Oberliga Niederrhein
Arbeitssiege für Borussia und Haan, Zusatzpunkte für Lintorf
Spitzenreiter Gladbach gewinnt mit 31:24 gegen Lobberich, Verfolger Haan mit 34:22 in Angermund. Unten überrascht der TuS beim 28:22 gegen Kaldenkirchen.

Endstation: Leon Pape (links) und Vincent Rose (rechts) sorgten mit der Lintorfer Abwehr dafür, dass Dennis van Wesel (Mitte) und der Angriff des TSV Kaldenkirchen oft kein Durchkommen fanden. Lintorf hofft jetzt mehr denn je auf den Klassenerhalt. (Foto: Bianca Fleuth)

Eigentlich ist die Straße fertig, die den Tabellenführer Borussia Mönchengladbach am Ende der Saison zum Aufstieg in die Regionalliga führt – es sei denn, die Mannschaft von Trainer Ronny Rogawska kommt unvorhergesehen vom gerade eingeschlagenen Kurs ab. Das 31:23 über den TV Lobberich (Fünfter/19:19 Punkte) war jetzt zwar kein Meisterwerk, aber auf der anderen Seite bereits der zehnte Erfolg hintereinander für den Spitzenreiter, der sein Konto auf 36:2 Punkte ausbaute. Die bislang einzige Niederlage in dieser Saison stammt vom 27. November 2022 – und die Borussia verlor damals mit 27:32 bei Unitas Haan, dem mit 35:3 Zählern auf Platz zwei folgenden und einzigen ernsthaften Titelkonkurrenten. Dass die Unitas „nur“ Zweiter ist, liegt immer noch am gut eine Woche alten 30:32-Ausrutscher gegen den gefährdeten Zwölften Handball Oppum (11:27). Davon zeigten sich die Haaner jetzt allerdings halbwegs erholt, denn sie setzten sich beim Letzten TV Angermund (0:38) letztlich ungefährdet mit 34:22 durch. Dritte Kraft in der Oberliga Niederrhein bleibt – ohne Ambitionen nach ganz vorne – die DJK Adler Königshof (29:9) nach dem hart erarbeiteten 34:31 beim LTV Wuppertal (Neunter/17:21). Klarer Fall: Die Adler wollen nun am kommenden Samstag mit Nachdruck der Borussia auf den Zahn fühlen, die dann vor dem Gipfeltreffen am 25. März mit den Haanern eine der höchsten Hürden im beginnenden Saison-Endspurt zu bewältigen hat.

Ein paar Etagen weiter unten spitzt sich der Kampf um den Klassenerhalt immer mehr zu – der allerdings ohne nicht mehr zu rettende Angermunder stattfindet. Davor bewerben sich immerhin drei Teams um einen Platz am rettenden Ufer: TuS Lintorf (Elfter/11:27 Punkte), Handball Oppum (Zwölfter/11:27), TSV Aufderhöhe (Rang 13/9:29). Der große Gewinner des Wochenendes war dabei Aufsteiger Lintorf, der mit dem 29:23 gegen den TSV Kaldenkirchen (Sechster/19:19) zwei so nicht direkt einzuplanende Punkte holte. Deshalb liegt der TuS nun vor Oppum, das in eigener Halle gegen Mettmann-Sport (Vierter/26:12) mit 26:29 den Kürzeren zog, und den Aufderhöhern, die bei der HSG Hiesfeld/Aldenrade eine enttäuschende Leistung ablieferten. TSV-Trainer Stefan Grenda war jedenfalls nach dem 22:28 bedient: „Leider haben wir gegen einen schwachen Gegner im Angriff noch schwächer gespielt und den Torwart abgeworfen.“

Die Mönchengladbacher taten sich in Lobberich derart schwer, dass sie zunächst bis zum 5:5 (14.) einige Mühe hatten und auch kurz vor der Pause mit dem 12:12 (28.) und 13:13 (29.) noch einmal den Ausgleich hinnehmen mussten. Drei Treffer am Anfang der zweiten Halbzeit zum 17:13 (33.) machten den Weg jedoch frei für die Borussia, die kurz darauf ab dem 21:14 (39.) alles im Griff hatte. Trainer Rogawska war in der Summe einverstanden: „Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt, aber wir haben uns sehr schwergetan. Lobberich hat uns vor schwierige Aufgaben gestellt mit einer 4:2-Deckung. Lobberich hat auch sehr schleppend gespielt und ist nicht so viel Tempo gegangen. In der ersten Halbzeit waren wir zu ungeduldig und haben vergessen, unsere Abwehrarbeit zu Ende zu machen. In der zweiten Halbzeit haben wir das sehr gut hingekriegt, gleichzeitig haben wir unseren Angriff ein bisschen besser vorbereitet. So konnten wir uns sehr schnell absetzen und wir haben das bis zum Ende richtig gut verwaltet.“ Insgesamt bescheinigte der Coach seinem Team mit dem starken Daniel Panitz (neun Treffer) eine gute Mannschaftsleistung.

Relativ sachlich nahmen die Haaner ihren Erfolg in Angermund zur Kenntnis, der sicher auch in die Kategorie Pflichtsieg gehörte. „Dafür gab es keinen Schönheitspreis. Aber im Grunde stand die Frage nach dem Sieger nie zur Debatte“, sagte Unitas-Coach Markus Neußer, „ich glaube, am Ende hatten beide gute Laune. Angermund hat gekämpft und alles reingeschmissen, davor habe ich wirklich Respekt. Wir waren klar überlegen. Vorne ist nach wie vor das Problem, dass wir uns nicht belohnen für die guten Sachen, die wir spielen.“ Der Favorit legte schnell eine 3:0-Führung (4.) hin, setzte sich aber erst nach dem 9:6 (17.) mit dem 13:8 (21.) etwas deutlicher ab. Angermund konnte wieder auf 10:13 (25.) verkürzen, aber die Unitas nie ernsthaft bedrängen. Übers 22:14 (36.) zog Haan in der zweiten Halbzeit endgültig unerreichbar davon und machte am Ende aus dem 29:22 (53.) durch fünf Treffer hintereinander den hohen 34:22-Sieg (60.).

In die Kategorie Arbeitssieg fiel das 34:31 der Adler in Wuppertal. „Das war das klassische Sonntagsspiel“, fand Königshofs Spielertrainer Sebastian Bartmann, „es war relativ knapp die ganze Zeit, zum Ende hin führt Wuppertal auch noch mal mit zwei Toren. Wir haben dann eine Auszeit genommen und das System umgestellt und können das Spiel so für uns entscheiden.“ Fast wichtiger als die beiden Punkte waren für ihn die starken Leistungen des aus der zweiten Mannschaft hochgezogenen Keepers Mike Kammann und des jungen Adler-Talents Lukas Helbach (18), der für den erkrankten Titus Kuhlen einsprang, nach der erneuten Knieverletzung von Eric Reiners im Spiel noch mehr gefordert war und mit fünf Toren bei sechs Versuchen eine saubere Bilanz erzielte. „Mich freut es einfach, dass sich die jungen Leute bei uns weiterentwickeln und über die zweite Herren-Mannschaft auch zu uns“, stellte Bartmann fest, „das war toll zu sehen. Ansonsten war es eine kämpferische Leistung der gesamten Mannschaft.“ Im letzten Drittel der Partie gerieten die Gäste nach dem 21:20 (41.) mit 21:23 (46.) und 22:24 (46.) ins Hintertreffen, ehe sie durch vier Treffer in Folge das 26:24 (50.) schafften und auf der durchaus engen Zielgeraden immer rechtzeitig passende Antworten fanden – 28:26 (52.), 29:29 (54.), 31:29 (56.), 31:31 (58.), 34:31 (60.).

Viele passende Antworten hatten auch die gefährdeten Lintorfer beim mindestens in der Höhe überraschenden Erfolg gegen den Mit-Aufsteiger Kaldenkirchen, dessen Trainer Volker Hesse enttäuscht bis besorgt wirkte: „Augenscheinlich können wir den Ausfall unseres Regisseurs Mathis Coenen, der in der letzten Woche einen Kreuzbandriss erlitten hat, nicht auch noch kompensieren. Neben den zahlreichen Ausfällen führen die den Ausfällen geschuldeten Abstimmungsprobleme zu einer Vielzahl technischer Fehler. Leider finden wir zudem in der Abwehr keinen Zugriff und verlieren zu Recht in Lintorf. Wir müssen jetzt zeitnah Lösungen finden und uns neu aufstellen, um mit den Möglichkeiten zu arbeiten, die wir jetzt noch haben.“ Beim TuS herrschte naturgemäß eine deutlich bessere Stimmung, weil die beiden Punkte mit dem Blick auf die nächsten Wochen richtig wertvoll waren. „Das war ein verdienter Sieg nach einer sehr guten Leistung, insbesondere in der Abwehr“, urteilte Lintorfs Sprecher HaJo Pfeiffer, „endlich stimmte die Einstellung von der ersten bis zur 60. Minute. Das war ein äußerst wichtiger Erfolg für uns.“ Auf den Weg zum Sieg bog der TuS bereits in der ersten Halbzeit ein, als er aus dem 3:2 (4.) durch einen 6:1-Lauf das 9:3 (13.) machen konnte. Von diesem Rückstand erholte sich Kaldenkirchen im Grunde nicht mehr und nach dem 17:10 (30.) am Ende der ersten Halbzeit schien es nur beim 21:17 (43.) noch etwas enger zu werden. Spätestens mit dem 24:17 (47.) rund fünf Minuten später war aber wieder alles beim Alten, sodass Lintorf seinen klaren Vorsprung sicher über die Runden brachte.

Für Aufderhöhe, das zuvor im neuen Jahr immerhin sieben seiner bisher neun Punkte gesammelt hatte, war die klare Niederlage in Hiesfeld ein Rückschlag im Kampf gegen den Abstieg – und Trainer Stefan Grenda entsprechend bedient: „Leider haben wir gegen einen schwachen Gegner im Angriff noch schwächer gespielt und den Torwart abgeworfen.“ Bis zum 7:6 (22.) führten die Gäste, ehe sie komplett den Faden und die Kontrolle über das Spiel verloren, beim 8:11 (27.) erstmals klarer zurücklagen und dann in der zweiten Halbzeit nur hinterherrannten – 11:16 (35.), 14:22 (50.). Dass der TSV in der Zwischenwertung für die letzten zehn Minuten ein 8:6 erreichte, brachte ihn dann auch nicht mehr viel weiter.- weil insgesamt eine Gelegenheit für weitere Punkte ungenutzt blieb. Wie hoch der Preis dafür wirklich ausfällt, werden die kommenden Wochen zeigen – in denen noch mehrere sehr anspruchsvolle Aufgaben auf den TSV warten. Weitere Gegner, die viel oder wenigstens einiges mit dem direkten Kampf gegen den Abstieg zu tun haben, sind nicht mehr darunter.

Borussia Mönchengladbach – TV Lobberich 31:24 (14:13).

Borussia Mönchengladbach: Heck, Hoffmann – Aust-Heide (8), Prinz, Panitz (9/3), Weis (2), Weisz, Berner, Nix (4), Lipok (3), Vonnahme (4), Jennes (1).

TV Lobberich: Bastians, Lasnig – Walter (1), Hankmann, Chr. Liedtke (6), Himmel, Mannheim (1), Mähler (1), B. Liedtke (8/4), Schellekens (3), Holstein, Dönni, Falk (4).

 

TV Angermund – Unitas Haan 22:34 (12:18).

TV Angermund: Zimmermann, Grbesa – Jakubisiak (4), Braun, Hustede (2), Lohmann (3), Faßbender (10/3), Kröll, Kleinrahm (2), Wagner, Görke (1).

Unitas Haan: Goeken, Joest – Riemann (2), Moser (4), Billen (8/4), Mohrmann (4), Mohaupt (2), Ziegler (2), D’Avoine (6), Völker (1), Jesussek (2), Austrup (1), Schusdzarra (2).

 

LTV Wuppertal – Adler Königshof 31:34 (13:15).

LTV Wuppertal: Oppolzer, Ferne, Meißner – Flockert (1), Pack (5), Graef (1), Breenkötter (3), Pagel (2), Bisten (1), Pauksch, Rosner (1), Franzen (4), Kraus (2), Jahn (11/3).

Adler Königshof: Kammann, Lindenau – Meurer (8), Schumacher (1), Eiker (3), Legermann (4/1), Bartmann (4/2), Vogel (5), Reiners (1), van Thriel, Helbach (5), Huth, Zavada (3/2).

 

TuS Lintorf – TSV Kaldenkirchen 29:23 (17:10).

TuS Lintorf: Hallfeldt, Sobotta – Pape (5), Pfeiffer, Lenzen (6), Rippelmeier (2), Strunk (2/2), Lesch (1), Demir (1), Müskens (5), Langen (2), Greday, Rose (4), Kropp (1).

TSV Kaldenkirchen: Deckers, Brüster, Thommessen – S. Coenen (4), Killars (2), Heyer, Rongen, Schürmanns, van Wesel (1), Toetsches (10/6), Kuik (4), Dauben (1), Niehoff, Rosati (1).

 

HSG Hiesfeld/Aldenrade – TSV Aufderhöhe 28:22 (12:9).

HSG Hiesfeld/Aldenrade: Schnier, Frenk – Baier (3), Schwengers, Berner (4), Homscheid (5/2), Blum (1), Möhle (1), Bruns (3), Sprick (2), Krölls (1), Kirchner (4), Markett (1), Schwarz (3).

TSV Aufderhöhe: Kosciessa, Diel – Dungs (2), Meissel (7/1), Hammacher, Richter (2), Ktenidis (3), Isermann (3), Ickler, Schmitz (3), Dörner (2), Jentzsch, Hölzel, Tobolski.

 

Handball Oppum – Mettmann-Sport 26:29 (13:15).