilen Eindruck: Seit der 30:31-Niederlage beim HC Gelpe/Strombach am 9. Oktober 2021 konnte das Team von Trainer Ace Jonovski aus elf Spielen ohne Niederlage 21:1 Zähler erzielen und sich dadurch Stück für Stück in die Position schieben, in die es dem eigenen Anspruch nach sowieso gehört. Dass sich der Spitzenreiter nun bei der immer stärker in Abstiegsgefahr geratenen SG Langenfeld (Rang 13/5:21 Punkte) überraschen lässt, ist vermutlich fast ausgeschlossen. Viel spricht dafür, dass die Ratinger den Abstand auf den Zweiten TV Korschenbroich (22:4) behaupten werden, der mit zwei (Nachhol-) Spielen im Rückstand liegt – und nun gegen den um den Klassenerhalt kämpfenden TV Rheinbach ebenfalls als klarer Favorit gilt. TVK-Trainer Dirk Wolf wird die Korschenbroicher allerdings zu höchster Achtsamkeit auffordern, weil die vom letzten Platz auf Rang zwölf verbesserten Rheinbacher (8:22 Punkte) zuletzt durch zwei Siege hintereinander ein Comeback im Abstiegskampf feierten – 28:25 in Gelpe/Strombach, 25:21 gegen Langenfeld.

Nur Dritter in der Tabelle ist zurzeit der TV Aldekerk, der zusammen mit dem BTB Aachen die wenigstens Spiele absolviert (elf) und gleichzeitig die wenigsten Minuspunkte auf dem Konto hat (19:3). Die bisher einzige Saison-Niederlage gab es fürs Team von Trainer Nils Wallrath mit dem 27:33 in Korschenbroich ebenfalls vor einer halben Ewigkeit am 9. Oktober 2021. Anschließend machte Aldekerk aus den 5:3 Zählern durch sieben Siege hintereinander jene heute gültigen 19:3 Punkte und etablierte sich dadurch zunehmend im Kreis der echten Titelkandidaten – gemeinsam mit Interaktiv und Korschenbroich. Das Problem des TVA: Viel Rhythmus kann er nicht (mehr) haben. Im Dezember war er lediglich einmal im Einsatz, im neuen Kalenderjahr bloß zweimal und seit dem 5. Februar (29:26 gegen Gelpe/Strombach) überhaupt nicht mehr.

Noch schwieriger ist der oft durch coronabedingte Absagen gestörte Saisonverlauf allerdings für den einst ebenfalls zu den Top-Teams zählenden BTB Aachen (Achter/12:10 Punkte). Die Mannschaft von Trainer Martin Becker gewann zuletzt am 13. November 2021 beim 23:21 gegen die HSG Siebengebirge. Dem schlossen sich vier weitere Auftritte an – jeweils zwei im alten und zwei im neuen Jahr. Etwas Zählbares erreichten die Aachener allerdings nicht mehr und vier Niederlagen in Folge führten zum Abrutschen ins Mittelfeld. Um den Termin-Rückstand abzubauen, tritt der BTB jetzt innerhalb von zwei Tagen zu zwei Aufgaben hintereinander an – wie die Aldekerker, denn am Freitagabend um 20 Uhr treffen sich beide Teams in Aachen zunächst zum direkten Duell. Genau 39 Stunden und 15 Minuten später folgt für Aldekerk am Sonntag um 11.15 Uhr die vermutlich nicht einfache Partie beim Zehnten Dinslaken (10:18), während Aachen am Sonntag „erst“ um 16 Uhr und damit „nur“ 44 Stunden später beim Neunten OSC Rheinhausen (10:14) wieder auf die Platte muss. An Geschenke der Hausherren oder besonders viel Rücksicht auf vorherige Strapazen glauben die Aachener eher selbst nicht.

Hinter dem Spitzentrio ist niemand mehr in Sicht, der für ganz hohe Aufgaben in Frage kommt – nicht als Jäger und schon gar nicht als Gejagter. Gelpe/Strombach hatte sich bereits vor dem 29:26 gegen Dinslaken mit einer durchwachsenen Bilanz für 2022 (bis dahin 5:7 Punkte) aus dem engeren Kreis der Besten verabschiedet und für die HG Remscheid geht es gegen den HC Weiden vor allen Dingen darum, den fünften Tabellenplatz zu festigen und später eventuell das eine oder andere Mal die da ganz oben ein bisschen zu ärgern. Beim Sechsten Neusser HV (16:14 Punkte) beginnt dann das gesicherte Mittelfeld, das gerade wohl bis zu den Dinslakenern reicht. Ab Weiden auf Platz elf (9:19) geht die erweiterte Gefahrenzone los und ab Rheinbach auf Rang zwölf die kurze Liste der Klubs, die in großer bis ganz großer Gefahr stecken. Am ärgsten ist die sportliche Not sicher beim Schlusslicht HSG Siebengebirge (4:24 Punkte), die sich vielleicht an ihren  einzigen Saisonsieg vom 6. November 2021 kaum erinnern kann: Damals reichte es zu einem knappen 25:24 über den HC Weiden. Die bittere Bilanz danach: Kein Sieg, zwei Unentschieden, sieben Niederlagen, 2:16 Punkte. Weil sie aber im Siebengebirge nicht so schnell aufzugeben pflegen, werden sie es im Heimspiel gegen Neuss bestimmt wieder versuchen.