Regionalliga Nordrhein
Das Kellerderby: Rheinbach gegen Siebengebirge
Der Letzte erwartet den Vorletzten - und beiden hilft nur ein Sieg. Die vier Top-Teams von Aldekerk bis Korschenbroich gelten in ihren Spielen als Favorit.

Wohin mit dem Ball? Lukas Kazimierski (beim Wurf) und seine Rheinbacher (hier im Spiel am 2. Oktober gegen den HC Gelpe/Strombach) müssen/wollen im Derby gegen Siebengebirge jede sich bietende Chance zum Tor-Erfolg nutzen. (Foto: Thomas Wirczikowki)

Für den einen sieht es schon schlecht aus und für den anderen – was eigentlich kaum möglich ist – noch schlechter. Einfach ausgedrückt: Der Mittelrhein ist in der Regionalliga Nordrhein gerade das Epizentrum im Abstiegskampf, denn zwei Vereine müssen sich sehr ernsthaft Sorgen um den Klassenerhalt machen. Das gilt zuerst für den Tabellenletzten TV Rheinbach, der bei 1:15 Punkten als einziges Team der Klasse keinen  Sieg auf dem Konto hat und mit 190:234 Treffern (minus 44) zusätzlich das schlechteste Torverhältnis. Direkt davor ist die HSG Siebengebirge zu finden, die bei 2:14 Zählern und 184:220 Treffern das zweitschlechteste Torverhältnis (minus 36) mit sich herumschleppt. Rheinbachs Trainer Dietmar Schwolow bringt die Angelegenheit auf den Punkt: „Im Derby liegt angesichts der Tabellensituation natürlich noch mehr Brisanz als sonst.“

Die Gastgeber holten ihren bislang einzigen Punkt vor fast zwei Monaten am 9. Oktober mit dem 27:27 bei der SG Langenfeld. Schwolow hofft jetzt vor allem sehr, dass seine Rheinbacher an die guten Leistungen aus den Heimspielen gegen die Top-Teams Interaktiv.Handball (28:29), HC Gelpe-Strombach (20:24) und TV Korschenbroich (29:31) anknüpfen können, um im Keller wenigsten ein Stück voranzukommen. In seiner Halle an der Berliner Straße erlebte der TVR zuletzt ein 21:36-Desaster gegen den OSC Rheinhausen und gegenüber dem 14:21 vom vergangenen Wochenende bei der HG Remscheid kann es ebenfalls nur aufwärts gehen. Schwolow kündigt Kampf und Leidenschaft an: „Die Jungs sind heiß auf den ersten Saisonsieg. Dafür müssen wir aber eine deutlich bessere Angriffsleistung als in Remscheid zeigen.“ Das mit der Wirkung der Offensive wird HSG-Coach Lars Degenhardt sofort unterschreiben, weil Siebengebirge als Außenseiter gegen den Tabellenführer TV Aldekerk trotz einer funktionierenden Abwehr mit 20:27 den Kürzeren zog. „Wir haben es nicht geschafft, noch mehr unserer klaren Chancen zu nutzen“, sagt Degenhardt, der mit Siebengebirge natürlich ebenfalls dringend einen Erfolg braucht. Geschenke zur Erhaltung guter nachbarschaftlicher Beziehungen dürfte die HSG deshalb nicht mit nach Rheinbach nehmen.

Ein kleines Stückchen über den beiden Letzten sind bei möglicherweise bis höchstwahrscheinlich eintretendem erhöhtem Abstieg der HC Weiden (4:10), der MTV Rheinwacht Dinslaken (4:12) und die SG Langenfeld (3:13) untergebracht. Was zwei davon eint: Am kommenden Wochenende wird es wohl wenig zu erben geben, denn die zwei von unten treffen auf zwei von weit oben. Weiden tritt beim Spitzenreiter TV Aldekerk an (13:3), der mit 275 Treffern aus acht Partien besonders vorne echte Maßstäbe in der Klasse setzt, Langenfeld steht beim Vierten TV Korschenbroich (12:4) vor einer vergleichbar schwierigen Aufgabe. Dinslaken wäre beim Fünften Gelpe/Strombach (12:4) im Spiel eins nach der Trennung vom bisherigen Trainer Boris Lietz (Nachfolger offen) der krasse Außenseiter gewesen, doch die Partie findet coronabedingt nicht statt. Sollten sich jeweils die Favoriten durchsetzen, drohen jetzt zumindest Weiden und Langenfeld fast den Anschluss ans ruhigere Mittelfeld zu verlieren.

Jene Sicherheitszone beseht zurzeit aus fünf Vereinen auf den Plätzen sechs bis neun: „Spitzenreiter“ Neusser HV (10:6), OSC Rheinhausen (9:7), TSV Bonn rrh. und HG Remscheid (beide 8:8) denken zumindest in dieser Saison auch nicht wirklich an den Aufstieg in die 3. Liga. Im direkten Duell können nun die Bonner und die Rheinhausener überprüfen, was die jüngsten Ergebnisse für die kommenden Aufgaben wert waren: Die TSV beendete mit dem 33:30 in Dinslaken eine Serie von drei Niederlagen, während die Rheinhausener beim 27:27 gegen Interaktiv in einer spektakulären Schlussminute aus einem 25:27 ein Unentschieden machten. Neuss, zuletzt dreimal in Duellen mit Kellerkindern erfolgreich (31:24 gegen Weiden, 21:20 gegen Siebengebirge, 29:28 in Langenfeld), steht beim Überraschungszweiten BTB Aachen (12:2 Punkte) vor einer hohen Hürde. Und NHV-Trainer Gilbert Lansen weiß, dass die Aachener zwar vor dem Anwurf sehr entgegenkommend waren (Heimrechttausch aufgrund Neusser Hallen-Schwierigkeiten), aber in den 60 Minuten auf jeden Fall ihre eigenen Ideen verfolgt: „Uns steht eine heimstarke Truppe gegenüber, die eingeschworen ist und ein gutes Tempo gehen kann. Sie ist als Kollektiv sehr stark, weil sie seit Jahren zusammenspielt.“ Eine vergleichbar anspruchsvolle Aufgabe wartet auf die Remscheider, die bei Interaktiv antreten müssen und inzwischen die personellen Planungen für die kommende Saison vorantreiben. Dort wird Trainer Alexander Zapf weiter an der Seitenlinie stehen und der spielende Sportlicher Leiter Tobias Geske als Torhüter-Duo mit Linus Mathes weiter zwischen den Pfosten.