30. Januar 2023 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Dass Spitzenreiter Unitas Haan auch nach diesem Wochenende die Tabelle der Oberliga Niederrhein anführen würde, war bereits im Laufe des Freitags klar. Die Mannschaft von Trainer Markus Neußer hätte eigentlich am Sonntag die Aufgabe gegen den TSV Aufderhöhe vor der Brust gehabt, doch der Nachbar aus Solingen, der selbst ziemlich tief im Abstiegskampf steckt, musste die Begegnung aufgrund zu vieler personeller Ausfälle absagen. So kam die Unitas kampflos zu zwei Punkten und stockte ihr Konto ohne eigenes Zutun auf 29:1 Zähler auf. Gleichzeitig verpasste Neußers Team durch die unfreiwillige Pause aber die Chance, sich nach dem ersten Punktverlust vor einer Woche bei den Adlern Königshof (36:36) wieder von einer besseren Seite zu zeigen. Das wollen die Haaner nun am kommenden Sonntag in der Partie gegen den gefährdeten Aufsteiger TuS Lintorf nachholen. Verfolger Borussia Mönchengladbach löste genau diese Aufgabe in Lintorf am Samstag letztlich souverän und sie liegt durch das 37:30 mit einer Bilanz von 28:2 Punkten nur knapp hinter dem Spitzenreiter auf der Lauer.
Der TuS legte gegen Mönchengladbach das 2:0 (3.) vor, ließ sich selbst vom 4:6 (12.) oder 6:8 (16.) nicht aus der Bahn werfen und glich noch einmal aus – 8:8 (18.). Das 14:12 (30.) am Ende der ersten Halbzeit baute Mönchengladbach dann schnell auf 16:12 (32.) aus und ab dem 20:15 (38.) hatte er alles unter Kontrolle – 24:17 (41.), 28:21 (47.), 32:25 (53.). Am Sieg der Gäste hatte später auch TuS-Vorstandsmitglied Hajo Pfeiffer wenig auszusetzen: „Vor über 200 Zuschauern gewann der Favorit am Ende verdient, weil Gladbach einfach cleverer war und mit Niklas Weis den überragenden Spieler hatte. Unsere Mannschaft spielte trotzdem mit viel Leidenschaft und ließ bis zum Schluss den Köpf nicht hängen. Leider hatten beide Torhüter keinen guten Tag erwischt, so dass nahezu jeder Wurf aufs Tor ein Treffer war.“ Borussia-Coach Ronny Rogawska fand nach einigen Nachlässigkeiten im ersten Durchgang vor allem die spätere Steigerung der Borussia überzeugend. „Für die zweite Halbzeit haben wir ein paar Änderungen vorgenommen und so frische Dynamik in der Abwehr reinbekommen“, fand Rogawska, „wir waren zum Teil engagierter und besser organisiert und so konnten wir verdient einen klaren Sieg einfahren. Das ist ja das, was ich mir immer erhoffe, dass wir diese Steigerung hinkriegen Spiel für Spiel.“ Am nächsten Wochenende sind die Mönchengladbacher nicht im Einsatz und sie können so genau beobachten, wie sich die auf Platz zwölf stehenden Lintorfer (7:21 Punkte) in Haan aus der Affäre ziehen.
Der TSV Kaldenkirchen scheint so langsam Gefallen an einem Platz in der oberen Tabellenhälfte gefunden zu haben und er steht nach dem 30:26 bei der HSG Hiesfeld/Aldenrade (Zehnter/11:19) weiter auf dem sechsten Rang (17:13). Der Sieg in Dinslaken war für die Mannschaft von Trainer Volker Hesse schon der dritte Erfolg im dritten Spiel 2023. Dabei waren die personellen Vorzeichen alles andere als glücklich und der Coach musste auf insgesamt acht Stammkräfte verzichten. „Alle verbleibenden Jungs haben einen Riesenjob gemacht, aufopferungsvoll gekämpft, als Mannschaft zusammengestanden und sich am Ende belohnt. Wenn man bedenkt, dass wir heute auch mit Spielern spielen, die verletzt, gerade aus einer langen Verletzung zurück sind oder seit einem halben Jahr nicht trainiert haben, dann macht es einen als Trainer stolz, wenn man die Jungs so performen sieht“, fand Hesse. Sein Team konnte sich schon im ersten Durchgang immer mal wieder Vorteile erspielen- 12:9 (20.), 15:12 (29.). Nach der Pause schienen die Gäste die Partie zunächst aus der Hand zu geben, als aus der 20:17-Führung (42.) des TSV das 20:22 (47.) wurde. Doch Kaldenkirchen schlug mit vier Treffern in Serie zum 24:22 (53.) zurück und das 29:26 durch Mika Kamps 46 Sekunden vor dem Ende war die Entscheidung.
Kaldenkirchen führt ein Trio an, in dem alle Mannschaften bei 17:13 Zählern von Rang sechs bis acht das obere Mittelfeld bilden – auch der TV Lobberich, der beim Elften Handball Oppum (9:21) knapp mit 28:29 den Kürzeren zog, und der TV Geistenbeck, der sich beim sieg- und punktlosen Schlusslicht TV Angermund (0:28) nach Startschwierigkeiten letztlich glatt mit 34:28 durchsetzte. Trainer Thomas Laßeur nahm den Erfolg gerne mit: „Wir haben die Pflichtaufgabe erfüllt. Wir haben uns in den ersten 20 Minuten schwergetan, viele Fehler gemacht und dadurch Angermund im Spiel gehalten. Als wir dann in der zweiten Halbzeit mit drei oder vier Toren die Führung erobern konnten, haben wir auch nichts anbrennen lassen. Für uns war wichtig, dass wir die Punkte mitnehmen. Wir sind froh und so kann es weitergehen im nächsten Heimspiel gegen Hiesfeld.“ Bis zum 6:9 (14.) und 7:10 (15.) lag Geistenbeck hinten, ehe es über das 11:11 (19.) und 15:15 (26.) langsam besser in die Partie fand. Nach dem 18:18 (32.) am Anfang der zweiten Halbzeit begann die Partie zu kippen – 19:19 (37.), 24:21 (42.), 27:22 (48.). Spätestens mit dem 30:24 (56.) waren alle Fragen beantwortet.
Einen Krimi lieferten sich die DJK Adler Königshof (Vierter/21:9 Punkte) und Mettmann-Sport (Dritter) beim 34:34. Die Partie auf Augenhöhe bot zunächst oft wechselnde Führungen – 4:5 (7.), 13:12 (23.), 17:15 (30.), 22:19 (38.), 22:23 (40.), 26:26 (45.), 27:28 (47.), 31:29 (51.), 33:33 (57.). Elias Eiker brachte dann die Mannschaft um Adler-Spielertrainer Sebastian Bartmann gut zwei Minuten vor Schluss mit dem 34:33 (58.) wiederum nach vorne, aber Jan Schirweit hatte für Mettmann noch eine Antwort – 34:34 (59.). Sollten am Ende der Saison beide Kontrahenten nach Punkten gleichauf liegen, verfügen die Gäste nun über einen winzigen Vorteil – obwohl das zweite direkte Duell nach dem 31:31 aus der Hinrunde ein weiteres Unentschieden brachte. Der nächste Faktor, der in solchen Fällen entscheidet: Die Nase vorne hat, wer mehr Auswärtstore erzielt hat – was hier die Mettmanner sind. Diese Regelung greift in allen Fällen, in denen die Tordifferenz im direkten Vergleich alleine keine Klarheit schafft.
Auf jene Unterwertung dürfte es im Keller der Tabelle kaum noch ankommen. Der Letzte Angermund steht bei 0:28 Punkten und 333:487 Toren (minus 154) ohnehin bereits so gut wie sicher als einer von zumindest zwei Absteigern fest. Das zweite Ticket könnte an den Vorletzten TSV Aufderhöhe (3:27) gehen, der erst einen Sieg auf dem Konto hat – jenes 34:22 vom 1. Oktober 2022 in Angermund. Ihren dritten Zähler holten die Solinger kürzlich durch das 26:26 gegen Lintorf (7:21), das so aber nach dem 33:29 vom Saisonstart gegen den TSV den am Ende bei Punktgleichheit wichtigen direkten Vergleich auf seiner Seite weiß. Daraus folgt: Aufderhöhe müsste in weiteren elf Spielen erstens fünf Zähler holen – also mehr als die bisher drei aus 15 Partien. Und Lintorf müsste zweitens gleichzeitig in noch zwölf Spielen komplett leer ausgehen. Das beides zusammen eintritt, ist theoretisch denkbar – aber praktisch ziemlich unwahrscheinlich.
Zweitbester Aufsteiger hinter Kaldenkirchen und deutlich vor dem TuS Lintorf ist der HSV Überruhr, der mit dem 29:26 beim LTV Wuppertal eine Premiere feiern konnte – weil er zuvor in der Oberliga in des Gegners Halle in sechs Spielen keinen einzigen Zähler eingefahren hatte. „Wir sind überglücklich, dass wir die ersten Auswärtspunkte geholt haben in dieser Saison“, stellte HSV-Trainer Tim Reinhardt fest, der zunächst ein ausgeglichenes Duell sah, in dem sich keins der beiden Teams nachhaltig und auf mehr als zwei Tore absetzen konnte. Noch in der 55. Minute war beim Stande von 25:25 jeder Sieger möglich, ehe die Gäste durch vier Treffer hintereinander entscheidend auf 29:25 (59.) wegzogen. „Es war das erwartet schwere Spiel. Den Unterschied hat ausgemacht, dass wir den breiteren Kader und die qualitativ hochwertigeren Wechselmöglichkeiten hatten. Jetzt können wir erst mal ganz beruhigt in die nächsten Spiele gehen. Der Aufwärtstrend ist weiterhin zu erkennen und im Moment zeigen wir, dass wir auch in kritischen Situationen die Ruhe behalten und richtige Entscheidungen treffen. Das ist das, was ich mir vorstelle und was wir im Moment umsetzen. Deswegen bin ich von Grund auf zufrieden, obwohl wir kein überragendes Spiel gemacht haben.“ Von Rang acht aus kann der bei einem ausgeglichenen Konto (15:15 Punkte) angekommene HSV, der zum dritten Mal hintereinander gewann, dem weiteren Verlauf der Serie tatsächlich relativ entspannt entgegensehen – unter anderem auch den beiden Aufsteiger-Duellen am 11. Februar in Lintorf und am 25. Februar in Kaldenkirchen.
TuS Lintorf – Borussia Mönchengladbach 30:37 (12:14).
TuS Lintorf: Hallfeldt – Pfeiffer (3), Lenzen (3), Strunk (6/1), Lesch (4/1), Demir, Müskens, Langen (2), Hackbeil, Thole (5), Greday (1), Rose (6), Kropp.
Borussia Mönchengladbach: Hoffmann, Lyrmann – Aust-Heide (2), Prinz, Panitz (9/6), Weis (4), Bremges (6), Weisz (3), Berner (1), Nix (7), Lipok (4), Vonnahme, Kubik, Jennes (1).
Adler Königshof – Mettmann-Sport 34:34 (17:15).
Adler Königshof: Breuer, Lindenau – Meurer (6), Schumacher (2), Eiker (7), Legermann (9/2), Kuhlen, Bartmann (4), Vogel (6), van Thriel, Weck, Huth.
Mettmann-Sport: Riebau, Jakubiak – Thanscheidt, Rath (3), Maesch (6), Schirweit (8), Wittenberg, Kruse, D’Avoine (4), Königs (8), Hebel, Everts, Schirner (5).
LTV Wuppertal – HSV Überruhr 26:29 (16:15).
LTV Wuppertal: Oppolzer, Ferne, Meißner – Flockert, Pack (2), Graef (4), Breenkötter (2), Pagel, Bisten, Rosner, Franzen (7), Kraus (4), Jahn (7/5).
HSV Überruhr: Christian Ridder, Kuklok – Tim Koenemann (2), Onnebrink (2), Vetterlein (3), Eller (2), Lepper (4/4), Ridder (8), Batz (2), Plauman (1), Lorenz (1), Reimann (4), Sodys, Tholen.
HSG Hiesfeld/Aldenrade – TSV Kaldenkirchen 26:30 (13:15).
HSG Hiesfeld/Aldenrade: Schnier, Frenk – Schwengers (1), Berner, Homscheid (8/4), Krecker (4), Möhle, Bruns, Sprick (1), Krölls (1), Blum (2), Kirchner (5), Markett (1), Schwarz (3).
TSV Kaldenkirchen: Deckers, Thommessen – S. Coenen (1), Killars (2), M. Coenen (7/1), Rongen (3), Kamps (7), Toetsches (5/1), Lösche, König, Dauben (2), Niehoff (3), Rosati.
TV Angermund – TV Geistenbeck 27:33 (17:18).
TV Angermund: Grbesa, Lohe – Jakubisiak (1), Hustede (4), Erfurth (1), Faßbender (6/2), Zador (1), Lenz (5), Wagner (5), Görke (3), Todt (1), Hermkes.
TV Geistenbeck: Nordmann, Lausberg – Geraedts (8/2), Lüttke (1), A. Meißner (1), Hermanns (3), Schimanski (5), Bautz (1), Leistner (7), Schumacher, Hüpperling (7).
Unitas Haan – TSV Aufderhöhe ausgefallen (Wertung für Haan)
Handball Oppum – TV Lobberich 29:28 (16:11).