Oberliga Niederrhein
Nach Trainer-Trennung: Neuss in Haan chancenlos
Vor dem sechsten Spieltag stellten gleich zwei Vereine ihre Übungsleiter frei. Während der HSV Überruhr gegen den TV Geistenbeck danach immerhin ein 24:24 schaffte, ging der NHV bei der Unitas unter. Spitzenreiter Mettmann-Sport siegt locker gegen Krefeld und freut sich auf das Gipfeltreffen nach den Ferien.

Auf nach Mettmann: Für Moritz Ziegler und die Unitas Haan war der Neusser HV (links Anton Kostenko, rechts David Jurisic) nur eine Zwischenstation vor dem Spitzenspiel und Derby am 21. Oktober. (Foto: Ralf van Thriel)

Eine spannende Woche liegt hinter der Oberliga Niederrhein – und längst nicht bei allen Vereinen ist noch alles so, wie es am vergangenen Montagmorgen war. Sowohl der HSV Überruhr als auch der Neusser HV hielten es für angebracht, die Zusammenarbeit mit ihren jeweiligen Trainern zu beenden. In Überruhr traf es Ragulan Srjeevaghan, der das Amt erst im Sommer übernommen hatte. Nach 3:7 Zählern und der jüngsten 32:33-Niederlage beim Aufsteiger TB Wülfrath veröffentlichte der HSV die  folgende Erklärung: „Die Chemie passte nicht zu hundert Prozent und beide Seiten, sowohl der Trainer als auch das Team, haben sich den Start in die Saison sicherlich anders vorgestellt.“ Beim 24:24-Unentschieden gegen den TV Geistenbeck war jetzt Carsten Ridder als Spielertrainer für die Mannschaft verantwortlich. Beim Regionalliga-Absteiger Neuss sah die Tabellensituation noch schlechter aus. Dort standen vor einer Woche 2:8 Punkte zu Buche, wobei die beiden einzigen Zähler vom 38:34-Sieg gegen die Adler Königshof am Grünen Tisch noch verloren gehen könnten. Die Trennung von Trainer Julian Fanenbruck am Montag nach dem knappen 27:30 gegen Tabellenführer Mettmann-Sport kam für den Coach trotzdem überraschend. „Am Freitag vor dem Training haben wir alle noch zusammengesessen und kommuniziert, dass wir alle an einem Strang ziehen und nicht agieren wie andere Vereine. Am Montagmorgen erhalte ich dann die Nachricht, dass man im Vorstand entschieden hat, mich als Trainer der ersten Herren freizustellen“, sagt Fanenbruck, der damit der Darstellung auf der NHV-Homepage widerspricht, die Trennung wäre „in beiderseitigem Einvernehmen“ erfolgt. „Ich möchte betonen, dass ich nicht aufgegeben oder die Mannschaft im Stich gelassen habe. Ich hätte definitiv noch versucht, weiterzumachen, hätte mich selbst auch noch einmal ein bisschen umgestellt und wäre, wenn wir dann keinen Erfolg gehabt hätten, selbst auf den Verein zugegangen“, erklärt der Coach, für den entgegen der Vereinsdarstellung auch noch nicht klar ist, dass er in anderer Funktion weiter für die Neusser tätig sein wird.

Der Sportliche Leiter Josip Jurisic wird den NHV zunächst weiter betreuen. In der Partie beim Tabellenzweiten Unitas Haan machte sich der Trainerwechsel allerdings nicht positiv bemerkbar und die Gäste waren bei der 26:47-Niederlage vielmehr von Anfang an chancenlos. Die Unitas legte direkt das 3:0 (7.) sowie 7:2 (10.) vor und erhöhte später auf 15:6 (22.) und 22:10 (29.). Weil die Hausherren bis zum Ende nicht nachließen, stand am Ende ein souveräner Erfolg mit 21 Toren Unterschied. „Es war ein auch in der Höhe völlig verdienter Sieg mit 60 Minuten Spielfreude und Konzentration. Jetzt kann erst die Pause und danach das Spitzenspiel in Mettmann folgen“, fand Unitas-Coach David Horscht, dessen Team bei 10:2 Punkten steht und am 21. Oktober beim Tabellenführer und Nachbarn Mettmann-Sport (11:1) antritt. Die Mettmanner lösten ihre Aufgabe gegen Handball Oppum mit dem 32:19 ebenfalls souverän und sie waren nach dem 10:4 (19.) bereits auf der Siegerstraße. In der zweiten Hälfte schraubten die Hausherren das Ergebnis vom 22:16 (44.) durch einen 7:0-Lauf zum 29:16 (50.) in die Höhe. „Das war ein Pflichtsieg gegen stark geschwächte Oppumer, die auch sehr daran zu knabbern hatten. Wir stellen aber auch eine sehr, sehr stabile Deckung mit einem sehr guten Lukas Klein im Innenblock, der da gar nichts anbrennen lässt. Ich glaube, er verliert keinen Zweikampf und mäht alles nieder, was da auf ihn zukommt“, meinte Mettmanns Coach Andre Loschinski, der sich auf das Gipfeltreffen nach der Pause freut, „jetzt haben wir uns ein schönes Topspiel nach den Herbstferien zu Hause gegen Unitas Haan erspielt, was sicher eine ganz andere Geschichte wird. Da wird sich dann zeigen, wie weit die Mannschaft ist.“

In den übrigen Partien des Spieltages ging es überwiegend deutlich enger zu – wie beim 34:33 des TuS Lintorf über den TB Wülfrath. Hier bekamen die Hausherren die Angelegenheit nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit nach und nach in den Griff und sie waren beim 32:27 (53.) eigentlich schon auf dem besten Weg zum Sieg. Aufsteiger Wülfrath gab aber nicht auf und glich zum 33:33 (58.) aus. Bitter für die Gäste: Niklas Lüttger, vorher mit sechs Versuchen vom Siebenmeterstrich erfolgreich, vergab in der letzten Minute einen Strafwurf und die Chance zum Sieg – und auf der anderen Seite erzielte Leon Pape mit der Schluss-Sirene den Siegtreffer für Lintorf. „Am Ende war es ein pures Drama. Alle dachten, das Ding ist gegessen. Dann schlichen sich bei uns Flüchtigkeitsfehler ein, wir haben viel zu schnell abgeschlossen und auch zu einfach den Ball verloren“, meinte TuS-Vorstandsmitglied Hajo Pfeiffer, der sein Team jetzt beim Blick auf die Tabelle auf dem dritten Platz vorfindet: „Mit der Ausbeute 10:2 Punkte sind wir natürlich super zufrieden.“ Wülfraths Trainer Leszek Hoft ärgerte sich über die knappe Niederlage, war aber stolz – vor allem, weil seine Mannschaft unter der Woche krankheitsbedingt kaum trainieren konnte und noch auf mehrere Akteure verzichten musste. „Die Mannschaft hat eine Riesenmoral gezeigt, gerade mit so wenig Trainingsbeteiligung. Die zwei Wochen Pause werden uns guttun, da können wir uns noch mal auf viele Sachen konzentrieren und diese besser machen“, fand Hoft.

Beim 30:30 im Derby zwischen dem TV Lobberich und dem TSV Kaldenkirchen konnten wohl die Hausherren am Ende mit dem Resultat besser leben – weil sie nach dem 3:2 (4.) nie wieder in Führung lagen und erst in den letzten 30 Sekunden durch einen Doppelschlag von Christopher Liedtke aus dem 28:30 den 30:30-Endstand machten. Entsprechend unzufrieden war Kaldenkirchens Coach Volker Hesse: „Wir biegen leider noch mal von der Siegerstraße ab, weil wir nicht clever genug sind. Über viele Strecken des Spiels zeigen wir eine deutliche Leistungssteigerung zur Vorwoche und belohnen uns am Ende leider nicht. Über den Punkt kann ich mich nicht freuen, weil wir dieses Derby hätten gewinnen müssen.“ Ganz anders waren die Gefühlswelten in Essen, wo sich Überruhr und Geistenbeck mit einem 24:24 getrennt hatten: Hier zeigten sich beide Seiten mit dem Resultat einverstanden. Der HSV erwischte mit dem 8:3 (15.) den besseren Start, Geistenbeck kämpfte sich aber zurück und glich nach der Pause wieder aus – 15:15 (38.). In der Schlussphase mit wechselnden Führungen hatten beide Teams die Chance zum Sieg, doch am Ende blieb es beim Unentschieden. „Nach einem sehr intensiven Kampfspiel, was aber von beiden Seiten durchweg fair gespielt worden ist, sind wir letztendlich mit dem 24:24 zufrieden“, fand Geistenbecks Trainer Thomas Laßeur. Auch HSV-Torhüter Dominik Sieberin, der in Überruhr gleichzeitig für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, sprach von einer „vermutlich gerechten Punkteteilung“.

 

Mettmann-Sport – Handball Oppum 32:19 (18:12).

Mettmann-Sport: Jakubiak (1), Steinhauer – Merten (3), Thanscheidt (1), Falkenberg (2), Franco (1), Königs (1), Hebel (1), D’Avoine (4), Kruse (1), Völl (7), Klein (3), Schirner (7/1).

Handball Oppum: Deilen, Beurskens – Schwartz (3), Paliga (1), Wink (8/1), Vogel (2), Wolfhagen (3), Weidemüller (2), Fenzel, Ditz, Eickmanns.

 

Unitas Haan – Neusser HV 47:26 (24:12).

Unitas Haan: Seher, Goeken – F. Korbmacher (5/2), Riemann (4), Moser (3), Billen (7), Mohrmann (1), N. Zahs (10), Ziegler (2), D’Avoine (5), D. Zahs (1), Jesussek (4), Nelte (3), Austrup (2).

Neusser HV: Grbesa, Gilliam – Suganuma, Murawski (4), Menze, T. Dicks (4), Salimov (1), Kostenko (1), Jurisic (8), F. Dicks, Pistolesi, Bosnjak (4), van Thriel (1), Bauer (3/2).

 

TuS Lintorf – TB Wülfrath 34:33 (18:15).

TuS Lintorf: Hallfeldt, Götze – Pape (4), Lenzen (9), Strunk (1), Lesch (1), Demir (6/1), Müskens (7), Langen (3), Friedrichs (1), Greday, Krüger, Kropp (2).

TB Wülfrath: Müllenborn, Engler – Lüttger (8/6), Scheider (3), Adolphs (2), Claussen (2), Nitzschmann (11), Schmitz (3), Adam, Biermann, Feldstedt (1), Kunath, Jahn, Müller (3).

 

TV Lobberich – TSV Kaldenkirchen 30:30 (14:16).

TV Lobberich: Bastians, Lasnig – Greven (1), Giesen (1), Pasch, Hoffmanns (7/3), Hankmann (1), C. Liedtke (7/1), Schellekens (4), Mähler (1), B. Liedtke (5), Welzel, Falk (3).

TSV Kaldenkirchen: Mattke – S. Coenen (7), Heyer (1), Lüfkens, Schürmanns (5), Kamps (1), Lorenz (2), Koslowski, Dauben, Brakelmann (5), Tötsches (5/1), Rosati (2), Müller (2).

 

HSV Überruhr – TV Geistenbeck 24:24 (13:11).

HSV Überruhr: Sieberin, Gottemeier – Thomas (4), Hahne, Sprick (1), Eller (4), Batz (1), Thielecke, Carsten Ridder (4), Schlicht, Sodys, van der Heuvel (4), Tim Koenemann (6/2), Lorenz.

TV Geistenbeck: Nordmann, Kenkmann – D. Meissner (2), Pöstges, Lüttke (4), Flock (2), Reinartz (2), Schimanski (7/4), Krücken, Weck (5), Leistner (1), Schumacher, Hüpperling (1).

 

LTV Wuppertal – Adler Königshof 34:25 (15:15).