16. Mai 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Teil eins ihres ganz persönlichen Wunders haben sie vollbracht. Wer nach der Hinrunde auf 6:24 Punkte zurückschaut, braucht sowieso einen unerschütterlichen Glauben daran, dass sich die Dinge zum Guten Wenden könnten – erst recht, wenn er wie der TV Aldekerk anschließend mit weiteren 2:6 Zählern in den zweiten Teil der Meisterschaft startet und nach insgesamt 19 Spielen bei 8:30 Punkten steht. Dann aber beginnt am 16. Februar mit dem 37:26 gegen die Bergischen Panther eine Serie, die durchaus den Titel Aufholjagd tragen darf: Aus neun Partien sammelt das Team von Spielertrainer Tim Gentges jene 12:6 Punkte ein, die es über den Strich heben – wobei Nackenschläge nicht mal ausbleiben. Besonders schmerzhaft war am 23. März das 24:36-Desaster beim heutigen Schlusslicht Interaktiv.Handball und das 27:31 zuletzt bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II hatte erneut viel mit einem vergebenen Matchball zu tun. In der Summe ist die Lage trotzdem um Lichtjahre besser als vor knapp drei Monaten und die Aldekerker können ihr Schicksal mit 20:36 Zählern von Platz zwölf aus selbst bestimmen. Sie haben es tatsächlich in der eigenen Hand, den TV Homburg (19:37), die TSG Haßloch (19:37), den TuS Dansenberg (16:40) und Interaktiv.Handball (16:40) hinter sich zu halten – wobei ja drei aus vier genügen. Dass unter sehr speziellen Umständen auch der drittletzte Rang zum Klassenerhalt reichen würde, ist dabei ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang, auf das sich freiwillig niemand einlassen sollte.
Der TVA steht vor einem herausfordernden Endspurt und nun am Samstag vor einer vermutlich unlösbaren Mission. Und vielleicht liegt gerade darin seine Stärke im Abstiegskampf, dass er der Dienstreise zum ungeschlagenen Tabellenführer TuS Ferndorf (55:1 Punkte), der als Meister längst feststeht, viel eher das Positive abgewinnt – als auf der andere Seite darüber zu grübeln, was die vermutlich zu erwartende Niederlage bloß Schlimmes für die allgemeine Situation bedeuten könnte. Tim Gentges hat deshalb zusammen mit seiner Mannschaft einen festen Handlungsrahmen entworfen: „Wir haben exakt eine Aufgabe – und die besteht darin, dass wir es genießen sollen, in dieser wirklich megageilen Atmosphäre Handball spielen zu dürfen gegen diese unfassbar gute Truppe. Da kann man eine Menge mitnehmen und wirklich draus lernen, wie präzise und effektiv man Handball spielen kann. Ferndorf hat für mich in dieser Liga einfach nichts zu suchen, sie dominieren von Woche zu Woche. Das ist eine absolute Spitzenmannschaft und es ist verrückt genug, dass wir mit denen in einer Liga sein dürfen. Wir wollen für uns ein gutes Spiel abliefern und zeigen, dass wir in die 3. Liga gehören. Und den Spaß sollten wir nicht verlieren, obwohl wir mitten im Abstiegskampf stecken.“ Die sportliche Realität ignoriert er damit bei aller Leidenschaft trotzdem nicht. „Wir wären doch total vermessen und an der Realität vorbei, wenn wir sagen, dass wir hinfahren, um unbedingt zu punkten“, betont Gentges, „wir werden unser Bestes auf die Platte geben. Das ist erst mal unser Ziel, den besten Handball, den wir an diesem Tag zu bieten haben, dort zu spielen.“
Gleichzeitig haben sie rund um die Vogteihalle natürlich die Hoffnung, dass ihnen das eine oder andere Ergebnis der Konkurrenz auf dem Weg zum Klassenerhalt entgegenkommt und so der Platz am rettenden Ufer erhalten bleibt. Eine derartige unterstützende Maßnahme wäre etwa ein Erfolg des Sechsten Longericher SC (30:26) über die gefährdeten Homburger. LSC-Trainer Chris Stark macht klar, dass die Longericher ohnehin aus eigenem Interesse unbedingt einen solchen Erfolg wollen. Erstens würde alles andere als ein Sieg nicht recht dazu passen, dass Stark am vergangenen Wochenende erfolgreich den letzten Teil der Prüfung für die A-Lizenz hinter sich gebracht hat – und zweitens wollen die Kölner einige Spieler wie Max Zimmermann (zum TV Korschenbroich), Valentin Inzenhofer (inzwischen am Kreuzband operiert), Marian Dahlke und Maximilian Zerwas (alle Karriere-Ende) im passenden Rahmen verabschieden. „Das wird ein sehr emotionaler Abend“, glaubt Longerichs Trainer. Obwohl es für die Gastgeber rein sportlich nicht mehr um besonders viel geht, liegt ihnen nebenbei noch die 21:29-Pleite vom 9. Dezember 2023 in Homburg im Magen, als wenig bis nichts passte. Entsprechend soll es eine Revanche sein: „Homburg kämpft um jeden Punkt und sie haben eine hohe Qualität. Das haben wir im Hinspiel bitter erfahren. Damals haben wir nach sechs Stunden Anfahrt mit defektem Bus die PS nicht auf die Platte gebracht – und genau das Gegenteil wollen wir jetzt präsentieren. Wir werden alles in die Waagschale werfen.“
Aus dem Kreis der Klubs, die noch etwas rechnen müssen, sind die Bergischen Panther als Zehnter (22:34) am wenigsten gefährdet – und hätte sich das Team von Trainer Marcel Mutz nicht kürzlich im Nachholspiel gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Achter/25:31) in eigener Halle mit dem 27:28 beide Punkte nehmen lassen, wäre es bereits durch. Für den vorletzten Spieltag gibt es nun zwei Möglichkeiten: Entweder machen die Panther im Heimspiel gegen die HSG Hanau (Fünfter/33:23) selbst alles klar – oder die Resultate der anderen spielen ihnen in die Karten. Ansonsten käme es auf das Saisonfinale mit der Aufgabe beim TV Gelnhausen an (Siebter/25:31). Genau eine Position vor den Panthern markiert der TuS 82 Opladen als Neunter (24:32) jenen Bereich, in dem absolute Sicherheit herrscht. Weil die Rückrunde aber allgemein für die Opladener nicht wirklich begeisternd lief, will sich der TuS 82 auf der kurzen Zielgeraden noch einmal von seiner guten Seite zeigen – zuerst bei der HSG Nieder-Roden (Dritter/38:18) und zum Abschluss am 25. Mai gegen die TSG Haßloch. „Nieder-Roden ist Dritter und spielt sicher eine starke Saison“, sagt Opladens Trainer Fabrice Voigt, „deshalb haben wir eine hohe Hürde vor uns. Uns ist klar, dass wir in der Rückrunde Punkte haben liegen lassen. Warum sollten wir uns nicht ein paar zurückholen? Das ist unser Ziel und dafür werden wir hart arbeiten.“ Ein personeller Lichtblick: Die zuletzt kranken Jan Jagieniak, Oliver Dasburg und Julius Schroeder sind wieder im Training. Maurice Meurer (Knie) fällt allerdings weiter aus.
Ganz am Ende der Tabelle bleibt dem Letzten Interaktiv.Handball längst nur das Prinzip Hoffnung. Die Ergebnisse stimmen insgesamt seit Monaten nicht mehr – und dass die Mannschaft des Trainergespanns Filip Lazarov/Alexander Oelze im Jahr eins nach dem Aufstieg den direkten Wieder-Abstieg vermeiden kann, gilt als sehr unwahrscheinlich: Die Lücke bis zu den Homburgern oder Haßlochern beträgt schließlich drei Punkte. Daraus folgt, dass die Ratinger unbedingt zwei eigene Erfolge brauchen, um so auf 20 Zähler zu kommen: Demnach müssten sie sowohl am Samstag gegen die HSG Friesenheim-Hochdorf II (Elfter/22:34) als auch am 25. Mai bei der HG Saarlouis gewinnen (Vierter/37:19) gewinnen. Gleichzeitig müssten jedoch Homburg und Haßloch leer ausgehen, zumal für Interaktiv ein Gleichstand am Ende der Serie nicht ausreicht. In beiden Fällen geht der entscheidende direkte Vergleich an die Konkurrenz – 30:24/27:38 gegen die TSG, 34:33/31:35 gegen den TV. Die andere Rechnung: Sollte Interaktiv gegen Friesenheim nicht gewinnen, wäre der Abstieg vorzeitig amtlich. Schon ein Unentschieden wäre zu wenig und es ginge dann bloß darum, wenigstens nicht als Letzter zurück in die Regionalliga zu müssen.
Wohin der Weg der HSG Krefeld Niederrhein für die Saison 2024/205 führt, steht ebenfalls noch nicht ganz fest. Der Zweite (47:9) hat immerhin sein Ticket für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga in der Tasche und in der 3. Liga gegen die HG Saarlouis (Samstag) sowie in Friesenheim-Hochdorf II (25. Mai) jetzt noch zwei Aufgaben zu erledigen, die bereits voll der Vorbereitung auf jene Aufstiegsrunde dienen. Dort treffen die Eagles im „Halbfinale“ in zwei Spielen auf die HSG Konstanz, den Meister der Gruppe Süd – am 30. Mai zuerst in Krefeld und am 2. Juni in Konstanz. Sollten sich die Krefelder hier durchsetzen, bekämen sie es im „Finale“ in zwei Spielen mit dem HC Empor Rostock und Eintracht Hildesheim oder TV Emsdetten zu tun. Das sieht nach attraktiven Paarungen aus – und nach einer maximal herausfordernden Aufgabe.