Regionalliga Nordrhein
Von Aachen bis zum BHC: Hier regiert der Abstiegskampf
Weil die Top-Teams am Wochenende eine Meisterschaftspause einlegen, richtet sich der Blick auf die untere Hälfte. Ganz hinten braucht der Neusser HV ein Wunder.

Nur die Ruhe! Aachen und sein Trainer Simon Breuer sind natürlich fest davon überzeugt, dass sie sich aus eigener Kraft am sicher rettenden Ufer halten können. (Foto: Thomas Schmidt)

Die Herrschaften ganz vorne sind diesmal nicht im Einsatz oder anderweitig beschäftigt. Spitzenreiter Interaktiv.Handball hätte seine 32:2 Punkte ausbauen und die Tabellenführung festigen können – wenn er nicht „nebenbei“ in einem weiteren Wettbewerb unterwegs wäre. Das Viertelfinale im Deutschen Amateurpokal gegen den TV Homburg aus dem Saarland (Erster der Oberliga dort) ist für den Sonntag angesetzt, sodass die für Samstagabend vorgesehene Meisterschafts-Partie beim Siebten SG Langenfeld (18:18) auf einen noch zu findenden Termin verschoben wurde. Also kann die Mannschaft mit dem Trainergespann Filip Lazarov/Alexander Oelze in ziemlicher Ruhe beobachten, was die Aufstiegs-Konkurrenz anstellt. Die beschränkt sich ja bereits seit Langem sowieso nur auf den Zweiten TV Korschenbroich (30:4), der allerdings selbst nicht im Einsatz ist, sondern mit dem irgendwann jede Mannschaft treffenden Aussetzen an der Reihe. Korschenbroich, zuletzt fünfmal hintereinander siegreich, macht erst am 4. März gegen den OSC Rheinhausen (Vierter/23:13) weiter, während die Ratinger dann auf TuSEM Essen II (Sechster/18:18) treffen.

Von vornherein keine Probleme mit einer möglichen Doppel-Belastung hatte der am Wochenende in der Regionalliga ebenfalls pausierende Dritte HC Gelpe/Strombach (23:13), der deshalb alle Energie in sein Viertelfinale des Deutschen Amateurpokals am Samstagabend um 19 Uhr gegen den VfL Handball Menninghüffen (aktuell Elfter in der Oberliga) stecken kann. Das Team von Trainer Markus Murfuni muss deshalb damit rechnen, dass es seinen aktuellen Rang drei verliert – was passiert, wenn die punktgleichen Rheinhausener (ebenfalls 23:13) ihr Heimspiel gegen den Fünften HG Remscheid (20:12) für sich entscheiden. Der Ausgang dieses Duells dürfte offen sein, weil beide zuletzt die eine oder andere Überraschung produzierten – der OSC vor drei Wochen mit dem 29:30 beim inzwischen schrittweise aus dem Keller kletternden MTV Rheinwacht Dinslaken (Zwölfter/11:23) und die Remscheider zuletzt mit dem 30:33 bei der ebenfalls um den Klassenerhalt kämpfenden TSV Bonn rrh. (Zehnter/12:22). Der Dreikampf um den dritten Platz hinter den beiden Top-Teams wird aber wahrscheinlich sowieso bis zum Ende der Saison anhalten.

Über TuSEM Essen II (18:18), Langenfeld (18:18) und die HSG Refrath/Hand (16:18) reicht die kurze Liste der Mannschaften, für die es nicht mehr wesentlich weiter nach oben gehen wird – die aber auch nicht mehr nach unten blicken müssen. Wenig steht im direkten Duell trotzdem nicht unbedingt auf dem Spiel, weil etwa die mit vier Siegen hintereinander ins Jahr gestarteten Essener jüngst mit dem 28:35 in Dinslaken vor allem von sich selbst enttäuscht waren und um Wiedergutmachung bemüht sein dürften. Aufsteiger Refrath kann auf der anderen Seite beweisen, dass er auch auswärts konstant zu punkten vermag. Ein paar mehr Gedanken müssen sich aber alle Teams ab Platz neun machen – auf dem zurzeit der BTB Aachen (13:19) angesiedelt ist. Für die Mannschaft von Trainer Simon Breuer war deshalb die Serie von 1:9 Zählern aus fünf Spielen hintereinander ohne Sieg eine ziemliche Belastung und der jüngste 34:31-Erfolg über den Aufsteiger Bergischer HC II (Platz 13/10:24) eine doppelte Entlastung. Sollten beide am Ende der Saison punktgleich sein, wäre der direkte Vergleich entscheidend – und der BTB nach dem 29:25 aus dem späten September 2022 und dem Erfolg jetzt im Vorteil.

Am Samstag bekommen die Aachener sogar eine Art Matchball, weil sie beim Letzten Neusser HV antreten (3:31), der bereits sieben Zähler hinter dem Vorletzten BHC II zurückliegt. Für den NHV und seinen Trainer Julian Fanenbruck war das 30:30 beim HC Gelpe/Strombach nach zuvor 13 Niederlagen hintereinander zwar ein echter Lichtblick, der vielleicht für den Rest der Saison mit neun Spielen einen Schub gibt, aber für den Kontakt zum rettenden Ufer dürfte das Restprogramm kaum reichen. Grob vereinfachte Rechnung: Neuss müsste ab jetzt im letzten Drittel der Serie doppelt so viele Zähler einfahren wie in den ersten beiden Dritteln – und wäre trotzdem gerade eben erst beim Bergischen HC II angelangt, der gleichzeitig völlig leer ausgehen müsste. Weil zudem der direkte Vergleich für die Solinger spricht (26:29/34:24), braucht das Schlusslicht eine Art Wunder und als Anfang einen Sieg über den BTB. Die Aachener jedoch können auch ganz gut die Tabelle lesen und sie wissen deshalb, dass ihnen ein eigener Erfolg erkennbar mehr Sicherheit brächte.

Eine für die Entwicklung im Kampf um den Klassenerhalt ebenfalls besonders wichtige Partie steigt in Solingen zwischen dem BHC II, der nur eins seiner vergangenen elf Spiele gewinnen konnte (in Neuss), und den Dinslakenern, die im Jahr 2023 noch keinen einzigen Zähler abgaben (8:0) und dadurch den Kurs ihrer Aktien deutlich nach oben trieben. Sollte der MTV in Solingen und eine Woche darauf am 5. März gegen die Neusser gewinnen, wäre er mindestens sehr viele Sorgen bereits los. Sollte der BHC II gegen Dinslaken gewinnen und würde sich wieder um eine Position verbessern – mit verbesserten Aussichten fürs letzte Saisondrittel, das in Kürze durchaus noch eine Reihe hoher Hürden bereithält: Nach der Aufgabe gegen den direkten Keller-Nachbarn und jener am 3. März bei Achten HSG Refrath/Hand warten die Partien am 10. März gegen den Ersten Interaktiv.Handball, am 18. März beim Fünften HG Remscheid und am 24. März gegen den Zweiten TV Korschenbroich.

Ähnlich wertvoll sind die Punkte aus dem Duell zwischen dem Zehnten Bonn und dem HC Weiden (Elfter/11:23) direkt dahinter. Weidener Pech: Den HC plagten im neuen Jahr immer wieder personelle Sorgen, was unter dem Strich zu 0:8 Zählern führte. Außerdem stammten Gegner wie Interaktiv (31:34), Remscheid (31:39) und Korschenbroich (29:40) allesamt aus der oberen Tabellenhälfte. Vermutlich werden jedoch alle Bewohner der eher ungemütlichen Region hoffen, dass aus der 3. Liga tatsächlich kein Team aus dem Einflussbereich der Regionalliga Nordrhein absteigt – weil dann und nur dann lediglich einer die Regionalliga in Richtung Oberliga verlassen muss. Das ist zwar nach dem aktuellen Stand der Dinge durchaus gut möglich, allerdings momentan noch nicht final raus. Und vorwiegend auf die Hilfe anderer in Anspruch nehmen, um die eigenen Ziele zu erreichen? Wer will das schon.