Regionalliga Nordrhein
Vorne ein Fernduell, hinten der Blick nach Gladbeck
Im Kampf um die Meisterschaft belauern sich Interaktiv und Korschenbroich weiter. Im Kampf gegen den Abstieg spielt auch die 3. Liga eine Rolle.

Neue Sportart? Mats Wolf, der sich hier intensiv um Yannik Wendler (vorne/Nummer 20) von der HSG Refrath/Hand kümmert, und der TVK sind jedenfalls bereit, sich für den Rest der Saison voll für ihre Aufstiegschancen einzusetzen. Refraths Nils Asselborn (Nummer 66) und Korschenbroichs Steffen Brinkhues (rechts) scheinen hier gespannt  zu sein, wie das Duell ausgeht. Am 29. Januar 2022 war das so: Wolf kassierte für die Aktion in der sechsten Minute eine Zeitstrafe und die HSG glich per Siebenmeter zum 2:2 aus. Am Ende hatte Korschenbroich beim 36:28 aber keine Mühe. (Foto: Thomas Schmidt)

Eigentlich sollte sich in diesem Fall die Frage nach dem Sieger nicht stellen. Hier steht schließlich der ungeschlagene Tabellenführer Interaktiv.Handball (36:2 Punkte), der bisher 17 seiner 19 Saisonspiele gewann und nur bei zwei Unentschieden jeweils einen Zähler abgab. Dort kommt der Letzte Neusser HV (4:36), der in 17 seiner bisher 20 Saisonspiele eine Niederlage hinnehmen musste und ansonsten zwei Unentschieden sowie einen einzigen Sieg erreichte – der zudem vom 16. September 2022 stammt (32:29 beim Bergischen HC II) und damit exakt ein halbes Jahr alt ist. Es sind Welten, die da am Samstag in der Halle an der Gothaer Straße aufeinandertreffen. Einzige Hoffnung für den krassen Außenseiter aus Neuss: Er selbst hat praktisch gar nichts zu verlieren, während der Favorit seine Position als Aufstiegskandidat Nummer eins vor dem TV Korschenbroich (34:4) praktisch ausbauen muss. Was trotzdem und sehr deutlich für die Ratinger spricht: Bisher zogen sie selbst dann, wenn es alles andere als optimal lief und die Gegner heftigsten Widerstand zeigten, in der Regel den Kopf ganz aus der Schlinge. Das war unter anderem in den beiden Duellen mit Korschenbroich so, in denen sich Interaktiv jenen Vorteil für den direkten Vergleich verschaffte (25:24/30:29), auf den es am Ende der Saison bei Punktgleichheit ankommt.

Die Korschenbroicher ihrerseits, nach dem 29:30 in Ratingen am Anfang des Jahres inzwischen bei sieben Siegen hintereinander angekommen, stehen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gegen den Sechsten TuSEM Essen II (22:20) vor einer schwierigeren Aufgabe. Essen, das nach einem guten Saisonstart mit 9:3 Punkten bis Weihnachten durch sieben Spiele in Serie ohne Erfolg (1:13) in eine Ergebniskrise und in die untere Tabellenhälfte geriet, sammelte im Jahr 2023 immerhin 12:4 Punkte und es hatte kürzlich selbst Interaktiv am Rande einer Niederlage (37:38). Zuletzt glich das Team von TuSEM-Trainer Lukas Ellwanger durch das 31:29 über den Fünften HG Remscheid (23:15) trotz personeller Probleme sogar sein lange im Minus stehendes Konto wieder aus und Essen könnte für Korschenbroich ebenfalls ein unbequemer Gegner sein. Die Remscheider im Übrigen hätten wohl sehr gerne gegen den Bergischen HC II (Zwölfter/12:28) so etwas wie eine Wiedergutmachung versucht, dürfen jetzt aber nicht: Das Spiel wurde kurzfristig auf den 25. April verlegt. Grund dafür ist allerdings nicht – wie zurzeit in manchen anderen Fällen – eine zu große Zahl verletzter oder erkrankter Spieler, sondern die Judo-Bundesliga. Die startet am Samstag in die Saison 2023 – mit dem Remscheider TV, der ebenfalls die Halle Neuenkamp nutzt, als Gastgeber für den ersten Kampftag. Vermutlich war lange irgendwo irgendjemandem entfallen, dass eine Terminkollision vorliegt.

Die Remscheider können die Verschiebung in der Summe trotzdem relativ gelassen sehen, weil sie als Fünfter weder mit der Entwicklung oben noch mit der Situation unten etwas zu tu haben, während die Solinger jetzt über das Wochenende wie auf heißen Kohlen sitzen und selbst nichts zur Verbesserung ihrer Lage im Kampf um den Klassenerhalt tun können. Dabei gehen auch beim BHC II alle davon aus, dass Schlusslicht Neuss den Sprung ans rettende Ufer bei bereits sieben Punkten Rückstand auf den HC Weiden (Platz 13/11:27) nicht mehr schaffen wird. Davor gilt der BTB Aachen auf dem neunten Platz bereits als gesichert (17:21), weil er zuletzt einen sehr wichtigen Sieg einfuhr und nach dem 29:28 über die TSV Bonn rrh. drei Punkte mehr als die auf Rang zehn folgenden Bonner hat (14:24). Die TSV, die jetzt auf den Vierten OSC Rheinhausen (25:17) trifft, der MTV Rheinwacht Dinslaken (12:26), der die Aachener erwartet, sowie der BHC II und Weiden, das es mit der SG Langenfeld (Achter/19:21) zu tun bekommt, machen den möglichen zweiten Absteiger unter sich aus.

Möglich heißt in diesem konkreten Fall, dass allen Beteiligten eine zweite Option für einen Platz am rettenden Ufer bleibt. Hintergrund: Aus den Durchführungsbestimmungen ergibt sich, dass nur ein Klub die Klasse in Richtung Oberliga verlassen muss, falls aus der 3. Liga kein einziger Vertreter aus dem Nordrhein-Bereich in die Regionalliga absteigt. Dieses Thema könnte sich am Samstagabend klären und im Mittelpunkt steht hier der TuS 82 Opladen, der zur vorzeitigen/endgültigen Sicherheit beim VfL Gladbeck „nur“ ein Unentschieden braucht. Darauf warten wollen/dürfen die noch gefährdeten Regionalligisten allerdings nicht, weil der TuS 82 nahezu parallel im Einsatz ist und das Ergebnis aus Gladbeck erst später vorliegen wird. Ganz nebenbei wollen die Opladener mit Trainer Fabrice Voigt natürlich aus eigenem Interesse unbedingt Klarheit haben, doch eine Hundert-Prozent-Garantie, dass es gelingen wird, können sie nicht anbieten.

Deshalb bleibt den Regionalligisten von Bonn bis Weiden erst mal nur, sich selbst zu helfen, während andere wie die HSG Refrath/Hand oder der HC Gelpe/Strombach den Rest der Saison in erster Linie als Bonusprogramm ansehen dürfen. Im direkten Duell geht es nun auf der einen Seite darum, ob der Aufsteiger Refrath/Hand (20:20 Punkte) seinen siebten Platz zu festigen vermag – was fürs Team von Trainer Christopher Braun ein beachtlicher Erfolg wäre. Für die Gäste aus dem Oberbergischen geht es dagegen vor allen Dingen um die Frage, ob sie den aktuellen dritten Platz (25:13) ins Ziel retten werden. Dazu wäre ein Sieg in Refrath nicht verkehrt, weil die Aufgaben anschließend noch schwieriger werden – am 25. März gegen Interaktiv, am 1. April in Remscheid, am 22. April nach der Osterpause gegen Korschenbroich.