Regionalliga Nordrhein
Hindernisrennen: Korschenbroich sucht den Rhythmus, Neuss eine Halle
TVK bleibt trotzdem nur durch einen Sieg gegen den HC Gelpe/Strombach dran am Spitzenreiter Ratingen. Unten steht ein Schlüsselspiel zwischen Weiden und dem NHV auf dem Programm.

Reißtest: Ante Grabavac (Nummer 5) ist mit inzwischen 80 Toren aus zehn Spielen der erfolgreichste Werfer in der Regionalliga – und offensichtlich auch bereit, in der Abwehr entsprechend zuzupacken. Maximilian Eugler (Nummer 10) und Henrik Schiffmann (ganz rechts) wissen ohnehin, dass der Weg nach ganz vorne für ihren TV Korschenbroich ein weiter sein wird. (Foto: Sven Frank)

Nach Lage der Dinge darf sich der TV Korschenbroich in seinem ganz persönlichen Hindernisrennen keinen einzigen Ausrutscher mehr leisten – und dass die Mannschaft von Trainer Gilbert Lansen kaum dazu kommt, einen halbwegs normalen Rhythmus aufzubauen, macht die ganze Angelegenheit auch nicht einfacher. Erst behinderte den Titelkandidaten, der vor der Saison ein offenes Bekenntnis abgeliefert hatte, dass der Aufstieg in die 3. Liga durchaus ein Ziel sei, eine unglückliche Terminplan-Konstellation: Zwei Spiele, Pause, drei Spiele, wieder Pause, zwei Spiele, die nächste Pause, dann trotzdem ein 31:18 über den Bergischen HC II, das den sechsten Sieg hintereinander brachte. Nun fiel am vergangenen Wochenende das Derby beim Neusser HV aus, nachdem die Halle Hammfeld mit sofortiger Wirkung kurzfristig und bis auf Weiteres gesperrt worden war. Seit dem 24:25 gegen Interaktiv.Handball vom 2. September hatte der TVK in elf Wochen genau sechs Auftritte – was nicht eben nach Vollbeschäftigung aussieht. Unwahrscheinlich ist nun, dass die Konkurrenz darauf viel Rücksicht nimmt – und sehr wahrscheinlich ist, dass bereits die bevorstehende Aufgabe ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit erfordert und reichlich Arbeit über die gesamten 60 Minuten beinhaltet. Der bei 12:2 Zähler stehende Vierte Korschenbroich erwartet schließlich den Dritten HC Gelpe/Strombach, der glatte drei Mal mehr auf der Platte stand, deshalb trotz relativ schlechterer 13:7 Zähler aktuell den dritten Rang einnimmt und aufgrund seines spielerischen Potenzials durchaus ein gefährlicher Gegner für jeden Regionalligisten sein kann. Sollte die Mannschaft von Trainer Markus Murfuni aus der Waldsporthalle einen oder gar zwei Punkte entführen, wäre der große Sieger vermutlich Ratingen.

Interaktiv befindet sich im Moment auf der Sonnenseite des Handballer-Daseins, weil es auch die umkämpften Partien für sich entscheidet. So war es am Anfang in Korschenbroich, so war es etwa bei der TSV Bonn rrh. (33:32), so war es beim Neusser HV (32:30), so war es beim BTB Aachen (39:37). Seinen bisher höchsten Saisonsieg landete das Team um den spielenden Co-Trainer Alexander Oelze vor Kurzem ausgerechnet mit dem 42:30 gegen den HC Gelpe/Strombach, der unter anderem deshalb in der Summe kein echter Verfolger mehr ist. Und dass Interaktiv als haushoher Favorit nun ausgerechnet im nächsten Heimspiel seine weiße Weste verliert, darf als extrem unwahrscheinlich gelten: Es kommt der Vorletzte MTV Rheinwacht Dinslaken (3:15 Punkte), der am vergangenen Wochenende mit 26:30 gegen die HSG Refrath/Hand verlor – und anschließend den erst vor dieser Saison gekommenen Trainer Harry Mohrhoff, der seinen Rücktritt erklärte.

Wie Verlorene müssen sie sich zurzeit besonders beim Schlusslicht Neusser HV fühlen, der am 16. September beim Bergischen HC II mit 29:26 gewann und damals auf den Weg in ruhigere Gefilde gehofft hatte. Anschließend gab es jedoch weitere sechs Niederlagen, sodass die Mannschaft von Trainer Josip Jurisic mit 2:16 Zählern für die nächste Zeit vor einigen größeren sportlichen Aufgaben steht. Was dem NHV fast noch mehr Kopfzerbrechen bereitet: Seit Mitte der vergangenen Woche ist die Halle Hammfeld gesperrt (Schäden am Boden) und so musste letztlich zunächst das Derby gegen den TV Korschenbroich ausfallen. Wann die Reparaturarbeiten beginnen und wie lange sie dauern werden, ist bisher nicht klar – wohl allerdings, dass sich alleine die Suche nach einem Ausweich-Quartier fürs Training mit Harzzulassung extrem schwierig gestaltet. Und in dieser komplizierten Situation, in der wohl keine schnelle Lösung in Sicht ist, hält der Spielplan für Samstagabend die für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt wichtige Aufgabe beim HC Weiden bereit. Der steht bloß zwei Plätze (Zwölfter) und drei Punkte (5:13) vor den Neussern und würde sich natürlich am liebsten einen wertvollen Heimsieg sichern. Der Elfte TSV Bonn rrh., der für den NHV ebenfalls in Reichweite liegt (5:13), erwartet im unteren Drittel den Bergischen HC II (8:12) zu einer weiteren Partie, die Weichen stellen könnte. Gewinnt der BHC, setzt er sich ins Mittelfeld ab. Gewinnt Bonn, robbt es sich zumindest ans Mittelfeld heran. Nicht ausgeschlossen: Bonn und Weiden stehen nach diesem Spieltag bei jeweils 7:13 Punkten, während Dinslaken auf 3:17 kommt und Neuss auf 2:18. Andere Möglichkeit: Die vier im Keller rücken noch enger zusammen.

Deutlich über den eigenen Plan-Vorstellungen liegt momentan die HG Remscheid, die jedoch als Zweiter mit 13:5 Punkten eher ein sehr breites und mindestens bis zum Zehnten BHB Aachen (10:10) reichendes Mittelfeld anführt. Fürs Team des zum Saisonende aufhörenden Trainers Alexander Zapf, dessen Nachfolger in Nelson Weisz (zuletzt bei TuSEM Essen II in der 3. Liga) inzwischen feststeht, hatte das 27:35-Debakel vom 15. Oktober in eigener Halle gegen den OSC Rheinhausen offensichtlich eine Art heilender Wirkung. Anschließend gab es jedenfalls 9:1 Punkte aus fünf Spielen ohne Niederlage – ohne dass die Remscheider daraus Ansprüche ableiten, ernsthaft in den Kampf um den Aufstieg in die Regionalliga eingreifen zu können. Aachen, das auf 8:10 Punkte blickt, bringt als Empfehlung unter anderem den großen Kampf beim jüngsten 37:39 gegen die Ratinger mit. Der eine will am liebsten den gut aussehenden Rang zwei so lange wie möglich verteidigen, der andere den Abstand zur direkt gefährdeten Zone. Auch das könnte spannend werden.