Oberliga Niederrhein
Sieg im Adler-Horst: Die Borussia und ihre starke zweite Halbzeit
Mönchengladbach festigt Tabellenspitze mit 37:29 in Königshof. Verfolger Unitas Haan kommt wieder kampflos zu zwei Punkten. Aufsteiger TuS Lintorf gewinnt Kellerduell in Oppum mit 30:29.

So nämlich! Mönchengladbach mit Trainer Ronny Rogawska (vorne) umschiffte als Tabellenführer auch die Klippe Königshof und geht mit besten Aussichten in den Saison-Endspurt. (Foto: Michael Jäger)

Das ist bis jetzt ein ziemlich zerrupftes Handball-Jahr für die Unitas Haan und ihren seit Anfang Januar als Nachfolger von Ronny Lasch (Ausstieg aus beruflichen/privaten Gründen) tätigen neuen Trainers Markus Neußer. Los ging es mit dem 37:31 beim TV Lobberich und dem 36:36 bei der DJK Adler Königshof. Anschließend fiel das Heimspiel gegen den TSV Aufderhöhe aus, der wegen zu großer personeller Lücken absagte – und dem Tabellenzweiten dadurch kampflos zwei Punkte bescherte. Übers 37:30 gegen den Aufsteiger TuS Lintorf und ein 30:27 im durchaus immer spannenden Derby beim Kreis-Nachbarn Mettmann-Sport leisteten sich die Haaner jenes erstaunliche 30:32 gegen den gefährdeten Zwölften Handball Oppum, das sie die Tabellenführung kostete und Borussia Mönchengladbach zurück auf den ersten Platz beförderte. Davon zeigte sich die Unitas mit dem 34:22 beim Schlusslicht TV Angermund ganz gut erholt – und sie galt dann auch fürs Heimspiel gegen die HSG Hiesfeld/Aldenrade als Favorit. Das allerdings fand, mit ähnlicher Begründung wie seinerzeit bei Aufderhöhe, nicht statt. Im offiziellen Sprachgebrauch liest sich das dann so: „Der Verein HSG Hiesfeld/Aldenrade verzichtet auf das folgende Spiel/hat das folgende Spiel abgesagt – Unitas Haan gegen HSG Hiesfeld/Aldenrade.“ Zum zweiten Mal innerhalb von sechs Wochen auf ein Heimspiel verzichten zu müssen, gehört jedenfalls nicht zu den größten Träumen eines Handballers.

Nun bleibt dem Zweiten Haan (37:3 Punkte) nur noch die Partie am 19. März beim LTV Wuppertal (Achter/19:21), um sich auf den großen Rückrunden-Kracher vorzubereiten – der am 25. März in Mönchengladbach steigt. Dort erwartet die Borussia (38:2 Punkte) die Haaner zu einem Duell, das mit hoher Wahrscheinlichkeit die weitere Richtung im Kampf um den Aufstieg in die Regionalliga bestimmen oder sogar entscheiden wird. Dabei macht die Borussia mit Trainer Ronny Rogawska zurzeit gerade einen ziemlich stabilen Eindruck – und sie findet jedenfalls immer die Mittel, um sich von einem mäßigen Start und aus engen Situationen zu befreien. So war es nun auch rund ums 37:29 bei der DJK Adler Königshof – der hinter dem Spitzenduo der erste Kandidat für den dritten Platz in der Abschluss-Tabelle ist: Hier liefern sich die Adler (29:11 Punkte) um Spielertrainer Sebastian Bartmann ein Fernduell mit dem aktuellen Vierten Mettmann-Sport (28:12), der dann bereits acht Zähler vor dem Fünften TV Geistenbeck (20:18) liegt. Die beiden direkten Duelle sind bereits Geschichte – 31:31 in Mettmann, 34:34 in Königshof. Sollten beide Klubs am Ende nach Punkten gleichauf liegen, würde hier die Anzahl der auswärts mehr erzielten Tore für Mettmann sprechen.

Ein paar Etagen tiefer spitzen sich die Dinge im Keller der Tabelle allmählich zu – allerdings nicht für den abgeschlagenen Letzten TV Angermund (0:40), der mit dem 19:30 in Mettmann im 20. Saisonspiel die 20. Niederlage hinnehmen musste und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als erster Absteiger feststeht. Davor bilden der TuS Lintorf (13:27), Handball Oppum (11:29) und Aufderhöhe (9:31) ein Trio, aus dem der zweite Absteiger kommen dürfte – wobei sich die Dinge an diesem Wochenende deutlich zugunsten der Lintorfer verschoben haben. Der Aufsteiger gewann schließlich das Kellerduell beim Haan-Bezwinger knapp mit 30:29, während der TSV gegen den LTV Wuppertal letztlich chancenlos war und hoch mit 27:35 den Kürzeren zog. Was eine der Hoffnungen in Solingen ist: Im direkten Vergleich liegt der TSV nach dem 26:27 aus der Hinrunde und dem 26:21 aus der Rückrunde vor Oppum. Aufderhöhes Trainer Stefan Grenda zeigte nach der Pleite gegen Wuppertal eine Mischung aus herber Enttäuschung und großer Entschlossenheit: „Leider haben wir unser Selbstbewusstsein irgendwann in Minute 17 auf dem Hallenboden verloren. Danach hat die Tragödie ihren Lauf genommen. Wuppertal dreht das Spiel in 13 Minuten und danach sind wir eigentlich nur noch dem Abpfiff entgegengetrottet und haben darauf gewartet, dass das Spiel vorbei war. Aber wir müssen weitermachen – und das werden wir.“ Tatsächlich sah der Abstiegskandidat bis zum 8:5 (17.) sehr gut aus, doch anschließend verabschiedete er sich ins Nichts: Einen 1:10-Lauf später lag Grendas Team mit 9:15 (30.) im Hintertreffen und fand auch nicht mehr in die Partie zurück. Wuppertal, das beim 26:16 (45.) seinen größten Vorsprung erreichte, brachte den Sieg mühelos ins Trockene.

Mönchengladbach konnte in Königshof zeigen, warum es in der Klasse seit Wochen und Monaten ungeschlagen ist – allerdings erst in der zweiten Halbzeit. Vor der Pause waren die Adler ein gleichwertiger Kontrahent und sie ließen sich weder vom 2:5 (6.) noch vom 10:12 (18.) aus der Bahn werfen, sodass die Borussia kurz vor dem Ende des ersten Durchgangs sogar mit 17:19 (30.) zurücklag. Bis zum 20:18 (31.) durfte der Tabellendritte auf einen Erfolg hoffen, doch fünf Minuten und fünf Minuten später hatte Mönchengladbach mit dem 23:20 (36.) die Wende eingeleitet. Bis zum 22:25 (41.) blieb die Partie aus der Sicht der Gastgeber offen, aber mit dem 30:23 (47.) stand der Sieger praktisch schon fest. Borussia-Coach Rogawska war ebenso erleichtert wie zufrieden: „Wir haben eigentlich einen richtig guten Start hingelegt. Danach hatten wir dann Fehlwürfe und wir haben hundertprozentige Chance nicht umgesetzt. Wir haben es in Unterzahl mit leerem Tor nicht gut hingekriegt, zu wechseln – und die Adler konnten so drei, vier einfache Tore erzielen. Gleichzeitig war unsere Abwehr ein bisschen zu unstabil und dadurch kam das 18:19 zustande. In der Halbzeit justieren wir das. Thomas Prinz kommt rein auf die Halbposition und er kriegt das mit den anderen zusammen gut hin, dass die Abwehr stabiler wird. Wir haben dann Johannes Lyrmann im Tor, der in der zweiten Halbzeit eine sehr gute Leistung bringt. Der Unterschied war auch, dass wir in der zweiten Halbzeit die Fehler von Adler gut bestraft haben. Und vorne haben wir im gebundenen Spiel unsere Chancen besser genutzt. So kam dann ein verdienter und sehr deutlicher Sieg heraus. Riesenlob an die Mannschaft, das war eine starke Leistung.“

Noch erleichterter war deutlich weiter unten der um den Klassenerhalt kämpfende Aufsteiger TuS Lintorf, dessen 30:29 im Krimi beim direkten Kellerkonkurrenten Handball Oppum für den weiteren Saisonverlauf extrem wertvoll sein dürfte. Von Rang elf aus haben die Lintorfer nun die Chance, sich aus eigener Kraft am rettenden Ufer zu halten – und sie haben sowohl gegenüber Oppum als auch gegenüber dem TSV Aufderhöhe ein weiteres Plus auf ihrer Seite: In beiden Fällen spricht der am Ende bei Punktgleichheit entscheidende direkte Vergleich für den TuS. „Es war der erwartete Fight, bei dem sich beide Teams nichts schenkten. Unser Sieg war am Ende verdient, da wir etwas galliger waren und in der Abwehr besser standen. Mit den zwei Punkten haben wir uns erst mal Luft im Abstiegskampf verschafft“, fand Lintorfs Vorstandsmitglied Hajo Pfeiffer. Entscheidend für den knappen Sieg war letztlich die 59. Minute, als Ali-Tuna Demir und Silas Müskens aus dem 28:27 die 30:27-Führung machten. Oppum konnte dann in der letzten Minute noch auf 28:30 und 29:30 verkürzen, aber Lintorf brachte die Punkte ins Ziel.

Sehr einverstanden war auch Trainer Tim Reinhardt nach dem 34:34 des HSV Überruhr (Siebter/19:19 Punkte) beim TV Lobberich (Sechster/20:20). „Das ist im Nachhinein ein Punktgewinn, weil wir eigentlich das ganze Spiel über bis auf die ersten Minuten einem Rückstand hinterherlaufen. Das ist ein Spiel, in dem alles drin war mit spielerischer Klasse in Abwehr und Angriff – so, wie ich mir Handball vorstelle. Das machen wir besonders in der ersten Halbzeit in den ersten zwölf, 13 Minuten überragend. In der zweiten Halbzeit beginnen wir auch wirklich gut, schaffen es aber punktuell nicht, das Spiel der Lobbericher zu unterbinden, und kassieren da einfach zu viele Tore aus Gegenstößen und der zweiten Welle. Ansonsten bin ich mit der Einstellung der Mannschaft sehr zufrieden, wie wir uns den Punkt wirklich erarbeiten – trotz ein paar Schiedsrichter-Entscheidungen, die ich nicht nachvollziehen konnte.“ Dreieinhalb Minuten vor dem Ende lag der TuS mit 30:32 (57.) hinten, doch er glich zunächst zweimal aus – 32:32 (58.), 33:33 (59.). Auch auf das 33:34 (59.) fanden die Gäste, die vor der Pause ein 8:4 (12.) und 11:8 (19.) vorgelegt hatten, mit dem späten 34:34 (60.) durch Tom van der Heuwel eine Antwort.

Extrem gegensätzliche Stimmungen herrschten nach dem 36:26 des TV Geistenbeck gegen den TSV Kaldenkirchen. Und viel besser war die Laune natürlich beim TVG und Trainer Thomas Laßeur: „Wir haben nach anfänglichen Schwierigkeiten gut zu uns gefunden. Wir hatten da hinter einer gut funktionierenden Defensive in Florian Nordmann schon einen überragenden Torwart. In der zweiten Halbzeit war bis zum 19:16 alles auf Augenhöhe, bis wir auf 26:18 weggezogen sind. Hinten raus haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht und der Sieg ist auch in der Höhe verdient. Wir sind vollends zufrieden.“ Kaldenkirchens Coach Volker Hesse konnte mit dem Abend deutlich weniger anfangen und der Auftritt passte aus Sicht des TSV eher zum Total-Ausfall der Technik, die nach dem 3:3 in der zehnten Minute ihren Dienst einstellte und auch die Erstellung eines elektronischen Spielberichts verhinderte, sodass es später lediglich ein paar in der Eile gestrickte handschriftliche Werte zur Partie gab. „Wir scheitern während des gesamten Spiels an unserer katastrophalen Chancenverwertung“, stellte Hesse fest, „Florian Nordmann im Tor der Geistenbecker war am gestrigen Tag ein unüberwindbares Hindernis für uns. Bis zur Halbzeitpause konnten wir die ständigen Ballverluste noch kompensieren, dann haben wir jedoch den Glauben an Besserung verloren und brechen ein.“ In der Tabelle rückte Geistenbeck (20:18 Punkte) auf Rang fünf vor, während Kaldenkirchen (19:21) jetzt Neunter ist.

Adler Königshof – Borussia Mönchengladbach 29:37 (19:18).

Adler Königshof: Lindenau (2) – Göller, Meurer (5), Schumacher, Eiker (7), Legermann (3), Kuhlen (3), Bartmann (1), Vogel (1), van Thriel, Huth, Zavada (7/2).

Borussia Mönchengladbach: Heck, Hoffmann, Lyrmann – Aust-Heide (7), Prinz, Panitz (7/5), Weis (9), Weisz (2), Berner (1), Nix (3), Lipok (4), Vonnahme (3), Jennes (1).

 

TV Lobberich – HSV Überruhr 34:34 (17:14).

TV Lobberich: Bastians, Lasnig – Eickelpasch, Dorenbeck, Walter (8), Hankmann (6), Chr. Liedtke (3), Engels, Mannheim, Walter (1), B. Liedtke (8/1), Pasch (2), Holstein, Falk (6/2).

HSV Überruhr: Kuklok, Christian Ridder – Philipp, Tim Koenemann (1), van der Heuwel (3), Birkenstock (3), Eller (11), Lepper (3/2), Carsten Ridder (7), Batz, Ellwanger (2), Plaumann (3), J. Liedtke (1).

 

Handball Oppum – TuS Lintorf 29:30 (15:16).

Handball Oppum: Deilen, Savonis, Beurskens – Krantzen (9/3), Dierkes (8), Zimmer (4), Schaap (2), Küsters, Köffers (1), Fenzel, Fischer, Weidemüller (1), Ditz (4).

TuS Lintorf: Hallfeldt, Sobotta – Friedrich, Pfeiffer (1), Lenzen (4), Rippelmeier, Strunk (3/3), Lesch (3/1), Demir (3), Müskens (7), Langen, Thole (3), Greday (2), Rose (4).

 

TSV Aufderhöhe – LTV Wuppertal 27:35 (10:15).

TSV Aufderhöhe: Kosciessa, Diel – Dungs (1), Meissel (2), Richter, Isermann (2), Reineke (2), Ohliger (2), Becker (3), Dörner (5), Hölzel (2/2), Tobolski (1), Nelte (7).

LTV Wuppertal: Oppolzer, Ferne, Meißner – Flockert (5), Pack, Graef (2), Bisten, Micus (10), Pauksch, Rosner, Franzen (3), Kraus (4), Jahn (11/4).

 

Unitas Haan – HSG Hiesfeld/Aldenrade ausgefallen (Wertung für Haan).

 

Mettmann-Sport – TV Angermund 30:19 (13:7).

 

TV Geistenbeck – TSV Kaldenkirchen 36:26 (16:13).