Thema Saison-Fortsetzung
Der Zeit voraus: Warum sich der Blick nach Westfalen lohnt
Die 3. Liga will bis zum 15. März Aufstiegs-Interessenten sammeln, der Mittelrhein aufhören. Regionalliga und Oberliga Niederrhein äußern sich noch nicht.

Augen zu und durch? Auch Trainer Andreas Klisch und der Drittligist Longericher SC haben noch keinen genauen Plan davon, wie die weitere Saison aussieht. (Foto: Thomas Schmidt)

Geht es noch einmal weiter? Und falls ja, wie? Sicher ist bis jetzt nur, dass für die aktuelle Handball-Saison ab der 3. Liga nichts sicherer ist als die Ungewissheit. Manche wollen mehr, andere weniger. Und die Verbände? Tun sich im Harzhelden-Gebiet offensichtlich schwer, zu einer Festlegung zu kommen – vor allem in der Regionalliga oder den Oberligen. Mit einer halbwegs klaren Ankündigung hat sich bis jetzt nur der Mittelrhein geäußert – klar deshalb, weil neudeutsch im 15. März ein „point of no return“ genannt ist. Steht bis dahin die Rückkehr in den Spielbetrieb nicht fest, sei die Saison abzubrechen/zu annullieren. Unklar ist das Ganze deshalb, weil jener in Rede stehende Abbruch schon jetzt hätte verkündet werden können. Schließlich geht niemand davon aus, dass der Sport nach dem 14. Februar (Ende der Frist für die aktuell geltenden Corona-Verordnung in NRW) mit als erster Bereich wieder geöffnet ist. Damit sind die geforderten sechs Wochen Vorbereitung nach der nun schon über drei Monate langen Pause unmöglich. Es ist eine Art Verzögerungstaktik und vielleicht wartet ja im Moment sogar jeder auf den anderen. Im Grunde hängt ja tatsächlich alles mit allem zusammen. Die ganze Angelegenheit beginnt bei der 3. Liga, die derzeit intensiv nach einer Möglichkeit sucht, die Serie fortzusetzen – um wenigstens Aufsteiger ermitteln zu können. Die Klassen darunter sollten „denen da oben“ die Daumen drücken, dass sie eine Lösung finden. Nur dann würden die eigenen Ideen funktionieren, ebenfalls auf sportlichem Weg einen Aufsteiger zu ermitteln. Nur dann könnten zum Beispiel in der Regionalliga die SG Ratingen und der TV Korschenbroich oder vielleicht die aktuell auf den Rängen eins und drei liegenden TuSEM Essen II und OSC Rheinhausen an einer Art Meisterrunde teilnehmen. Hier ist der Versuch eines Überblicks:

 

3. Liga Mitte

Vor gut zwei Wochen hatten sich Vertreter des DHB und der Vereine für eine Videokonferenz zusammengeschaltet und zwei Varianten erarbeitet – von denen eine bereits wieder vom Tisch ist, weil der Meisterschaftsbetrieb nicht am 1. März fortgesetzt werden kann. Bleibt Variante zwei: Hier müssen/können Klubs bis zum 15. März festlegen, ob sie an einer freiwilligen Aufstiegsrunde teilnehmen. Details wie Termine oder Modus sind noch festzulegen. Ganz klar dabei sein aus der Gruppe Mitte will die HSG Krefeld Niederrhein, weil sie die möglichst schnelle Rückkehr in die 2. Bundesliga anstrebt. Auf die Ermittlung von Absteigern will der DHB verzichten – und die Gruppen zur Not für 2021/2022 ganz anders zuschneiden, um Aufsteiger aus der Regionalliga zuzulassen. Die Gleichung kann nur lauten: Die 3. Liga spielt noch einmal und Neuzugänge von unten dürfen kommen. Spielt die 3. Liga nicht mehr, wäre der Gedanke an Aufsteiger aus der Regionalliga ziemlich absurd.

Verstellter Blick: Philipp Schneider (am Boden) und der TV Korschenbroich zählen wie Alexander Oelze (links) und die SG Ratingen zu den Regionalliga-Klubs, für die eine Aufstiegsrunde zur 3. Liga interessant sein könnte. (Foto: Michael Jäger)

 

Regionalliga Nordrhein

Die öffentlich zugänglichen Quellen sind so aktuell wie der Schnee von gestern. Vom 6. Dezember 2020 stammt eine Nachricht auf der Seite Handball Nordrhein mit der Überschrift: „Handball Nordrhein und die Vereine der Regionalliga Nordrhein einigen sich auf gemeinsame Vorgehensweise“. Größere Teile des Inhalts sind überholt – weil die Saison nicht am 6./7. Februar 2021 fortgesetzt werden kann, weil derzeit in aller Regel kein Training möglich ist und bis Mitte Februar nicht sein wird. Immerhin: „Der Meister der Regionalliga Nordrhein soll in die 3. Liga aufsteigen.“ Nach dem „Vorbild“ der 3. Liga käme auch dafür eine Art freiwilliger Aufstiegsrunde in Frage. Sollte es jene geben, wäre – theoretisch – wiederum Raum für einen Nachrücker aus einer der Oberligen.

 

Oberliga Niederrhein

Antreiber: Trainer Ronny Rogawska könnte sich gut vorstellen, dass Borussia Mönchengladbach aus der Oberliga in die Regionalliga aufsteigt. Mittelfristig ist ohnehin die 3. Liga das Ziel. (Foto: Herbert Mölleken)

Es gilt dasselbe wie in der Regionalliga: Die bislang letzte amtliche Darlegung hat inzwischen Staub angesetzt, viel Staub. Sie stammt vom 10. Dezember 2020 und beinhaltet zwei Varianten, die beide nicht mehr greifen (können). Spielbetrieb ab 6./7. Februar 2021? Erledigt. Spielbetrieb ab 13./14. März? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ebenfalls, weil selbst dafür ab dem 15. Februar wieder Training erlaubt sein müsste. Nun soll es wohl im Laufe der kommenden Woche eine Sitzung/Lagebesprechung des Handball-Verbandes Niederrhein geben, aus der sich neue Beschlüsse ergeben (könnten).

 

Westfalen: Ein Blick über den Zaun

Dass es zügiger geht, zeigen sie gerade im Handball-Verband Westfalen. Am 11. Januar hatte Westfalen zusammengefasst das Folgende vor: Bei Wiederbeginn am 1. März eine Einfachrunde, sonst ab April eine Runde zur Ermittlung von Aufsteigern – gegebenenfalls unter der Berücksichtigung von Testkonzepten. Und erst am Mittwoch legte der Verband nun als Reaktion auf die vor Kurzem beschlossene Verlängerung der Corona-Maßnahmen bis zum 14. Februar die nächste Idee vor. Hier ist der Wortlaut der Erklärung:

„Training und Spielbetrieb im Amateursport bleiben erwartungsgemäß bis mindestens Mitte Februar weiterhin nicht erlaubt. Gemäß dem veröffentlichten Beschluss des Erweiterten Präsidiums des HV Westfalen ist somit eine Saisonfortsetzung in einer Einfachrunde ab Anfang März nicht mehr möglich. Auch die per Videokonferenz abgehaltenen Staffeltage der Frauen und Männer haben aufgezeigt, dass unter den aktuellen Gegebenheiten auch im März kein Spielbetrieb möglich sein wird. Wir sehen es als Verband nicht nur aufgrund unserer Satzung als unsere Aufgabe an, einen Spielbetrieb zu ermöglichen und zu organisieren. Wir sind auch davon überzeugt, dass wir für unsere Sportart, sobald es aufgrund der Pandemielage wieder sicher möglich ist, wieder einen Spielbetrieb anbieten werden. Hierfür haben wir bereits die Weichen gestellt. Gemäß dem Beschluss des Präsidiums tritt nunmehr die Alternative in Kraft: Es gibt keine Absteiger. Die Teilnahme an einem Spielangebot 2020/21 ist für alle Mannschaften freiwillig. Vereine, die in ihren Ligen aufsteigen wollen, können nach einer noch vorzunehmenden Meldung an einer Aufstiegsrunde teilnehmen. Alle anderen Vereine erhalten die Möglichkeit, für einen Ligapokal in kleinen regionalen Gruppen zu melden. Die spieltechnischen Regelungen sowie der Meldetermin dieser Runde werden zu gegebener Zeit bekanntgegeben und mit den Vereinen besprochen.“

Das hat im Übrigen ganz viel mit den Entwürfen für die 3. Liga zu tun, die ebenfalls eine freiwillige Aufstiegsrunde und eine noch freiwilligere Parallel-/Aufstiegsrunde anbieten würde. Es gibt dazu aus Westfalen eine amtlich-offizielle Stimme: „Wir haben nunmehr Gewissheit. Selbst für den optimalen Fall, dass die Inzidenzwerte bis Mitte Februar soweit runtergehen, dass die Behörden ein Mannschaftstraining in der Halle erlauben würden, verbleibt nicht ausreichend Zeit, um sich auf eine Fortsetzung der Saison bis zu den Sommerferien vorzubereiten. Eine Verlängerung der Saison bis in den Herbst bringt unseres Erachtens keinen Sinn, da dieses zu Lasten der Saison 2021/2022 gehen würde. Unter Abwägung dieser Vorgaben haben wir uns als Präsidium zu dem Schritt entschieden, um den Vereinen die gewünschte frühzeitige Planungssicherheit zu geben.“ Gesprochen hat diese Worte Andreas Tiemann. Er ist Vizepräsident des Handball-Verbandes Westfalen und verantwortlich für die Spieltechnik. Und er ist darüber hinaus die „Spielleitende Stelle“ für alle Staffeln der 3. Liga.