Regionalliga Nordrhein
Neuss fällt auf die Nase – und Refrath aus allen Wolken
NHV kommt beim 24:29 in Langenfeld zu spät in Schwung, Aufsteiger HSG lässt sich beim 24:25 in Weiden noch abfangen.

Das darf nicht wahr sein: Trainer Christopher Braun blieb wirkte nach dem unglücklichen Ende in Weiden zunächst fassungslos – wie alle bei der HSG Refrath/Hand. (Foto: Thomas Schmidt)

Der Freitag hatte – was den wirklich zählenden Teil der Saison 2022/2023 betrifft – jenen Teams gehört, die am Ende vielleicht sogar den Titel unter sich ausmachen. Und obwohl beide Seiten (noch) nicht ihr Top-Niveau abrufen konnten, scheinen sie ein ganzes Stück über der Konkurrenz zu stehen. Und klar: Für Interaktiv-Handball war das Happy End im Krimi mit dem 25:24 beim TV Korschenbroich sicher Gold wert. Sportlich ziemlich wertlos war dagegen der 38:29-Erfolg des BTB Aachen in der Partie beim zusätzlich in die Regionalliga einsortierten und außer Konkurrenz startenden HSV Gräfrath/Donezk – bei dem offensichtlich fast alle der für den Kader vorgesehenen Spieler (wieder/weiter) in der Ukraine sind. So hatten es die Aachener jetzt vorwiegend mit einer Mischung aus A-Jugendlichen und Bezirksliga-Spielern zu tun – ergänzt durch Gary Hines, der einst in Deutschland in der 3. Liga unterwegs war. Aachens neuer Trainer Simon Breuer fasste den Abend aus seiner Sicht so zusammen: „Vom Gefühl her hatte das noch Testspiel-Charakter. Bei den Gräfrathern fehlte eine ganze Reihe von Jungs, die eigentlich da mitspielen sollten, die aber aktuell wieder in der Ukraine sind. Wir konnten nicht ablegen, dass es noch nicht um alles geht. Wir haben über die ganzen 60 Minuten ein bisschen die Spannung vermissen lassen. Wir haben zu viele Fehler und kleine Fehlerchen gemacht. Wir hätten natürlich bei einer etwas besseren Aufmerksamkeit deutlicher gewinnen müssen.“ Weil sich das mit dem Testspiel-Charakter definitiv nicht ändern wird, werden die anderen Teams/Trainer ähnliche Erfahrungen machen. Deshalb sind die Ergebnisse am Ende unnötig bis überflüssig – und weitere Zeilen darüber in der Zusammenfassung des Geschehens in der Regionalliga auch.

Zur Sache ging es dann knapp 24 Stunden später am Samstagabend – und nicht alle Hoffnungen erfüllten sich. Der Neusser HV etwa zog vor allem aufgrund einer miserablen Phase in der ersten Halbzeit deutlich mit 24:29 bei der SG Langenfeld den Kürzeren und auch der Aufsteiger HSG Refrath/Hand stand am Ende mit leeren Händen da. Beim HC Weiden reichte dem Klassen-Neuling selbst eine klare Führung nicht – 24:25.

 

HC Weiden – HSG Refrath/Hand 25:24 (10:11). Es war ein bitterer Auftakt für die HSG, denn der Aufsteiger lag nahezu das gesamte Spiel über vorne. Die einzigen Führungen der Gastgeber waren das 1:0 (4.) durch Jonas Scheidtweiler – und dann der 25:24-Siegtreffer, den Sven Xhonneux fünf Sekunden vor Schluss erzielte. Abzusehen war ein derart enger Spielverlauf allerdings nicht, denn die Gäste kamen gut ins Spiel und setzten sich gegen die junge Weidener Mannschaft früh auf sechs Tore ab – 8:2 (14.), 11:5 (22.). „Wir haben die erste Viertelstunde gut im Griff“, meinte HSG-Trainer Christopher Braun. Doch die folgende Weidener Systemumstellung trug Früchte und es lief nicht mehr viel zusammen beim Klassenneuling, sodass der HC bis zur Pause auf 10:11 (30.) verkürzen konnte. „Wir lassen sogar noch das eine oder andere liegen. Das ist im Nachgang bitter, da können wir zur Halbzeit deutlicher führen“, sagte Braun.

Die zweite Hälfte gestaltete sich ausgeglichener und die HSG wusste sich nicht mehr zu lösen. Übers 16:13 (40.) und 21:19 (50.) lief es in der Sporthalle Parkstraße auf ein enges Finale hinaus, indem Refrath die Oberhand zu behalten schien. Weiden kam aber, begünstigt durch zwei Zeitstrafen gegen die HSG, in den letzten fünf Minuten weiter auf und sicherte sich mit dem 24:24 (59.) von Jonas Scheidtweiler und dem Treffer von Xhonneux den Erfolg. „Wir machen über das gesamte Spiel bestimmt 25, 26 technische Fehler. Das ist viel Lehrgeld für uns“, meinte Braun. Deutlich entspannter war auf der anderen Seite die Gemütslage beim Weidener Kollegen Marc Schlingensief: „Es war das erwartet schwere Spiel zu Beginn. Die Nervosität war deutlich zu spüren, wie haben keinen Zugriff auf den Rückraum bekommen. Im Angriff sind wir zu oft am überragenden Torhüter Oliver Kierdorf gescheitert und wir hatten viele technische Fehler. Jedoch hat meine junge Mannschaft eine absolut starke Moral bewiesen. Am Ende war es natürlich sehr glücklich, aber nicht unverdient, da die Jungs trotz der hohen Rückstands an sich geglaubt haben. Kompliment aber auch an Refrath, die aus meiner Sicht einen sehr erfrischenden Handball spielen.“

HC Weiden: Bayer, Tombach – Xhonneux (6/1), Scheidtweiler (8/1), Gerke (1), Eich, Kemper, Flossbach (3), Boesel (3), Fiedler (4), Richter, Bergerhausen, Debye, Eissa.

HSG Refrath/Hand: Vatter, Kierdorf – Schallenberg, Faulhaber, Faust, Funke (7), Niehaus (5), Wendler (6), Wittig (5), Speckmann, Asselborn, Merz, Natzke (1), Thißen.

 

SG Langenfeld – Neusser HV 29:24 (16:8). Die Neusser haben den Saisonstart vergeigt und nach 60 Minuten standen die Langenfelder als verdienter Sieger fest. Doch eigentlich war die Partie bereits nach 30 Minuten beim unerwartet hohen 16:8 für die Gastgeber entschieden. „Die erste Halbzeit war eine Katastrophe. Wir waren viel zu träge und haben viel zu viel verworfen“, fand der Neusser Co-Trainer Julian Fanenbruck, der noch eine halbwegs ausgeglichene Startphase sah. Nachdem sich beide Teams über eine gewisse Anlaufzeit abgetastet hatten, legte die SGL das 1:0 (3.) vor. Als Tim Dicks für den NHV auf 6:7 (15.) verkürzt hatte, schien Neuss dranbleiben zu können – aber durch eine Zeitstrafe gegen Daniel Küpper Ventura (17.) entstand ein Bruch im Spiel der Gäste und die Hausherren, angeführt von Vinzenz Preissegger (insgesamt sechs Treffer), starteten einen 6:0-Lauf bis zum 13:6 (27.) fürs Team von Trainer Christian Pauli.

„Wir stellen dann die Abwehr um und kommen etwas besser ins Spiel, aber am Ende läufst du dem Rückstand nur hinterher“, sagte Fanenbruck. Die Neusser versuchten zwar alles und stemmten sich durchaus gegen die Niederlage, doch die Aufholjagd führte nur bis zum 17:20 (46.). Die SGL übernahm wieder das Kommando und fuhr letztlich einen ungefährdeten ersten Saisonsieg ein. Für Langenfeld geht es am kommenden Samstag zum Vorjahresvierten HC Gelpe/Strombach, während die Neusser im ersten Heimspiel auf den Drittliga-Abseiger TuSEM Essen II treffen.

SG Langenfeld: Faust, Hüttel – Pötzsch (2), Preissegger (6), Rahmann (2), Schulz (2), Winter (4), Richartz (4), Becker (1), Gohly (1), Schmitz, Raschke (5), Lajnef, Wellershaus (2/2).

Neusser HV: Zivelonghi, Schroif – Merten, Menze, Rosendahl (1), Dicks (9), Danker (1), Küpper Ventura (2), Zwarg (4/1), Thanscheid (1), Baup, Akuinor, Rothkopf (4), Bauer (2).

 

HSV Gräfrath/Donezk – BTB Aachen 29:38 (14:18). 

BTB Aachen: Schüler, Elsen – Wydera (6/1), Korsten (5/2), Jacobs, Oslender (6), Boekmann (3), Uerlings, Horn (3), Schnalle (7), Kaesgen (4), Kepp, Sevenich (4).