Oberliga Mittelrhein
Siebengebirge müht sich 20 Minuten, Nümbrecht mit dem leeren Tor
Am Ende fahren die beiden Spitzenteams souveräne Siege ein und die HSG bleibt der Top-Favorit auf die Meisterschaft. Der TV Palmersheim geht nach der sechsten Niederlage in Folge kommende Woche als Außenseiter ins Derby gegen den formstarken TV Rheinbach.

Eine Etage höher: Simon Schlösser erzielte für seine HSG Siebengebirge
gegen den TuS Königsdorf sieben Treffer. (Foto: Thomas Schmidt)

Etwa 20 Minuten brauchten die Handballer der HSG Siebengebirge, um im Handball-Jahr 2024 anzukommen. Gegen den TuS Königsdorf stand nach einer holprigen Anfangsphase letztlich doch ein souveräner 38:29-Sieg, mit dem die Mannschaft von Trainer Lars Degenhardt ihr Konto auf 28:2 Punkte ausbaute und vor dem SSV Nümbrecht (25:5) weiter klar an der Tabellenspitze steht. Bestenfalls wollen sie im Siebengebirge auch nach den kommenden elf Partien noch auf dem ersten Rang stehen und sich dann vorerst in Richtung Regionalliga verabschieden. Der mutige Aufsteiger aus Königsdorf machte der HSG dabei das Leben am Anfang schwer und ging mit 7:3 (12.) in Führung. Degenhardt nahm eine frühe Auszeit, die auch langsam Besserung brachte. Das 10:13 (21.) drehten die Hausherren vor der Pause zum 16:13 (27.) und nach dem Seitenwechsel bekam der Favorit die Angelegenheit schnell in den Griff – 25:17 (40.). „In der Anfangsphase hat Königsdorf das wirklich sehr, sehr gut gemacht. Wir waren – vielleicht auch der Pause geschuldet – noch nicht richtig im Spiel, haben nicht aktiv genug verteidigt und dadurch zu viele Gegentreffer zugelassen. Nach der Auszeit und mit zunehmender Spielzeit kamen wir immer besser in Fluss“, meinte Degenhardt, der letztlich einen souveränen Erfolg seines Teams sah. Sein Königsdorfer Kollege Franziskus Bleck erkannte ebenfalls einen verdienten HSG-Sieg und konnte trotzdem einiges aus dem Spiel für sich mitnehmen: „Wir hätten mehr am Optimum spielen müssen, um tatsächlich eine realistische Chance zu haben. Mich freut es, dass wir gut ins Spiel reingekommen sind und tatsächlich eine Viertelstunde in meinen Augen die bessere Mannschaft waren.“

Ebenfalls keine größeren Schwierigkeiten hatte der Tabellenzweite Nümbrecht beim 35:25-Sieg als Gast des ASV SR Aachen. Die Gäste um Trainer Manuel Seinsche legten schnell ein 6:2 vor (11.) und hätten in der Folge sogar früher höher führen können. Die personell geschwächten Aachener versuchten es von Beginn an mit dem siebten Feldspieler – was dem SSV mehrfach die Möglichkeit eröffnete, ins leere Tor der Hausherren zu werfen. Ein ums andere Mal ließ Nümbrecht diese Chance allerdings liegen. „Das müssen wir uns selber ankreiden. Ich glaube, wir haben im ganzen Spiel sechs Mal neben das leere Tor geworfen. Da hätten wir konsequenter sein müssen, dann hätten wir das viel früher relativ klar machen können“, fand Seinsche, der trotzdem einen ungefährdeten Erfolg seines Teams erlebteh. Bis zum 20:17 (36.) blieben die Aachener einigermaßen dran, mit dem Zwischenspurt zum 27:19 (47.) war die Partie aber entschieden. „Unser dezimierter Kader hat sich gegen den hohen Favoriten Nümbrecht in der ersten Halbzeit sehr gut verkauft. In der zweiten Halbzeit sind wir ein bisschen eingebrochen. Konditionell kann man gegen eine Mannschaft, die einfach komplett durchwechseln kann und nahezu keinen großartigen Leistungsabfall zeigt, nicht gegenhalten“, meinte Schwarz-Rot-Coach Stefan Tuitje.

Hinter den beiden Spitzenteams hat sich die Tabelle in eine leichte Zwei-Klassen-Gesellschaft aufgeteilt, in der die obere Hälfte ein positives und die untere ein negatives Punktekonto aufweist. Weil es in dieser Saison höchstwahrscheinlich keine Absteiger aus der Oberliga Mittelrhein geben wird (auch wenn eine klare Aussage des Verbandes hierzu nach wie vor fehlt), ist Spannung nicht unbedingt das Markenzeichen der Klasse – und selbst Schlusslicht HC Weiden II (3:27 Punkte) wird so vermutlich den Klassenerhalt schaffen. Im Derby beim TV Birkesdorf (Fünfter/20:10) hielt der HC jetzt trotz der 29:34-Niederlage wieder kämpferisch dagegen und verkürzte immerhin ein 13:19 (29.) nach der Pause zum 26:28 (48.). Die Hausherren ließen sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und schlugen in der Schlussphase entscheidend zurück – 34:28 (58.). „Wir haben einen Pflichtsieg eingefahren, wenn auch noch ordentlich Sand im Getriebe war. Aber das ist völlig normal nach der Pause“, meinte Birkesdorfs Sportvorstand Luca Feistkorn. HC-Trainer Stephan Xhonneux sprach ebenfalls von einem verdienten Birkesdorfer Erfolg: „Kämpferisch kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, aber unsere Fehlerrate war einfach viel zu hoch.“

Beim TV Palmersheim brauchen sie ohnehin keinen besonderen Anlass, um ein Handball-Fest zu feiern. Die Fangruppe des TV, die nicht nur wegen ihres grandiosen Auftritts beim Harzhelden Allstar Game inzwischen gut bekannte „Räuberbande“, verwandelte auch die Sporthalle der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule in Köln jetzt wieder in eine Heimspielstätte für Palmersheim. Auf dem Papier war Gastgeber allerdings der Longericher SC II, der am Ende beim 38:35 sportlich den besseren Ausgang hatte. Die Gäste mussten dabei kurzfristig auf einige Spieler verzichten – unter anderem auf mehrere lange Schützen aus dem Rückraum. Longerichs Coach Frederic Rudloff war davon allerdings gar nicht so begeistert: „Das ist ein Nachteil für uns, dadurch haben viele kleine, quirlige Spieler gespielt“, meinte der Coach. Rudloff sah zunächst ein ausgeglichenes Spiel, in dem sein Team nach dem 11:12 (19.) mehr und mehr die Kontrolle übernahm – 17:14 (29.). Palmersheim ließ sich trotzdem nie ganz abschütteln und das 25:20 (39.) verkürzten die Gäste noch einmal auf 31:30 (50.). Erst der Doppelschlag von Tim Quetting zum 38:34 (58./59.) brachte die endgültige Entscheidung zu Gunsten der Kölner. „Wir haben vorher ausgerufen: ‚Gewinnen, egal wie!‘. Das haben die Jungs gemacht“, meinte Rudloff. Sein Palmersheimer Gegenüber Peter Trimborn war angesichts der personellen Situation mit dem Auftritt der Mannschaft ebenfalls sehr zufrieden: „Ich glaube, wir haben uns ganz gut präsentiert mit dem Kader, mit dem wir heute aufgelaufen sind.“

Am kommenden Samstag erwarten die Palmersheimer im Derby den TV Rheinbach – und müssen hier wohl als Außenseiter gelten. Denn während die Palmersheimer jetzt bereits die sechste Niederlage in Serie kassierten, feierte Rheinbach durch das 38:28 gegen den MTV Köln den sechsten Sieg in Folge. Dabei lag die Mannschaft des Trainergespanns Jan Hammann/Dietmar Schwolow beim 3:4 (7.) nur ein einziges Mal im gesamten Spiel hinten und hatte ansonsten schon vor der Pause Vorteile – 13:9 (19.). Der MTV konnte immerhin auf 12:13 (22.) verkürzen und er blieb bis zur Pause dran, ehe der TV direkt nach dem Seitenwechsel vom 21:18 zur Halbzeit auf 26:18 (36.) und 28:19 (39.) wegzog. Die Gäste fanden bis zum Schluss keine passende Antwort und so sicherten sich die Hausherren einen klaren Erfolg. „Wir bekommen zu keinem Zeitpunkt Zugriff auf den Rheinbacher Rückraum. In der ersten Halbzeit ist das noch eine ordentliche Angriffsleistung, die uns in Schlagdistanz hält. Mit dem 5:0-Lauf nach der Halbzeit ist das Spiel aber direkt weg“, meinte MTV-Coach Moritz Adam. Für Rheinbachs Trainer Hammann war der Schlüssel zum Erfolg dagegen die verbesserte Deckung nach der Pause:  „In der zweiten Halbzeit war es doch ein souveräner Sieg, das entscheidende war eine deutliche Leistungssteigerung in der Abwehr.“

Eine in der Summe ordentliche Leistung bot auch der Viertletzte BTB Aachen II (8:22 Punkte) beim Dritten HBD Löwen Oberberg (22:8), deren 33:28 tatsächlich nicht unerwartet kam. „Insgesamt war es eine verdiente Auswärts-Niederlage“, stellte BTB-Trainer Andreas Heckhausen fest, „doch wir sind grundsätzlich mit dem Verlauf nicht unzufrieden. Unsere schwächste Phase waren die ersten zehn, 15 Minuten der zweiten Halbzeit, da haben wir zu viele Fehler gemacht, sodass sich Oberberg auf zehn Tore absetzen konnte. Am Ende haben wir uns wieder berappelt. Insgesamt war das ein vernünftiger Auftritt, auf dem wir aufbauen können.“ Bis zum 4:3 (10.) legte der Außenseiter regelmäßig vor, ehe die Löwen den Spieß umdrehten – aber zunächst noch nicht weit vorankamen – 9:8 (20.), 12:11 (25.), 16:13 (30.), 16:15 (32.). Anschließend gab es jene Phase, in der der Favorit entscheidend wegzog: Über 23:17 (41.) ging es zum 30:20 (51.), sodass den Aachenern nur noch etwas Ergebniskosmetik blieb. Die gelang ihnen besonders mit den fünf Treffern hintereinander zum 25:30 (55.). Traurig waren Heckhausen und die Aachener hinterher nur über das Pech von Tim Herzog: „Er hat sich wahrscheinlich den Mittelfuß gebrochen.“

HSG Siebengebirge – TuS Königsdorf 38:29 (19:16).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Steinhaus (4/1), Andrassy (2), Runge (4), Grunwald (3), Schlösser (7), Stein (6), Bachler (2), Heusinger, Lopez de Carvalho (5), Marcinkovic, Koch (5/1).

TuS Königsdorf: Schroven – Zirkel (3), Link (2), Schrief (4), Sjoelund (1), Müller (1), Többen (4), Houseman (7/3), Lange (4/3), Brauner (1), Landmann (2).

 

ASV SR Aachen – SSV Nümbrecht 25:35 (13:16).

ASV SR Aachen: Waje – Happesberger (7/3), Signon (2), Huckemann (2), Wiesmann, Rietz (6), Wigger (2), Schumacher (3), Kuckelkorn (3), Monteiro Pai, Schnitzler, Storsberg.

SSV Nümbrecht: Orth, Rydzewski (1) – Opitz (4), Benger (8), Urbach (1), Roth (2/2), Ufer (1/1), Schanz (1), Hartmann (2), Schröter (8), Dissmann (1), T. Lang (1), D. Donath (3), Söntgerath (1).

 

TV Rheinbach – MTV Köln 38:28 (21:18).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – Ribbe (6/1), Schwolow (2/1), Pohl (2), Grommes (2), Stürmann (3), Schmitz (12), Berens (3), Bittner (1), Ollefs (1), Scholten (2), Künkler (4).

MTV Köln: Theisen, Schmidt – Neusser (1), Kalisch (9/5), Epple (6), Hilbert (2), Herzhoff (2), Diederich, Minten (1), Klebinger, Bathen (4), Rossignoli (1), Schicks.

 

Longericher SC II – TV Palmersheim 38:35 (17:15).

Longericher SC II: Burggraf, Döscher – Gerfen (1), Keil (1), Beste (2), Matysiak (4), Heider (1), Quetting (9), Kröger (2), Duckert (10/7), Boeing, Vallbracht, Wörmann (3), Michel (5).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Simsek, Fiedler, Johnen (3), Blesse (2), Lönenbach (15/5), Adolph, Mayer (1), Schneider (1), J. Grevelding (2), N. Grevelding (4), L. Königshoven (7).

 

TV Birkesdorf – HC Weiden II 34:29 (19:15).

TV Birkesdorf: Toews, Fernandez Urrutia (1) – Pelzer, Ernst (9/4), Ihmer (1), Botz (3), Risteski (1), Eeckmann, Willers (4), Költer (8), Heinze (2), Perez Fernandez (5), di Muro.

HC Weiden II: Keller, Schornstein – Lozano, Göbbels (5), Meurer (6), Lange, Johnen (1), Kraus, Holste (3), Furuta (3), T. Lütz (3/2), Havers (4), Kilburg (2), Altmeyer (2).

 

HBD Löwen Oberberg – BTB Aachen II 33:28 (16:14).

HBD Löwen Oberberg: Caber, K. Neese – Mlynczak (2), M. Neese, Köster, Meier (2), Basic (9/6), Hudak-Domokos (2), Welke (7), Schneider (8/4), Malek (2), Mesenhöfer (1), Dax, Flick.

BTB Aachen II: Zaghloul, Blank – Creutz (4), Herzog (1), Middendorf (1), Kusnierz-Glaz (7), Volmer (3/2), Schmitz (2), Barbu, Wojke, Hellemeister (4), Franzen (2), Grunert (3), Hermanns (1).

 

Pulheimer SC – TuS 82 Opladen II 34:24 (20:13).