Final Four Amateurpokal
Jetzt auch Pokalsieger: Ratinger eine Klasse für sich
Interaktiv.Handball gewinnt Finale gegen überforderten HC Gelpe/Strombach verdient mit 35:24.

Ich zieh das durch! Ratingens Ante Grbavac (Mitte) und Stanko Stabljic (ganz links) stellten Tim Hartmann (Nummer 24), Paul Borisch (27) und Lukas Bader (22) sowie die gesamte Abwehr des HC Gelpe/Strombach vor viele, viele Rätsel. (Foto: Thomas Wirczikowski)

HC Gelpe/Strombach – Interaktiv.Handball 24:35 (9:20). Am Ende war alles wie sonst meistens auch und Interaktiv erneut eine Nummer zu groß für den HC – wie bei den beiden Siegen in der zurückliegenden Regionalliga-Saison (42:30, 36:27). Deshalb kam das Endspiel des Deutschen Amateurpokals beim Final-Four-Turnier im Oberbergischen nie als der ganz große Aufreger daher – was am wenigsten die Ratinger gestört haben dürfte. Nach einer Meisterschafts-Saison ohne Niederlage und dem damit verbundenen Aufstieg in die 3. Liga holte das Team des Trainergespanns Filip Lazarov/Alexander Oelze schließlich seinen zweiten Titel in der Saison 2022/2023 – und keinen ganz belanglosen. Außerdem hat Ratingen wie Gelpe/Strombach alleine durch seine Teilnahme am Finale die Eintrittskarte für den großen DHB-Pokal gelöst. Auf dem Weg dorthin hatte Interaktiv am Samstag im ersten Halbfinale den HGW Hofweier aus Südbaden klar mit 42:31 bezwungen, während die Final-Four-Gastgeber erst nach einer dramatischen Aufholjagd weitergekommen waren: Das 33:32 nach Verlängerung gegen den HSV Apolda aus der Mitteldeutschen Oberliga im zweiten Halbfinale hatte dabei am Samstag tatsächlich alles, was den Pokal ausmacht – und Gelpe/Strombach fürs Finale keine 24 Stunden später vielleicht doch zu viele Körner gekostet.

HC-Trainer Markus Murfuni erwies sich erstens als fairer Verlierer und er wollte zweitens die hohe Niederlage zumindest nicht direkt auf den Kräfteverschleiß zurückführen: „Das war ein Spiegelbild von gestern. Wir sind von Anfang an im Angriff nicht reingekommen. Wir haben einfach zu viele Chancen liegen lassen und das Problem war, dass wir dann wieder dem Rückstand hinterherlaufen mussten. Wir gratulieren Ratingen, weil sie es absolut verdient haben, dieses Turnier zu gewinnen.“ Die Turnier-Gastgeber trösten sich damit, dass sie mit der Qualifikation für den DHB-Pokal ihr oberstes sportliches Ziel erreicht haben, dort ebenfalls die erste Runde überspringen und direkt in der zweiten Runde einsteigen dürfen – wenn alle Top-Klubs von THW Kiel bis SC Magdeburg ebenfalls mit von der Partie sind. Die „passenden“ Gegner für Gelpe/Strombach und Interaktiv stehen dabei längst fest: Nicht nur der Gummersbacher Murfuni fände ein Duell mit dem VfL Gummersbach sensationell – und bei Interaktiv könnten sich wohl viele dem Traum ihres spielenden Co-Trainers Alexander Oelze anschließen: Der gebürtiger Magdeburger, der aus der Jugend des noch amtierenden Deutschen Meisters stammt, fände ein Duell mit dem SC herausragend. Ob die Dinge bei der Auslosung so in Erfüllung gehen, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Im Endspiel machte Interaktiv ziemlich schnell klar, dass es neben der Fahrkarte für den DHB-Pokal unbedingt die Trophäe mit der Aufschrift „Sieger im Deutschen Amateurpokal“ holen wollte. Nach dem von Ante Grbavac verwandelten Siebenmeter lag der Regionalliga-Meister bereits mit 4:0 (9.) vorne und nach dem 5:3 (12.), dem bis zum Schluss engsten Spielstand, begannen die Ratinger ihren überforderten Kontrahenten zu zerlegen – 6:3 (13.), 11:4 (18.), 14:5 (21.). Nachdem der HC durch Leonard Viebahn auf 6:14 (22.) und durch Paul Borisch auf 7:14 (23.) verkürzt hatte, wurde es sogar noch schlimmer für den HC, der längst nicht mehr Herr im eigenen Haus war. Mit dem 18:8 (27.) von Jonas Perschke erreichte der Ratinger Vorsprung zum ersten Mal die Zehn-Treffer-Marke und mit dem 20:9 (30.) nach einem weiteren Grbavac-Siebenmeter war die Frage nach dem Sieger am Ende der ersten Hälfte frühzeitig beantwortet. „Wir haben das richtig souverän runtergespielt“, fand Co-Trainer Oelze, „wir waren immer einen Schritt schneller.“

So sehen Sieger aus: Natürlich waren die Ratinger bei der offiziellen Ehrung nach dem Finale völlig losgelöst. (Foto: Thomas Wirczikowski)

Sicher: Gelpe/Strombach wollte das Turnier in der Eugen-Haas-Halle trotzdem mit Anstand hinter sich bringen und die Angelegenheit nicht ausufern lassen. Etwas besser sah der ansonsten einseitige Sonntag-Nachmittag aber lediglich nach dem 14:25 (40.) aus, als ein 6:2-Lauf innerhalb von etwas mehr als sechs Minuten das 20:27 (46.) brachte. Dass Interaktiv hier nicht im Geringsten daran dachte, wie aus dem Nichts heraus ins Wanken zu geraten (wie Apolda im Halbfinale), machten direkt Grbavac (47.) und Oelze klar (49./Siebenmeter), die auf 29:20 erhöhten. Und nach dem 31:21 (52.) von Alexander Poschacher blieb die Differenz im zweistelligen Bereich, weil Ratingen in der Summe in diesem Finale eine Nummer zu groß war für seinen Gegner aus dem Oberbergischen. Mal wieder. Oelze sah das Happy End am Ende einer sehr langen Saison aber vor allem als Bestätigung der Arbeit, die er zusammen mit Filip Lazarov leistet: „Das war meine erste Saison als Co-Trainer. Ich bin unfassbar glücklich. Wir haben eine tolle Saison gespielt und alle haben einen sehr großen Schritt nach vorne gemacht. Das war sehr wichtig für uns, wir hatten eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern.“ Was sowieso alle eint: Jetzt ist der Handball vorerst vom Aktionsplan gestrichen und eine Pause angesagt. Mitte Juli beginnt dann die Vorbereitung für die Saison 2023/2024, die dann in der 3. Liga stattfindet.

HC Gelpe/Strombach: Rottschäfer, Blech (1) – Schröter, Maier (1), Altjohann, Hilger, Viebahn (5), P. Roth (1), Bader, Meinhardt (4/2), Hartmann (2), Panske, Borisch (1), Mayer (9/1).

Interaktiv.Handball: Büttner, Karic (1) – Grbavac (10/4), Markotic (1), Perschke (2), Claussen (1), Stock (2), Korbmacher, Oelze (5/2), Maric (5), Mensger (1), Wasse (1), Poschacher (2), Sabljic (4).