Harzheld 2022
Gesucht: Euer „Harzheld des Jahres 2022“
Wählt noch bis Samstag euren Kandidaten: Tim Gentges, Manfred Hoffmann, Peer Pütz oder Lukas Martin Schulz.

Vier Typen, so bunt wie der Handball selbst. Wer beeindruckt euch am meisten und wird Harzheld des Jahres 2022?

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Und die vergangenen zwölf Monate waren ein riesiger Schritt zurück zum „normalem“ Handball, bei dem das Spielkonzept wichtiger ist als ein Hygienekonzept. Spielausfälle und -verlegungen? Sie werden weniger, auch wenn vielerorts die Personaldecken dünner geworden sind. Zuschauer in der Halle, die für Stimmung und Emotionen sorgen? Zum Glück wieder Alltag, auch wenn an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Respekt für Gegner oder Schiedsrichter angebracht wäre. Spannung in den Ligen? Aber sicher. Allein der Mai 2022 entschädigte für vieles, was in den zwei Jahren zuvor gefehlt hatte – angefangen am 4. Mai mit dem Gipfeltreffen in der Oberliga Niederrhein zwischen dem Bergischen HC II und Borussia Mönchengladbach, gefolgt von der Rückkehr des Traditionsklubs VfL Gummersbach in die 1. Bundesliga nur wenige Tage später. Am 19. Mai lieferten sich der TV Aldekerk und Interaktiv.Ratingen ein packendes Duell um die Meisterschaft in der Regionalliga – mit dem besseren Ende für die Aldekerker, die seit dem Sommer die 3. Liga bereichern. Und wiederum nur zwei Tage später holte sich die HSG Refrath/Hand im „Finale“ beim TSV Bayer Dormagen II den Titel in der Oberliga Mittelrhein. Und die neue Saison verspricht nicht weniger Dramatik: Schaffen die zuvor geschlagenen Ratinger in der Regionalliga oder die Borussia aus Mönchengladbach in der Oberliga Niederrhein 2023 den angepeilten Aufstieg? Wer muss wo den Weg nach unten antreten? Der Anfang ist gemacht – und wir freuen uns auf Spannung bis zum Schluss.

Auch im Jahr 2022 haben wir starke Typen ausgemacht, die den Handball alle auf ihre Art leben. Als Spieler, Trainer – oder gleich beides. Jetzt interessiert uns wieder eure Meinung und wir suchen zusammen mit euch wieder den „Harzhelden“ des Jahres. Wer wird Nachfolger von Christopher Wolf, der 2021 die meisten Stimmen auf sich vereinen konnte? Vier Kandidaten haben es wieder durch unsere Vorauswahl geschafft. Ab jetzt seid ihr dran: Wen fandet ihr am besten? Von wem ist am meisten bei euch kleben geblieben? Über unsere Facebook-Seite könnt ihr von jetzt an bis zum 17.12.2022 (24 Uhr) über die Kommentar-Funktion abstimmen.

 

Hier sind die Kandidaten für die Wahl zum „Harzhelden des Jahres 2022“

Tim Gentges: TV Aldekerk (3. Liga)

Was für eine geile Zeit! Tim Gentges feierte im Mai 2022 zuerst den Aufstieg mit dem TV Aldekerk – und seitdem jede einzelne Partie in der 3. Liga. (Foto: Thomas Schmidt)

In ihm wohnt die Leidenschaft – wie in ganz Aldekerk das Feuer für den Handball brennt. Und als sich der TV Aldekerk am Anfang des Jahres entschloss, eine interne Lösung für die Nachfolge von Trainer Nils Wallrath (hatte frühzeitig eine Pause zum Ende der Saison angekündigt) zu installieren, fiel die Wahl auf Tim Gentges – einen Regisseur mit Übersicht, Ideen und Erfahrung. Gentges, damals 34 und inzwischen 35 Jahre nicht alt, sondern jung, sollte/wollte nicht aufhören, sondern als Spielertrainer weitermachen. Damals stand dann die Entscheidung fest – nicht aber, dass die Aldekerker im Dreikampf mit Interaktiv.Handball und dem TV Korschenbroich tatsächlich die Nase vorne behalten sollten. Das gelang ihnen allerdings mit einem wirklich atemberaubenden Siegeszug, an dem Gentges praktisch als rechte Hand von Wallrath und aktiver Spieler beteiligt war. Anschließend wechselte/erweiterte er seinen Aufgabenbereich und begann die Dinge auch von der anderen Seite aus zu steuern. Sein Credo von der ersten Sekunde an: „Wir freuen uns wie Bolle, 3. Liga spielen zu dürfen. Der Spaß wird überwiegen. Jedes Spiel ist ein Spiel, das du genießen sollst.“ Der großartige Beginn mit 12:2 Punkten hielt das Stimmungsbarometer zusätzlich auf Rekordniveau – und Gentges fiel mit seinen Aldekerkern in der dann folgenden schwierigeren Phase nicht in den Keller: Der TVA hat das Moral und das Potenzial, die Klasse zu halten. Geblieben ist bei Tim Gentges auch am Anfang der Rückrunde jene tief von innen kommende Freude vor dem und beim Betreten des Handball-Feldes. Und seine Analysen/Kommentare danach? Sie sind schnell da, sie sind treffend, sie sind ebenso leidenschaftlich wie sachlich.

 

Manfred Hoffmann: Fortuna Köln (Oberliga Mittelrhein)

Noch lange nicht fertig: Manfred Hoffmann ist auch mit 57 Jahren aus dem Oberliga-Team von Fortuna Köln nicht wegzudenken. (Foto: Thomas Schmidt)

Leidenschaft für den Handball kennt keine Altersgrenze. Ansonsten würde die Sportart sich um Typen wie Manfred Hoffmann bringen. Der Torhüter ist eine Institution bei seiner Fortuna in Köln, für die er mit inzwischen 57 Jahren immer noch zwischen den Pfosten des Oberliga-Teams steht. Dort könnte sein Keeper-Kollege Yannik Scholl (immerhin 30 Jahre alt) tatsächlich sein Sohn sein – wie im Grunde alle anderen aus der Mannschaft. Das hindert Hoffmann allerdings nicht daran, nach wie vor jede Einheit und jedes Spiel mit vollem Einsatz anzugehen. „Er ist ein absoluter Teamplayer, immer einer der ersten in der Halle und bei jedem Training“, berichtet sein Trainer Tobias Marquardt voller Anerkennung. Die hat sich Hoffmann im Übrigen längst über die Stadtgrenzen von Köln hinaus verdient – nicht nur für seine sportlichen Leistungen, sondern auch für den Zusammenhalt, den der Handball so unendlich wertvoll macht. Sein Mitspieler Roman Stabauer bringt es auf den Punkt: „Er braucht das Training, die Spiele, die Kabinenfeste und den Kasten Kölsch danach. Gefühlt kann er das noch etliche Jahre weitermachen.“

 

Peer Pütz: Bergischer HC (1. Bundesliga)/TuS 82 Opladen (3. Liga)

Der, der alles sieht: Peer Pütz (links/hier noch als Trainer des TSV Bayer Dormagen) ist ein echter Handball-Fachmann. (Foto: Thomas Schmidt)

Wer etwas über Daten oder sonstige Einzelheiten wissen will, fragt am besten Peer Pütz (31). Dass ihn Jamal Naji (36) gerne an seiner Seite haben wollte, als er vor gut anderthalb Jahren den Wechsel vom Zweitligisten TuSEM Essen zum Bergischen HC in die 1. Bundesliga nach dem Ende der Saison 2021/2022 amtlich machte, war ja kein Zufall. Die Herren, längst ziemlich gute Freunde, kannten sich aus gemeinsamer Zeit in der Nachwuchs-Abteilung des Zweitligisten TSV Bayer Dormagen. Und genau dort stellte Pütz in Najis Essener Zeit hinreichend unter Beweis, dass er weit mehr als ein Zahlen- und Statistik-Freak ist. Schließlich war er nicht nur in leitender Funktion für die Dormagener Trainer im Leistungsbereich zuständig, sondern als Co-Trainer an der Seite des damaligen Cheftrainers Dusko Bilanovic auch mit dem Wohlergehen der ersten Mannschaft betraut. Und Anfang 2022? Da sahen die TSV-Verantwortlichen den Zeitpunkt gekommen, sich von Bilanovic zu trennen. Es übernahmen David Röhrig, damals für A-Jugend und Oberliga-Team des Vereins verantwortlich, und Pütz als Trainer-Duo die Mission Klassenerhalt. Resultat: Dormagen holte die zur Rettung notwendigen Punkte. Die neue Stelle beim Bergischen HC ist natürlich nur in Vollzeit zu bewältigen – und trotzdem hat Pütz den Kontakt zur Vergangenheit und zum Nachwuchs nicht verloren. Das aktive Mitmachen kann er offensichtlich auch nicht lassen: Als sein früherer Verein TuS 82 Opladen kürzlich den personellen Notstand ausrufen musste, sprang er in der 3. Liga kurzfristig ein und stellte sich in den Dienst des Teams von Trainer Fabrice Voigt. Vier Jobs innerhalb eines Jahres? Schafft sicher nicht jeder.

 

Lukas Martin Schulz: Longericher SC (3. Liga)

Rein damit! Lukas Martin Schulz (beim Wurf) weiß besser als jeder andere, wie sich in der 3. Liga 2022/2023 ein Torerfolg anfühlt. (Foto: Thomas Schmidt)

Handball ist ein Mannschaftssport und den meisten Trainern ist es doch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit lieber, nicht von einem Spieler abhängig zu sein. Auf der anderen Seite gibt es diese Akteure, bei denen wiederum kein Coach böse ist, wenn er sie auf seiner Seite weiß. Einer dieser Herren ist Lukas-Martin Schulz (28). Vor viereinhalb Jahren zog es den gebürtigen Westfalen nach Köln, wo er eine neue sportliche Heimat bei den Longerichern in der 3. Liga fand. Inzwischen ist der Mittelmann hier nicht mehr wegzudenken und für seinen Coach Chris Stark steht Schulz sogar für eine wesentliche Veränderung in der gesamten Sportart: „Es ist so ein gewisser Trend erkennbar, dass nicht mehr unbedingt nur die wurfgewaltigen Halbspieler entscheiden, sondern dass es im modernen Handball auch die torgefährlichen Rückraum-Mitte-Spieler sind.“ Dass der LSC die Saison 2021/2022 in der 3. Liga auf dem dritten Tabellenplatz abschloss und im Dezember 2022 als Vierter wieder hervorragend dasteht, geht nicht zu einem ganz kleinen Teil auf das Konto des Rückraumspielers: Schulz erzielte in dieser Saison in 15 Partien 137 Tore, davon 97 aus dem Spiel heraus, 40 vom Siebenmeterpunkt. In der offiziellen DHB-Statistik ist der Longericher damit der erfolgreichste Schütze aller fünf Drittliga-Staffeln deutschlandweit. Lediglich bei den Feldtoren schlägt ihn Elias Scholtes (Rhein-Neckar Löwen II/Staffel Süd), der hier 120 Treffer erzielt hat, aber nicht zusätzlich per Strafwurf erfolgreich war. Auch wenn kein Trainer von einem Spieler abhängig sein will – in Köln sind sie froh, Lukas Martin Schulz im Team zu haben.