Deutsche Meisterschaft A-Jugend/B-Jugend
Nur die Füchse sind stärker als Dormagen
Nachwuchs des TSV Bayer betreibt mit einer Vizemeisterschaft und Platz drei tolle Eigenwerbung.

Volle Kraft voraus: Aron Seesing (mit Ball) ist bereits fester Bestandteil des Dormagener Zweitliga-Teams und jetzt auch Deutscher Vizemeister mit seiner A-Jugend. (Foto: Heinz J. Zaunbrecher)

Mehr Handball geht kaum. Und auch mit dem Erreichten können die Dormagener mehr als nur zufrieden sein. Zuerst beendete die Zweitliga-Mannschaft am Freitagabend mit dem 34:24 über die DJK Rimpar Wölfe eine Serie von drei Niederlagen hintereinander, ehe sie den Staffelstab an den eigenen Nachwuchs weiterreichte – der dann übers Wochenende für sich selbst Werbung betreiben und im Ideallall sogar nach der Krone greifen wollte. Dieser Traum ging dann nicht in Erfüllung – auch nicht für die A-Jugend, die aber nach der hohen 25:38-Niederlage bei den Füchsen Berlin trotz der schwierigen Ausgangslage beim 27:33 noch einmal eine engagierte Leistung zeigte. Die B-Jugend des TSV Bayer, im Sportcenter der Gastgeber fürs Final-Four-Turnier, steckte das am Ende viel zu klare 26:33 im Halbfinale am Samstag gegen die Füchse gut weg und zeigte am Tag darauf, dass ihr der Griff nach Bronze ebenfalls viel bedeutete: Das 29:22 brachte tatsächlich Rang drei. B-Jugend-Trainer Peer Pütz, der als Co-Trainer von Chefcoach Dusko Bilanovic in der 2. Bundesliga und rechte Hand von Trainer David Röhrig bei der A-Jugend unmittelbar an allen Ereignissen beteiligt war, fasste den Marathon ganz gut zusammen: „Das ist ein Erfolg für uns. Wir werden versuchen, uns in beiden Altersklassen zu entwickeln und weiterzukommen.“ Das klang tatsächlich nicht nach Enttäuschung, sondern eher nach einer verkappten (Kampf-)Ansage, es in der nächsten Saison wieder versuchen zu wollen. Diesmal waren allerdings die Füchse Berlin, die bei A- und B-Jugend den Titel holten, offensichtlich (noch) einen Schritt zu weit weg.

 

A-Jugend, Final-Rückspiel: TSV Bayer Dormagen – Füchse Berlin 27:33 (13:16). Das Team von Trainer David Röhrig sorgte für einen würdigen Saison-Abschluss – und war in der zweiten Halbzeit vorübergehend drauf und dran, den Titelverteidiger in eine Niederlage zu drängen. Das Rezept: Obwohl der TSV in der Addition aus Hinspiel und erster Hälfte des Rückspiels zur Pause bereits mit 16 Treffern zurücklag, gab er zu keiner Sekunde auf. Mit der Mehrzahl der 500 Zuschauer hinter sich investierte Dormagen noch einmal alles an Leidenschaft und Spielwitz, um vielleicht wenigstens einen knappen Rückspiel-Erfolg zu holen. Beim 18:19 (36.) und 19:20 (37.) war Bayer wieder dicht dran, ehe die Achse aus Lucas Rehfus und Aron Seesing zweimal kurz hintereinander perfekt funktionierte: Anspiel auf den Kreisläufer – 20:21 (39.), 21:21 (40.). Füchse-Trainer Bob Hanning, der kurz vor dem Ausgleich erst eine energische Auszeit-Ansprache gehalten hatte, wirkte ziemlich entsetzt – und durfte die Dinge kaum vier Minuten darauf wieder viel gelassener sehen. Besonders die individuellen Qualitäten von Nils Lichtlein, Matthes Langhoff und Tim Freihöfer brachten jenes entscheidende 26:21 (45.), von dem sich die Hausherren nicht mehr erholten. Und nach dem 22:26 (47.) von Fynley Werschkull legte Berlin vier weitere Tore zum 30:22 nach (52.), sodass Dormagens Trainer David Röhrig in einer letzten Auszeit wieder für mehr Struktur im zunehmend zerfallenden Gefüge sorgen wollte. Das gelang tatsächlich und mit einem 5:3-Lauf in den letzten acht Minuten besorgten sich die längst besiegten Gastgeber den versöhnlichen Abschluss, den sie sich gewünscht hatten – und den ihre Fans mit viel Beifall quittierten. Dass die Füchse insgesamt zu stark sein würden, stand ja bereits seit einer Woche fest.

TSV Bayer Dormagen: Wollert, Ludorf, Bang – Rehfus (2), Träger, Hinrichs (4/3), Wolfram (2), Köster (3), Leitz (3), Lincks (1), Seesing (5), Steinhaus (1), Werschkull (3), Schoss (3).

 

B-Jugend, Spiel um den dritten Platz: mJSG Melsungen/Körle/Guxhagen – TSV Bayer Dormagen 22:29 (11:17). Rund 17 Stunden blieben beiden Kontrahenten, um die Enttäuschungen vom Vortag zu verarbeiten – was für die JSG nach dem dramatischen 29:30 gegen die Rhein-Neckar Löwen wohl schwieriger war. Dormagen stellte eine stabile Defensive und nutzte vorne seine Chancen, sodass mit dem 7:2 (10.) bereits die Weichen gestellt waren und Melsungen nicht mehr richtig zurück in die Partie fand. Für JSG-Coach Georgi Sviridenko gab es vor allem diese Ursache: „Wir haben uns von der Niederlage am Tag zuvor nicht erholt, wir waren emotional nicht da.“ Genau umgekehrt sah das bei den Gastgebern aus, die sich selbst durch drei Gegentreffer vom 12:6 (16.) zum 12:9 (20.) nicht irritieren ließen. Nach einer folgenden Auszeit und einem 5:2-Lauf (30.) bis zur Pause geriet der Sieg später keine Sekunde mehr in Gefahr – 20:13 (31.), 22:17 (38.), 26:19 (43.), 29:22 (50.). „Wir haben versucht, zu unserer guten Abwehrarbeit zurückzufinden“, sagte Pütz, „das ist uns gelungen. Darüber sind wir glücklich.“ Der unmittelbar folgende Siegerkreis auf dem Feld hatte jedenfalls Titel-Niveau.

TSV Bayer Dormagen: Müller, Dobiey – Pauli (5), Stolzenberg (6/2), Kasper (4), Kriescher (7), Emmerich (2), J.-C. Schmidt, Ostrowski, Seyb, M. Schmidt (4/1), Kostorz (1), von Buelow, Sondermann,

B-Jugend, Halbfinale: Füchse Berlin Reinickendorf – TSV Bayer Dormagen 33:26 (26:14). Dormagen war sicherlich nicht die sieben Tore schlechter, die der Spielbericht nach 50 Minuten als Differenz zwischen beiden Teams auswies. Bis zur 20. Minute war überhaupt kein Unterschied zu erkennen, weil die Gastgeber ihre körperliche Unterlegenheit durch Spielwitz und Leidenschaft immer wieder wettmachten und mit dem 12:11 (20.) von Maximilian Schmidt sogar die Führung vorlegten. Ab dem 14:16 (25.) und 16:19 (31.) wurde es jedoch in der von vielen Einzelaktionen geprägten Partie immer schwieriger – 18:23 (35.), 20:25 (37.), 22:27 (39.). Maximilian Schmidt (39.), Jan-Christian Schmidt (41.) und Moritz Kasper (42.) verkürzten für nie aufsteckende Hausherren immerhin noch auf 25:27, aber nach einem verworfenen Siebenmeter (42.) und dem 29:25 (43.) der Berliner schienen die Akkus leer zu sein. Folge: Die bis zuletzt energischen Füchse konnten in den letzten fünf Minuten aus dem 29:26 (44.) das 33:26 machen.

TSV Bayer Dormagen: Friedl, Dobiey – Kremp (3), Stolzenberg, Kasper (5), Kriescher (4), Boeckenholt (4), Emmerich, J.-C. Schmidt (2), Ostrowski, Seyb, M. Schmidt (4), von Buelow (4/2).