08. Oktober 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Das Mitgefühl der Nachbarn war ihnen sicher. Alle Drittligisten aus dem Harzhelden-Gebiet konnten sich vorstellen, wie sich am Mittwochabend die Spieler des TuS 82 Opladen und jene des Leichlinger TV fühlen mussten. 48 Stunden vor einem Freitags-Derby, auf das sich beide seit Langem gefreut hatten, standen alle plötzlich total frustriert da – weil der DHB die Partie vom Spielplan genommen hatte. Grund war der positive Corona-Test eines Leichlinger Spielers, der die übliche Handlungskette mit Anordnung einer Quarantäne in Gang setzte und am Ende keine andere Maßnahme zuließ als die Verschiebung (neuer Termin noch nicht festgelegt). Doppelt bitter für die Opladener: Sie müssen weiter auf ihre Premiere in der 3. Liga warten, weil eine Woche zuvor bereits das als Saison-Eröffnung geplante Derby beim Longericher SC ausgefallen war. Dort präsentierten sich zwar alle Akteure wohlauf, doch die Beleuchtung streikte in der brandneuen Halle der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule in Longerich und ließ sich trotz verzweifelt wirkender Versuche nicht überreden, den Betrieb wieder aufzunehmen. Jetzt kann der LSC einen zweiten Anlauf für seine Premiere unternehmen und er muss dafür erneut einen hohen Aufwand betreiben. Diesmal sind es allerdings weniger organisatorische Abläufe und das eigene Hygienekonzept, die im Mittelpunkt stehen. Auf dem Programm steht am Samstag die Aufgabe bei der HSG Rodgau Nieder-Roden und die Fahrt bis zu des Gegners Halle in Südhessen ist immerhin 220 Kilometer weit.
„Das ist mit Sicherheit eine Riesen-Hausnummer zum Anfang der Saison“, sagt Andreas Klisch – der damit aber weniger die zurückzulegende Wegstrecke meint. Der LSC-Trainer sieht vielmehr eine Ansammlung hoher Qualität bei den Hausherren: „Diese Truppe ist unglaublich stark. Sie gehört mindestens zu den besten fünf Teams in diesem Jahr. Sie haben einen exzellenten Torhüter mit sensationellen Quoten und machen in der Deckung wenig Fehler. Vorne spielen sie einen sehr schönen Handball mit hoher Durchschlagskraft.“ Der Kölner wäre natürlich nicht der Kölner, wenn er nicht trotzdem an eine Chance glaubt. „Wir werden alles geben, uns vernünftig vorbereiten, und versuchen, sie zu knacken“, sagt Klisch, der die eine oder andere personelle Baustelle hat. Dustin Thöne (Syndesmoseband) und Matthias Peters (Knie dick) sind die mit den größten Problemen, weitere Spieler angeschlagen. Ein anderes Thema: Für seine Heimspiele wird der LSC höchstwahrscheinlich nach Weiler in die Halle des Heinrich-Mann-Gymnasiums zurückkehren. „Wir werden auf Nummer sicher gehen und die Stadt auch. So ein Ding können die sich nicht noch mal erlauben.“ Seine Mannschaft wird sich in Nieder-Roden nicht viele Mängel oder Nachlässigkeiten erlauben dürfen.
Wie die HSG offensichtlich selbst kleinste Lücken im Spiel nutzt, bekamen am ersten Spieltag die Bergischen Panther zu spüren, die gegen Nieder-Roden in einer über weite Strecken ausgeglichenen Partie mit 25:27 den Kürzeren zogen. Dabei reichte dem Team von Marcel Mutz selbst eine 15:11-Führung aus der 36. Minute nicht zum Sieg und der Trainer hielt die Niederlage insgesamt für eher unnötig. Klar: Im zweiten Anlauf wollen es die Panther rund 180 Kilometer entfernt von zu Hause besser machen und etwas Zählbares mitnehmen von der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II – die eigentlich die U 23 des Bundesligisten HSG Wetzlar ist und den 31:27-Erfolg beim TV Kirchzell im Rücken hat. Ob der VfL Gummersbach II etwas Zählbares auf sein Konto überweisen kann, ist nach dem deutlichen 26:34 gegen die HG Saarlouis eine nicht so einfach zu beantwortende Frage. Was für das Team von VfL-Trainer Maik Thiele spricht: Der VfL hielt rund 45 Minuten lang ganz gut mit und verlor erst im Endspurt deutlich gegen den ersten Tabellenführer. Was die Sache nicht einfacher macht: Gummersbach muss nach Bieberau – zu einem Kontrahenten, der nach der Heimpremiere eine Menge an Wut im Bauch haben dürfte. Die Uhr war im Spiel gegen die Leichlinger beim Stande von 28:28 bereits abgelaufen, als es einen letzten Freiwurf für den LTV gab – den Malte Nolting zum 29:28 verwandelte. Einige Tage danach kann es vor allen Dingen die HSG immer noch nicht nachvollziehen, wie dieser Versuch den Weg durch die Abwehrmauer fand.
Den Weg finden sollte zunächst im wörtlichen Sinn die HSG Krefeld, die ja einen Spitzenplatz als Saisonziel ausgegeben hat – wobei der Aufstieg keine direkte Pflicht ist, aber durchaus sehr willkommen wäre. Die Aufgabe beim TuS Dansenberg, der in einem Stadtteil von Kaiserslautern zu Hause ist, fordert zuerst wegen der über 300 Kilometer weiten Anreise einen relativ hohen Aufwand. Außerdem dürfte sie in sportlicher Hinsicht zu den härteren Prüfungen gehören und für die HSG ohne einen Schritt nach vorne kaum erfolgreich zu absolvieren sein. Mit dem 25:23 über die TSG Haßloch war Trainer Felix Linden zudem selbst ein paar Tage danach nicht wirklich glücklich, weil bei seiner Mannschaft über die gesamten 60 Minuten immer wieder erkennbar (zu) viel Sand im Getriebe war. „Wir wissen, dass wir uns noch steigern müssen“, gibt Linden zu, „das ist eine starke Mannschaft, die auch mittelfristig in die 2. Liga will.“