Regionalliga Nordrhein
Berblingers Bekenntnis: „Mein Herz schlägt für Bonn“
Der TSV-Trainer erwartet mit dem Überraschungs-Ersten den TV Korschenbroich - zu dem er nach dieser Saison wechselt. Der Kampf um den Aufstieg nimmt ebenso Fahrt auf wie der Kampf gegen den Abstieg.

In der Ruhe liegt die Kraft: Bonns Noch-Trainer Frank Berblinger beteuert, dass seine Zukunft in Korschenbroich und der weitere Weg des TVK derzeit für ihn keine Rolle spielen. Deshalb würde Berblinger das Spitzenspiel am liebsten auch gewinnen. (Foto: Thomas Schmidt)

Es sind Festspielwochen in der ehemaligen Hauptstadt und Trainer Frank Berblinger genießt in vollen Zügen, was sich gerade rund um die TSV Bonn rrh. tut – was ja im rein Sportlichen eine ganze Menge ist. Durch acht Spiele hintereinander ohne Niederlage bei sieben Siegen und einem Unentschieden hat sich Bonn auf dem ersten Tabellenplatz festgebissen und längst auch viel Gefallen an der dort vorhandenen Höhenluft gefunden. Ausgestattet mit 25:11 Punkten, blickt die TSV auf ein Verfolgerfeld, dessen vier Mitglieder der TSV Bayer Dormagen II (24:12), die HG Remscheid (24:12), der TV Korschenbroich (23:13) und der HC Weiden (23:13) sind. Und klar: Weil inzwischen nur noch acht von 26 Spieltagen zu absolvieren sind, hat bald jedes Wochenende was Besonderes zu bieten – und diesmal sogar was maximal Ungewöhnliches. Die Bonner, die ihr Plansoll bereits übererfüllt und die Rolle des von Druck freien Spitzenreiters mit Hingabe angenommen haben, erwarten die Korschenbroicher, die in diese Regionalliga immer noch eine Sonderstellung einnehmen: Sie sind bis heute der einzige Klub, dessen klares Ziel der Aufstieg in die 3. Liga ist – nicht irgendwann, sondern genau jetzt, in diesen Wochen. Es wird aber noch reizvoller, denn Berblinger verlässt die Bonner nach der laufenden Saison und er übernimmt dann als Nachfolger von Dirk Wolf den TVK. Sitzt er damit nicht zwischen zwei Stühlen? Weil er mit seiner TSV die Pläne der bereits zurückhängenden Korschenbroicher vielleicht endgültig für undurchführbar erklären könnte? Es ist keine Überraschung, wie der einstige Bundesliga-Spieler die Dinge sieht: Frank Berblinger versteht bereits die Frage nicht richtig.

„Mit dem Thema setzt ich mich definitiv nicht auseinander“, betont der 47-Jährige, „für mich ist einfach klar, dass ich bis zum letzten Spieltag zu einhundert Prozent Trainer in Bonn bin. Da gibt es auch keine andere Konstellation für mich vom Kopf her und mit dem Thema Korschenbroich werde ich mich ab Mitte Mai auseinandersetzen und identifizieren – dann auch da mit einhundert Prozent. Wenn Korschenbroich aufsteigen will, dann müssen sie das aus eigener Kraft schaffen. Niemand muss sich irgendwie Gedanken machen, dass zwei Herzen in meiner Brust schlagen. Wir wollen das Spiel für uns entscheiden – mit allem, was dazugehört. Ich bin Trainer meiner Jungs bei der TSV, noch acht Spiele.“ Und als krasser Außenseiter sieht sich der Überraschungs-Erste inzwischen auch nicht mehr: „Unabhängig davon, wer am Ende aufsteigt oder Meister wird, können wir mittlerweile von uns aus sagen, dass wir erstens nichts zu verschenken haben und zweitens muss uns jemand, wenn er an uns vorbei möchte, gefälligst aus dem Weg räumen. Das Gleiche gilt für Korschenbroich, wir haben keine Geschenke zu verteilen. Meine Jungs haben Bock auf dieses Spitzenspiel.“ Die Atmosphäre in der kleinen und engen Halle Ringstraße könnte darüber hinaus ein echter Heimvorteil sein und Dirk Wolf weiß, dass Korschenbroich vor einer knackigen Herausforderung steht: „Bonn verfügt über ein gutes Kollektiv und ist eine verschworene Gemeinschaft“, erläutert der TVK-Trainer, „für mich ist das Duell gegen Bonn auch deshalb spannend, weil man sich als Trainer viele Dinge ausdenken muss. Die Spiele gegen Bonn habe ich deshalb schon immer gerne gehabt.“ In der Summe hört sich das alles nach einer völlig offenen Partie an – und nach einem Samstagabend mit richtig viel Spannung.

Die Bonner bleiben aus eigener Kraft sicher nur dann vorne, wenn sie gegen Korschenbroich gewinnen – während bei einem Unentschieden abzuwarten ist, was die anderen Verfolger machen. Auf Dormagens Zweite, deren Rang zwei ebenso erstaunlich ist wie die Top-Position des Spitzenreiters, wartet dabei die nicht ungefährliche Aufgabe bei der um den Klassenerhalt kämpfenden Borussia Mönchengladbach (Vorletzter/10:26), die inzwischen mit dem Rücken zur Wand steht. Dass diese Partie ein Spaziergang wird, glauben sie in Dormagen selbst nicht – und trotzdem liegt ein Bayer-Erfolg nicht außerhalb des Vorstellbaren. Die Remscheider haben ebenfalls eine interessante Hürde vor sich, denn sie treten gegen den ebenfalls gefährdeten Drittletzten Bergischer HC II an (11:25). Was für die HGR spricht: Sie holte aus bisher neun Heimspielen immerhin 16:2 Punkte und verlor bloß kürzlich gegen TuEM Essen II (31:35). Was für den BHC II spricht: Er ist zwar auswärts sieglos (2:16/zwei Unentschieden), meldete sich allerdings am Mittwochabend nach einer ewig langen Negativ-Serie mit dem 49:34-Rekordsieg gegen Essen II zurück im Kampf um den Klassenerhalt. Was ebenfalls für die Solinger spricht: Irgendwie scheinen sie Remscheid zu können, wie sich beim 26:24 in der Hinrunde zeigte. Keine Chance, auf den ersten Platz zurückzukehren, hat von Rang fünf aus der einstige Tabellenführer HC Weiden – dem dazu selbst ein eigener Erfolg in Essen nicht reicht. Einer der beiden Hauptdarsteller aus Bonn gegen Korschenbroich bleibt auf jeden Fall, unabhängig vom Resultat des Top-Duells, vor den Weidenern.

Neu gemischt sind mittlerweile die Karten ganz unten in der Tabelle, wo sich bisher niemand geschlagen gibt. Schlusslicht Langenfeld (8:28) steht im neuen Jahr bei 4:6 Zählern, bringt als Empfehlung die Siege beim OSC Rheinhausen (34:24) sowie bei den Mönchengladbachern mit (25:24) und will nun beim Achten BTB Aachen (18:18) aus dem gesicherten Mittelfeld den nächsten Anlauf zu zwei Punkten nehmen. Der Borussia, für 2024 bei 3:7 Zählern angekommen, machen besonders die 24:25-Pleite im Abstiegsduell mit Langenfeld sowie das nicht weniger enge 23:24 bei der HSG Refrath/Hand zu schaffen, die als Neunter (18:18) ebenfalls zum Mittelfeld jenseits von allen Sorgen gehört. Ob Mönchengladbach in naher Zukunft etwas für sein notleidendes Konto zu tun vermag? Besser wäre es wohl, doch es warten extrem schwierige Spiele: Am Samstag geht es gegen Dormagen II und am 2. März zum Derby nach Korschenbroich. Trainer Ronny Rogawska und seine Mannschaft müssen sich bald etwas einfallen lassen, weil dem Aufsteiger sonst die direkte Rückkehr in die Oberliga droht. Festspielwochen werden das in dieser Saison wohl nicht mehr für Mönchengladbach.