Regionalliga Nordrhein
Ein Klassiker: Essen prüft SG Ratingen
TuSEM II war schon mehrmals ein Stolperstein für den Titelanwärter Nummer eins.

Blindflug? Philipp Schneider (am Boden) und der TV Korschenbroich hatten in der vergangenen Saison trotz bisweilen eingeschränkter Sicht den Durchblick im Heimspiel gegen Ratingen (34:28/von links Sam Schäfer und Alexander Oelze). Auch in dieser Saison gehören die SG und der TVK zu den Teams, die weit oben erwartet werden. (Foto: Michael Jäger)

An diesen Gegner haben sie bei der SG Ratingen nur bedingt gute Erinnerungen. Da gab es unter anderem den 5. Mai 2019, als im letzten Spiel der Saison bei TuSEM Essen II ein Punkt zur Teilnahme an der Qualifikation für die 3. Liga gereicht hätte. Aber die Ratinger verloren in einem dramatischen Saisonfinale mit 28:29 und mussten damals dem punktgleichen MTV Rheinwacht Dinslaken (beide 38:14) über den direkten Vergleich den Vortritt lassen. Ein paar Monate später begann die Serie 2019/2020 so, wie die vorherige aufgehört hatte – mit einem 28:31 in Essen. Letztlich standen zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs sehr überschaubare 19:19 Punkte sowie Rang acht auf dem Konto der Ratinger, die sich danach für 2020/2021 personell erneut verstärkten – damit es diesmal endlich klappen möge mit der 3. Liga. Das 26:25 über den Neusser HV zum Auftakt ließ zwar noch viele Wünsche offen, doch immerhin verhinderten zwei Zugänge auf der Zielgeraden der Partie den größten anzunehmenden Unfall für die  Hausherren. Robert Markotic, vom Bundesligisten TVB Stuttgart gekommen, erzielte sechs seiner sieben Treffer in den letzten 20 Minuten, während der vom Zweitliga-Absteiger HSG Krefeld zur SG gewechselte Simon Ciupinski in der entscheidende Phase seine Spiel-Übersicht und zwei Tore beisteuerte.

Das Duell auf der Margarethenhöhe dürfte eine Standortbestimmung werden – für beide. Essens Trainer Nelson Weisz bescheinigte seinem Team zwar nach dem 31:26 bei der SG Langenfeld eine anständige Mannschaftsleistung, erkannte allerdings gleichzeitig in einigen Bereichen wie der Chancenverwertung Luft nach oben. Weisz geht fest davon aus, dass TuSEM auf jeden Fall zulegen muss, um die Ratinger erneut unter Druck zu setzen. Manches spricht für eine spannende Auseinandersetzung, an deren Ende vielleicht alle ein bisschen schlauer sein werden, wie es um die eigenen Ambitionen aussieht. Sowieso: Die Konkurrenz wird ganz genau hinschauen.  

Das gilt nicht zuletzt für den TV Korschenbroich, der aus dem 36:26 über den TV Aldekerk viel Zuversicht mitnahm – und trotzdem mit viel Respekt zum MTV Rheinwacht Dinslaken fährt, der aus dem 25:31 gegen den OSC Rheinhausen weniger Selbstvertrauen schöpfen durfte. TVK-Trainer Dirk Wolf weiß zunächst,  dass der Start bloß der Anfang eines Marathons aus 28 Teilstücken war. Umgerechnet: Im Kampf um die Spitzenplätze, zu denen natürlich der zum Aufstieg berechtigende Rang eins gehört, hat der TVK erst 1,5 der rund 42 Kilometer hinter sich. „Wir müssen, wie immer, unsere Hausaufgaben machen“, betont Wolf, „wir müssen von Anfang an hellwach sein.“ Nicht nur Korschenbroichs Coach erwartet vom kommenden Gegner eine Steigerung, sondern auch dessen neuer Trainer Boris Lietz. „Wir haben es in der ersten Halbzeit gegen Essen schlecht gemacht“, findet Lietz, der dafür aus dem zweiten Durchgang Mut schöpft – weil der MTV hier das drohende Desaster verhindern und den zwischendurch auf zehn Tore angewachsenen Rückstand in erträgliche Grenzen bringen konnte. Was er dem Kollegen Wolf damit andeuten will: Der TVK sollte sich auf einigen Widerstand einrichten.

Seinen verspäteten Einstand gibt der BTB Aachen, der vor einer Woche in der Zuschauerrolle bleiben musste – wegen eines Corona-Falls bei der TSV Bonn rrh., die als erster Gegner vorgesehen war (Spiel verlegt/Termin offen). Nun dürfen die Aachener ihre Saison-Premiere trotzdem im Gillesbachtal durchführen, weil der Neusser HV und Trainer Gilbert Lansen zurzeit heimatlos sind. Heißt: Die Halle Hammfeld ist weiter gesperrt (beschädigter Hallenboden). Also baten die Neusser den BTB darum, das Heimrecht zu tauschen – und Aachen stimmte zu. Ein Rückschluss auf den Ausgang der Partie lässt sich daraus allerdings kaum ziehen, zumal Neuss beim 25:26 in Ratingen dicht vor einer großen Überraschung stand.

In weiteren Begegnungen treffen Sieger des ersten Spieltages aufeinander – etwa die HSG Siebengebirge und die HG Remscheid. Im Oberbergischen erwartet dagegen der Aufsteiger HC Gelpe/Strombach die SG Langenfeld zum Duell der Enttäuschten. Sein Saison-Debüt gibt neben den Aachenern auch der HC Weiden, während die Bonner weiter zusehen müssen, denn diesmal sind sie in der 15er-Gruppe einfach spielfrei. Am 3. Oktober kommt Weiden nach Bonn, ehe am 10. Oktober das Derby beim TV Rheinbach folgt – und anschließend wegen der Herbst-Schulferien direkt eine gewollte Meisterschafts-Unterbrechung. Ob diese Pause unbedingt so sein muss und Sinn ergibt, ist aber eine andere Frage.