Oberliga Niederrhein
Wegen Lindenau: Haan gibt in Königshof ersten Punkt ab
Unitas rettet bei den Adlern auch mit Glück ein 36:36. Selbst Gäste-Trainer Markus Neußer ist vom Torwart der Hausherren beeindruckt.

Versuch es doch einfach: Adler-Keeper Florian Lindenau (hier im direkten Duell mit Mönchengladbachs Dennis Aust-Heide) wies erneut nach, dass er mit 42 Jahren noch immer im besten Torhüter-Alter ist. (Foto: Herbert Mölleken)

Es gibt sie in der Oberliga Niederrhein hin und wieder doch – spannende Begegnungen mit Beteiligung der beiden Spitzenteams, die ansonsten ein Stück weit über der Konkurrenz durch die Saison zu gehen scheinen. So machte zwar der Zweite Borussia Mönchengladbach beim 42:27 kurzen Prozess mit dem LTV Wuppertal aus der unteren Hälfte, aber der Spitzenreiter Unitas Haan war beim Vierten DJK Adler Königshof an einem echten Krimi beteiligt, an dessen Ende es keinen Sieger gab – 36:36. Dabei nötigte die Vorstellung der Hausherren unter anderem Haans Trainer Markus Neußer viel Respekt ab: „Sie haben alles rausgeholt, stark gekämpft und gut gespielt. Sie hätten auch zwei Punkte verdient gehabt und wir haben zumindest einen noch gerettet.“ Obwohl die bisher weiße Weste nun nicht mehr völlig rein ist, liegt Haan mit 27:1 Zählern unverändert vor den Mönchengladbachern, die bei 26:2 Punkten stehen und sich in den nächsten Wochen mit der Unitas weiter ein enges Duell im Kampf um Meisterschaft und Aufstieg liefern – womöglich bis zum direkten Rückrundenduell am 25. März in Mönchengladbach. Der Dritte Mettmann-Sport (21:7) und die Adler auf Rang vier (20:8) sind die Kandidaten für den dritten Platz, weil der Fünfte TV Lobberich (17:11) nach seinem 25:30 gegen Mettmann ein Stück zurückliegt. Ganz hinten bleibt der Letzte TV Angermund (0:26) der heißeste Kandidat für den Abstieg. Zu den gefährdeten Teams gehören der Vorletzte TSV Aufderhöhe (3:25) und der Elfte TuS Lintorf (7:19), deren direktes Aufeinandertreffen mit dem 26:26 keinen Sieger hervorbrachte.

Adler und Haaner waren sich hinterher einig, wer der Spieler des Spiels war: Beide legten sich eindeutig auf Königshofs Keeper Florian Lindenau fest. „An ihn geht ein Riesenlob“, fand Adler-Spielertrainer Sebastian Bartmann, „er hat uns heute wieder in vielen, vielen Situationen gerettet.“ Kollege Neußer drückte es noch deutlicher aus: „Ein Torwart hat uns heute den Punkt gekostet. Florian Lindenau hat alles gehalten. Von daher müssen wir mit dem Punkt leben und zufrieden sein.“ Das galt erst recht, weil die Hausherren dank ihrer starken kämpferischen Leistung in der 54. Minute mit 35:32 führten und alle Chancen auf einen Erfolg hatten. Haan glich durch drei Treffer hintereinander zunächst zum 35:35 (58.) aus und legte durch Marcel Billen das 36:35 (60.) zur ersten Haaner Fühung überhaupt vor – das Matthias Meurer acht Sekunden darauf zum 36:36 ausglich.

Bartmann wusste zuerst gar nicht, ob er sich trotz der guten Gesamtleistung der Hausherren vielleicht hätte ärgern müssen: „Im Endeffekt muss man sagen, dass wir leider einen Punkt verspielt haben. Wir haben in der entscheidenden Phase vorne drei wichtige Bälle liegen lassen. Hätten wir die getroffen, hätten wir die zwei Punkte mitgenommen. Ich kann meiner Mannschaft aber für die kämpferische Leistung nur ein Lob aussprechen.“ Neußer war auf jeden Fall mäßig begeistert: „Wir lagen das ganze Spiel eigentlich zurück. Wir hatten nicht die Kontrolle, weder in der Abwehr noch über den Torwart. Wir hatten ganz zum Schluss noch die Chance und den Ball, dann allerdings in Unterzahl und ohne Torhüter. Wir haben dann nicht mehr den Abschluss hinbekommen. Wir haben gekämpft, wie haben alles versucht, aber am Ende des Tages sind wir an unserer eigenen Abschluss-Schwäche gescheitert und daran, dass wir nicht unsere gewohnte Abwehr-Torwart-Kombination gestellt haben.“

Mönchengladbach hatte gegen Wuppertal bis zum 2:3 (3.) kleinere Probleme, übernahm aber mit dem 4:3 (4.) schnell die Führung und beherrschte die Angelegenheit danach bereits vor der Pause – 10:6 (11.), 13:8 (15.), 15:9 (18.), 19:12 (26.), 22:15 (30.). Mit dem 27:17 (38.) war das Polster zum ersten Mal zweistellig und bis zum Schluss baute das Team von Trainer Ronny Rogawska seinen Vorsprung mit dem 42:27 (60.) auf 15 Tore aus. „Ich glaube, heute haben wir das umgesetzt, was ich seit längerer Zeit anspreche“, stellte Rogwaska zufrieden fest, „wir haben ein sehr, sehr gutes Spiel abgeliefert über eine längere Strecke, quasi über 60 Minuten mit höchstens drei oder vier technischen Fehlern. Wir konnten immer wieder gute Lösungen finden.“ Besonders gut gefielen ihm die Leistungen von Rückraumspieler Jonas Vonnahme in der Rolle des Langzeit-Verletzten Heider Thomas, von Paul Lipok am Kreis und von Linksaußen Luis Kubik.

Eher gemischte Gefühle auf beiden Seiten produzierte das Kellerduell zwischen Aufderhöhe und dem Aufsteiger aus Lintorf. Der TuS, der sich vor Kurzem von seinem bisherigen Trainer Felix Linden getrennt hatte und dann mit einem 29:27 beim LTV Wuppertal ins neue Jahr gestartet war, erwischte mit dem 4:10 (20.) einen miserablen Start, arbeitete sich aber in die Partie hinein, glich beim 22:22 (48.) erstmals aus und legte nun vor – 25:23 (53.), 26:24 (56.). Sebastian Pepke (57.) und Christopher Richter (59.) sorgten mit ihren Treffern allerdings dafür, dass für Aufderhöhe ein Unentschieden heraussprang. „Nach schlechten ersten 20 Minuten konnten wir uns in Hälfte zwei deutlich steigern und einen am Ende verdienten Punkt im Hexenkessel von Aufderhöhe holen“, meinte Lintorfs Vorstandsmitglied Hajo Pfeiffer. Deutlich bescheidener war die Laune von TSV-Trainer Heino Kirchhoff: „Wir sind sehr enttäuscht, denn wir haben es nicht geschafft, den Abstand zum rettenden Ufer zu verringern. Das Spiel gibt aber Anlass zu der Hoffnung, dass uns das in den nächsten Wochen gelingt.“ Die Lintorfer bilden gemeinsam mit Handball Oppum (7:21), den Aufderhöhern und den Angermundern das letzte Drittel der Oberliga.

Das zweite Drittel beginnt – wie das dicht gestaffelte Mittelfeld – beim Sechsten TSV Kaldenkirchen (15:13 Punkte), der beim 34:19 über den mit nur neun Feldspielern angetretenen und chancenlosen  TV Angermund von Anfang an Herr der Lage war. Schon mit dem 10:4 (16.) deutete sich klar an, wer die Platte als Sieger verlassen würde, und ab dem 17:7 (27.) bewegte sich der Vorsprung der Hausherren kontinuierlich im zweistelligen Bereich. „Wir absolvieren die heutige Aufgabe sehr souverän und alle Feldspieler können sich in die Torschützenliste eintragen. Wir freuen uns, dass wir wieder wichtige Punkte sammeln konnten und wir unserem Ziel wieder ein bisschen nähergekommen sind“, sagte TSV-Coach Volker Hesse. Dieses Ziel ist im Übrigen eindeutig der sorgenfreie Klassenerhalt – den auch der TV Geistenbeck anstrebt, der nach seinem 31:27 über Oppum als Siebter ebenfalls 15:13 Zähler auf dem Konto hat. Fürs Team von Trainer Thomas Laßeur war die Partie trotzdem ein ganz hartes Stück Arbeit und nach dem 22:24 (48.) bogen die Gastgeber durch fünf Treffer hintereinander erst in der Schlussphase auf den Weg zum Sieg ein – 27:24 (54.). Darauf fanden die Gäste keine passende Antwort mehr, sodass Laßeur aufatmete: „Kompliment an meine Mannschaft, dass wir geduldig geblieben sind und eine super letzte Viertelstunde gespielt haben. Zum Schluss war auch unser Routinier Timo Hüpperling mit vier Toren maßgeblich daran beteiligt, dass wir das Spiel gedreht und einen ganz wichtigen Sieg eingefahren haben. Wir halten den Abstand auf Oppum und festigen unseren Mittelfeldplatz. Das war das Ziel und das haben wir hinbekommen, obwohl es kein Handball-Leckerbissen war.“

Ziemlich sorgenfrei steht auch der HSV Überruhr da, der sich durchs 35:27 über die HSG Hiesfeld/Aldenrade (Zehnter/11:17) mit nun 13:15 Punkten auf Rang acht verbesserte und gleichzeitig die Revanche fürs 21:24 in Hiesfeld am Anfang der Saison schaffte. Die Basis für den ungefährdeten Erfolg legten die Gastgeber, als sie aus der ohnehin beruhigenden 9:6-Führung (12.) durch sechs Treffer hintereinander innerhalb von neuneinhalb Minuten das 15:6 (21.) machten – das sie bis zur Pause auf 21:11 (30.) und zehn Treffer Differenz ausbauten. „Nachdem wir das Hinspiel verloren hatten, wollten wir was gutmachen. Das gelingt uns besonders in der ersten Halbzeit mit einer sehr überzeugenden Leistung. Insgesamt erkennt man bei uns weiterhin eine positive Entwicklung, die wir fortführen wollen“, sagte HSV-Trainer Tim Reinhardt, der mit seiner Mannschaft den zweiten Sieg im zweiten Spiel im Jahr 2023 einfuhr. Vor einer Woche hatte Überruhr gegen Schlusslicht Angermund ebenfalls mit 35:27 gewonnen.

DJK Adler Königshof – Unitas Haan 36:36 (16:15).

DJK Adler Königshof: Lindenau – Göller, Meurer (4), Schumacher (3), J. Kuhlen, Eiker (9), Legermann (7/2), T. Kuhlen (1), Bartmann (3), Vogel (4), Huth (5), Zavada.

Unitas Haan: Seher, Joest – Korbmacher (1), Riemann, Moser (2), Billen (13/8), Mohrmann, Mohaupt (7), Ziegler, D’Avoine (8), Völker (2), Jesussek, Austrup (1), Schusdzarra (2).

 

Borussia Mönchengladbach – LTV Wuppertal 42:27 (22:15).

Borussia Mönchengladbach: Hoffmann, Lyrmann – Aust-Heide, Prinz (2), Panitz (4/3), Weis (9), Bremges (3), Weisz (3), Berner (5), Nix (5), Lipok (4), Vonnahme (2), Kubik (4), Jennes (1).

LTV Wuppertal: Oppolzer, Ferne, Meißner – Flockert (1), Pack (6), Graef (2), Breenkötter, Pagel (4/2), Bisten (1), Rosner, Franzen (4), Kraus (3), Jahn (6/1).

 

TSV Kaldenkirchen – TV Angermund 34:19 (19:10).

TSV Kaldenkirchen: Deckers, Brüster, Thommessen – S. Coenen (1), Killars (2), Heyer (9), M. Coenen (4), Rongen (2/1), Schuermanns (2), Kamps (2), van Wesel (6), Toetsches (2), Niehoff (3), Rosati (1).

TV Angermund: Grbesa – Jakubisiak (5), Faßbender (6/2), Braun (2), Hustede, Brümmer, Lohmann, Held (2/2), Kleinrahm (4), Wagner.

 

TSV Aufderhöhe – TuS Lintorf 26:26 (15:11).

TSV Aufderhöhe: Kosciessa, Bachmann – Meissel (3/1), Richter (3), Ktenidis, Felder, Wiese, T. Becker (2), S. Becker (4), Dörner (1), Kolletzko (2), Tobolski, Pepke (7), Nelte (4).

TuS Lintorf: Hallfeldt, Sobotta – Pfeiffer, Lenzen (4), Strunk (1), Lesch (4/2), Demir (4), Müskens (2), Langen, Hackbeil (1), Thole (6), Greday (3), Rose (1), Kropp.

 

TV Geistenbeck – Handball Oppum 31:27 (14:14).

TV Geistenbeck: Nordmann, Lausberg –  Geraedts (4), Markovic, Lüttke, A. Meißner (2), Hermanns (1), Schimanski (1), Krücken (1), Bautz (3), Leistner (9), Schumacher (2), Hüpperling (8/2).

Handball Oppum: Deilen, Savonis, Beurskens – Krantzen (7/2), Dierkes (4), Graw, Küsters (4), Weber (1), Fischer (2), Nimmesgern (1), Weidemüller, Ditz (5), Eickmanns (3).

 

HSV Überruhr – HSG Hiesfeld/Aldenrade 35:27 (21:11).

HSV Überruhr: Sieberin, Christian Ridder – Reimann (2), Birkenstock (6), Vetterlein (5), Eller (2), Batz (1), Mund (2), Ridder (4), Onnebrink (6/1), Sodys (1), van der Heuvel (1), Tim Koenemann (4), Lorenz (1).

HSG Hiesfeld/Aldenrade: Frenk, Vorwerk – Schwengers (3), Berner (1), Homscheid (6), Krecker (2), Blum (7), Sprick (2), Krölls (1), Möhle (1), Kirchner (1), Markett (2), Schwarz (1).

 

TV Lobberich – Mettmann-Sport 25:30 (10:12).