22. Januar 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Für eine Weile sah es am Samstagabend so aus, als könnten beide Spitzenteams der Oberliga Niederrhein zum Auftakt ins Handballjahr 2024 Federn lassen. Am Ende zweier spannender Partien stand dann aber Unitas Haan als der große Sieger da. Die Mannschaft von Trainer David Horscht bog die Begegnung beim Vierten TV Geistenbeck gerade noch so zum 27:26-Sieg um. Weil Mettmann-Sport gleichzeitig bei der HSG Hiesfeld/Aldenrade mit 21:24 verlor, baute die Unitas ihre Tabellenführung letztlich sogar aus: Die Haaner stehen nun bei 27:3 Punkten vor dem Kreis-Nachbarn (24:6) und sind mehr denn je der Favorit Nummer eins auf die Meisterschaft und den Aufstieg in die Regionalliga. Dabei waren die 60 Minuten zuvor in Geistenbeck ein echter Kraftakt, bei dem die Gäste am Ende auch etwas Glück benötigten: Dass Lennard Austrups Versuch per Freiwurf den Weg zum 27:26-Siegtreffer (59.) ins Tor der Mönchengladbacher fand, war zum Beispiel nicht komplett selbstverständlich. Im Stile einer Spitzenmannschaft überstand die Unitas dann aber die letzten Sekunden und nahm letztlich beide Punkte mit. „Es war das erwartet enge Spiel, bei dem wir vor der Pause durch einen 0:7-Lauf schon fast alles weggeworfen haben. Nach der Pause haben wir uns jedoch abwehrtechnisch gesteigert und konnten das Spiel dominanter bestimmen. Am Ende waren wir der glückliche Sieger einer spannenden Partie“, fand Horscht.
Die Hausherren hatten zuvor im ersten Durchgang ein 9:10 (19.) zum eigenen 16:10 (26.) gedreht und sie lagen bis zum 21:17 (36.) gut im Rennen. Jetzt legte aber Haan seinerseits acht Treffer in Serie hin – 21:25 (49.). Geistenbeck gab sich trotzdem nicht auf, kämpfte sich wieder heran und kam durch Timo Hüpperling zum 26:26-Ausgleich (57./Siebenmeter). Durch den „Lucky Punch“ von Austrup musste sich der TV aber am Ende geschlagen geben. „Mit Sicherheit war heute viel mehr drin. Wir haben uns aufgrund unserer eigenen Fehlerquote nicht belohnen können, was sehr ärgerlich ist. Wir sind zwar von der Leistung her auf dem richtigen Wege, aber dann muss man natürlich mal so ein Spiel gewinnen“, fand Geistenbecks Coach Thomas Laßeur. Unzufrieden war selbstredend auch Andre Loschinski, dessen Mettmanner in Hiesfeld viel zu selten die richtigen Mittel fanden. „Wir müssen uns klar an die eigene Nase packen, wenn man sieht, dass wir nur 21 Tore machen. Die Angriffsleistung war noch nicht mal mangelhaft, sondern tatsächlich unterirdisch. Im Endeffekt muss man sagen, dass wir aus dem Winterschlaf noch nicht rausgekommen sind“, meinte der Coach. Sein Team führte zwar kurz nach der Pause mal mit 13:11 führte (32.), lief wenig später aber schon wieder hinterher – 13:16 (39.). Bis zum 21:22 (58.) schien ein Punkt zumindest möglich zu sein, aber hier hatten die Gastgeber das letzte Wort – 23:21 (59.), 24:21 (60.).
Einen optimalen Start ins neue Jahr erwischte dagegen der TuS Lintorf, der sich durch das überraschend deutliche 37:27 gegen den LTV Wuppertal auf Platz vier vorschob (19:11 Punkte) und damit nur noch knapp hinter den Wuppertalern (20:10) steht. Nach einem Blitzstart der Hausherren (6:1/6.) fand auch der LTV in die Partie und glich zum 8:8 aus (18.). Die Angelegenheit kippte jedoch wieder zu Gunsten des TuS, der kurz vor der Pause mit 18:11 (29.) vorne lag und den Vorsprung nach dem Seitenwechsel nicht mehr aus der Hand gab. Die Gäste kamen noch einmal auf 22:25 (44.) ran, bevor Lintorf mit dem 34:25 (55.) entscheidend antwortete. „Wir haben heute eine top Leistung gebracht, wirklich eine der besten Leistungen in dieser Saison, und am Ende hochverdient gewonnen“, meinte TuS-Vorstandsmitglied Hajo Pfeiffer. Weniger glücklich war naturgemäß Wuppertals Keeper Jan Philipp Meißner, der beim LTV gleichzeitig für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist: „Es hat sich wie ein roter Faden durchgezogen: Zu viele technische Fehler, zu einfache Fehler im Abwehrverbund und ein gut aufgelegter Lintorfer Torhüter haben es einfach verhindert, dass wir noch einmal richtig Luft schnuppern konnten. Und so steht nach 60 Minuten ein insgesamt sehr verdienter Sieg für Lintorf auf der Anzeigetafel, vielleicht mit zwei, drei Toren zu viel.“
Einen extrem wichtigen Sieg im Kampf um den Klassenerhalt feierte der TB Wülfrath mit dem 34:27 gegen den TV Lobberich. Dabei hatten die Hausherren über die gesamten 60 Minuten Vorteile, doch der TV ließ sich nie richtig abschütteln. Das 11:5 (15.) glich Lobberich zum 12:12 (20.) aus und nach der Pause blieben die Gäste weiter dran. Das 22:20 (41.) baute Wülfrath anschließend zwar zum 28:22 aus (51.), doch erst mit dem Treffer von Niklas Lüttger zum 31:26 (55.) und der Roten Karte gegen Lobberichs Christopher Liedtke (56./dritte Zeitstrafe) war der Widerstand der Gäste gebrochen. „Das sind wichtige, wichtige zwei Punkte zum Klassenerhalt. Wenn wir jetzt sehen, was da in der Tabelle läuft und wie eng alle Mannschaften beieinander sind, ist natürlich jedes Spiel eins, wo es um alles geht“, meinte Wülfraths Coach Leszek Hoft treffend. Die Trainer-Legende, die zum Anfang des Jahres das Harzhelden-Team beim Allstar Game in Dormagen betreut hatte, durfte erfreut zur Kenntnis nehmen, dass sich sein TB durch den Sieg auf Rang sieben verbesserte. Insgesamt sieht die Lage im dichten Feld so aus: Hinter dem Fünften Geistenbeck (18:12 Punkte) beginnt auf Platz sechs bereits der Abstiegskampf – ab den Adlern Königshof (14:14) über Wülfrath (13:17), den HSV Überruhr, die Tschft. St. Tönis, die HSG Hiesfeld/Aldenrade (alle 12:18) und den TSV Kaldenkirchen (10:18) bis hin zu den Lobberichern (10:20). Noch schlechter stehen Handball Oppum (10:20) sowie der Neusser HV (7:23), die nach dem Stand von heute den Gang in die Verbandsliga antreten müssten.
Die beste Ausgangslage im Kampf gegen den Abstieg haben die Adler Königshof nach dem 39:31 über Schlusslicht Neuss. Dabei legten die Hausherren die Basis für den Erfolg vor der Pause vor allem in jener Phase, als sie vom 11:10 (21.) auf 17:10 (27.) wegzogen. Nach dem Seitenwechsel schmolz der Vorsprung auf 20:16 (34.), doch mit einem 4:0-Lauf vom 24:20 (37.) auf 28:20 (41.) stellten die Adler die Weichen endgültig auf Sieg. Den Gästen fiel keine Antwort mehr ein und der Königshofer Vorsprung beim 36:26 (52.) zwischenzeitlich sogar zweistellig aus. „Wir haben eine sehr starke kämpferische Leistung gezeigt mit der gesamten Mannschaft. Wir haben es geschafft, in der ersten Halbzeit eine gute Deckung zu stellen, auch in der zweiten Halbzeit war das super. Sicher hat ein Sonderlob Mike Kammann im Tor verdient“, fand Adler-Spielertrainer Sebastian Bartmann. Deutlich größere Sorgen hat der TSV Kaldenkirchen, denn das 26:29 bei Handball Oppum war bereits die fünfte Niederlage in den vergangenen sechs Spielen. „Sicherlich wäre heute mehr drin gewesen. Aber wir machen da weiter, wo wir vor der Pause aufgehört haben. Auch aus Verunsicherung machen wir zu viele Fehler, spielen zu hektisch und vergeben zu viele Chancen. Das reicht dann in Summe aktuell nicht“, meinte TSV-Coach Volker Hesse, dessen Team bis zum 9:9 (19.) mithielt, danach jedoch den Anschluss verlor – 11:17 (32.). Die Gäste gaben sich nicht auf, kämpften sich wieder heran – und beim 26:27 (59.) durch Steffen Coenen schien zumindest ein Punkt wieder möglich zu sein. Doch Oppum schlug zurück und sicherte sich durch Fabian Fenzels 28:26 (59.) und Maximilian Dierkes‘ 29:26 (60.) beide Zähler, die für die Krefelder im Abstiegskampf ebenfalls sehr wichtig sind.
TV Geistenbeck – Unitas Haan 26:27 (17:13).
TV Geistenbeck: Kenkmann, Lausberg – Wagenblast (2), Geraedts (3/1), D. Meissner, Lüttke, A. Meissner (2), Genenger (2), Flock (1), Reinartz (4), Schimanski (4), Leistner, Schumacher (1), Hüpperling (7/2).
Unitas Haan: Seher, Joest – R. Korbmacher (2), Völker, F. Korbmacher (5), Riemann (3), Moser (1), Billen (6/2), Mohaupt, Böhnke, D’Avoine (3), Hambrock (3), Disler, Austrup (4).
HSG Hiesfeld/Aldenrade – Mettmann-Sport 24:21 (11:12).
HSG Hiesfeld/Aldenrade: A. Schnier – Schwengers (4), Fischer, Jüngling (3), Hoyer (1), Müller (2), Bruns, Möhle (3), Wortman, Kirchner, Overberg (4), Schwarz (2), Nagel (5).
Mettmann-Sport: Jakubiak, Romagno – Thanscheidt (1), Navarro Gomes, Schirweit (2), Franco, D’Avoine (4), Hebel, Völl (6), Klein, Mund, Schirner (4/2).
TuS Lintorf – LTV Wuppertal 37:27 (18:12).
TuS Lintorf: Sobotta, Götze – Pape (6), Lenzen (4), Strunk (1), Lesch (3), Demir (2), Müskens (8), Plöger (5/4), Langen (1), Krüger, Rose (5), Kropp (2).
LTV Wuppertal: Oppolzer, Meißner – Gusewski, Pack, Graef, Knaupe (2), Flockert (1), Salz (6), Micus (11/3), Meissner, F. Breenkötter (2), Oberbossel (3), Franzen (1), M. Breenkötter (1).
Adler Königshof – Neusser HV 39:31 (19:13).
Adler Königshof: Kammann, Lindenau – Jacobs (1), von der Weyden (7), Pötters (2), Legermann (10/3), Lohmann (5), Kuhlen (3), Bartmann (5), Vogel (4), Menke (1), Huth (1), Zavada.
Neusser HV: Grbesa, Baimurzin – Menze (5), Murawski (2), Dicks (10), Salimov, Kostenko, Khmilevskyi, Slabospytskyi (1), Jurisic (5), Bosnjak, Rothkopf (2), van Thriel, Bauer (6/3).
Handball Oppum – TSV Kaldenkirchen 29:26 (15:11).
Handball Oppum: Deilen, Beurskens, Savonis – Paliga, Dierkes (7), Schwartz (5), Wink (3/1), Nimmesgern, Weidemüller (1), Fenzel (4), Fischer (1), Ditz (2), Eickmanns (6/3).
TSV Kaldenkirchen: Mattke, Brüster, Thommessen – S. Coenen (3), Killars, Heyer (2), M. Coenen (1), Schürmanns, Leven (2), Lorenz, Brakelmann (8/4), Tötsches (3/1), Rosati (2), Müller (5).
TB Wülfrath – TV Lobberich 34:27 (18:15).
TB Wülfrath: Biermann (1), Müllenborn – Lüttger (6/3), Görigk (5), Scheider (2), Adolphs (3), Claussen (1), Nitzschmann (4), Schmitz (4), Feldstedt (5), Jahn (3/2).
TV Lobberich: Bastians, Dönni, Lasnig – Greven (1), Giesen, Walter (2), Hoffmanns (5/3), Hankmann (1), Mähler, Schellekens (4), B. Liedtke (6), C. Liedtke (3), Falk (5).
HSV Überruhr – Tschft. St. Tönis 30:31 (14:16).