Oberliga Mittelrhein
Geiles Abschluss-Training: Schwarz-Rot Aachen bleibt doch in der Oberliga!
Die Gegenwehr war erfolgreich: Bei Fußball und Bier traf am Mittwochabend die Nachricht des Verbandes ein, die für einen Jubelorkan sorgte.

Hände zum Himmel: Die Aachener (Nummer 3 Jonas Korsten) wirkten wie befreit, als die Kunde vom doch geschafften Klassenerhalt beim Abschluss-Training eintraf. (Foto: Thomas Schmidt)

Ende gut, alles gut? Auf jeden Fall für den ASV SR Aachen, denn die Mannschaft mit dem Trainerteam Cornelius Hesse/Lukas Winter hat zwei aufregende bis frustrierende Wochen hinter sich. Das Wichtigste vorweg: Die Aachener, die der Verband Mittelrhein zunächst und praktisch wie aus dem Nichts zum fünften Absteiger in die Verbandsliga gemacht hatte, spielt nun doch in der Saison 2022/2023 weiter in der Oberliga. Es ist das glückliche Finale eines Verwirrspiels, das unmittelbar vor dem abschließenden 35:28 beim CVJM Oberwiehl am 14. Mai in der Abstiegsrunde begonnen hatte. Dieser Sieg schien nichts mehr wert zu sein, nachdem der Verband kurz zuvor in eigenartiger Interpretation der Durchführungsbestimmungen die Zahl der Absteiger auf fünf erhöht hatte – weil der im Mai 2020 aus der Regionalliga zurückgezogenen TV Jahn Köln-Wahn für die gerade beendete Serie 2021/2022 als zusätzlicher Absteiger in die Oberliga Mittelrhein eingeordnet werden sollte. Das traf die Aachener ebenso unvorbereitet wie tief, denn als Vierter der Abstiegsrunde waren sie auf 18:10 Zähler und vor vier anderen Teams über die Ziellinie gekommen. Entsprechend waren alle der Auffassung, dass Rang vier reichen werde – bis eine Mail des Verbandes wie nebenbei mitteilte, es treffe einen fünften, Schwarz-Rot in diesem Fall. Gut für die Aachener: Sie ließen es nicht bei Frust, Enttäuschung und Unmuts-Äußerungen, sondern sie setzten sich zur Wehr. Am Dienstag erhoben sie beim Landes-Spruchausschuss der HVM Klage gegen die Entscheidung des Verbandes:  In der knapp neunseitigen Begründung legte Abteilungsleiter Bernd Biermann – selbst Volljurist und Rechtswart im Handballkreis Aachen/Düren – die Auffassung seines Vereins und die nicht nur in dessen Sichtweise vorhandenen Ungereimtheiten in den Durchführungsbestimmungen dar. 

Es passierte dann am Mittwochabend, als in der Halle ein verspäteter Jubelorkan ausbrach. „Wir haben beim Abschlusstraining für die Jungs, die uns verlassen, mit einem Bierchen beim Kicken die Nachricht vom Verband bekommen, dass wir die Liga halten und nächstes Jahr auch Oberliga spielen“, berichtet Trainer Hesse, „wir hätten es vom Timing nicht besser haben können, dass alle Jungs noch mal zusammen sind, auch die, die den Verein verlassen werden, dass wir mit einer Trikotübergabe und ein paar Fotos und ein bisschen Rührseligkeit den Abend verbringen konnten – und dass wir dann noch diese Nachricht bekommen haben. Das war richtig geil. In die Vorbereitung können wir jetzt mehr Sicherheit starten.“ Was trotzdem im Raum stehen bleibt: Das Theater hätten die Entscheider allen Beteiligten ersparen können. Wie wäre es, die Durchführungsbestimmungen unter die Lupe zu nehmen und anders zu fassen oder wenigstens die Folgen von Beschlüssen zu Ende zu denken? Fazit: Ende gut, nicht alles gut. Für die Aachener, denen der Klassenerhalt zu gönnen ist, fühlt sich die neue Lage allerdings nur gerecht an.