Regionalliga Nordrhein
Nächster Favoritensturz: „Kleines“ Siebengebirge ärgert „großes“ Korschenbroich
HSG gewinnt Nachholspiel beim Titelkandidaten TVK verdient mit 32:29 und verlässt den letzten Platz. Die Saison wird immer spannender - oben wie unten. Am Wochenende sind die nächsten Überraschungen drin.

Völlig losgelöst: Die Minuten nach dem Abpfiff in Korschenbroich genoss Sieger Siebengebirge in vollen Zügen. (Foto: Michael Jäger)

TV Korschenbroich – HSG Siebengebirge 29:32 (12:17). Dirk Wolf, Trainer des hohen Favoriten Korschenbroich, erwies sich – wie immer nach einer Niederlage – als fairer Verlierer: „Man muss Siebengebirge einfach gratulieren, sie haben einen guten Job gemacht heute und sind verdient als Sieger vom Platz gegangen.“ Das Ergebnis, eine der sich gerade wohl häufenden Überraschungen in der Regionalliga, hatte massive Auswirkungen auf die Tabelle – für beide. Korschenbroich, das gerade auf den ersten Platz geklettert war, ist nun wieder Zweiter hinter dem punktgleichen Interaktiv.Handball (beide 30:8/besseres Torverhältnis). Und beide liegen nur noch knapp vor dem Dritten TV Aldekerk (25:9), der die Wochentags-Nachholspiele mit seinem 32:28 in Ratingen eröffnet hatte. Siebengebirge dagegen belohnte sich im Tabellenkeller, denn durch den zweiten Erfolg hintereinander (vorher 34:19 gegen den TV Rheinbach) reichte die HSG die rote Laterne an die SG Langenfeld weiter, ist jetzt Vorletzter und schöpft immer mehr Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt. Der TV Rheinbach (10:26 Punkte), Siebengebirge (10:30) und Langenfeld (9:29) werden vielleicht die wahrscheinlich zwei Absteiger unter sich ermitteln. Klar: Siebengebirge, das selbst in der Schlussphase nicht die Ruhe verlor, war mehr als nur zufrieden. „Jeder, der reinkommt. erfüllt seine Aufgabe. Das ist echt hervorragend, wie sie das gerade machen“, fand Sebastian Hoffmann, der zusammen mit dem Aushilfs-Chefcoach Lennard Spanuth in Vertretung des aus beruflichen Gründen fehlenden Trainers Lars Degenhardt auf der Bank saß: „Ich bin sehr stolz auf die Jungs – vor allen Dingen, wie sie sich nach dieser Saison selber da rauszuziehen. Ich hoffe, dass es so weitergeht.“

Korschenbroich sah sich von Beginn an leidenschaftlich kämpfenden Gästen gegenüber, schien aber den Abend mit dem 6:3 (10.) in den Griff zu bekommen – was sich als glatter Trugschluss erwies. Siebengebirge drehte den Spieß durch sechs Treffer hintereinander zum eigenen 8:6 (15.) um und lag für den Rest der Partie immer vorne. Dem Fünf-Tore-Rückstand am Ende der ersten Halbzeit lief der TVK bis zum 17:22 (39.) vergebens hinterher, ehe er sich nach dem 21:24 (45.) durch Steffen Brinkhues (45.) und Mats Wolf (47.) auf 23:24 heranarbeitete. Dass die Gastgeber trotzdem keine entscheidende Wende schafften, hatte für Trainer Wolf nicht zuletzt mit der hohen Belastung in diesen Wochen zu tun: „Wir hatten nicht die Frische von den Beinen her und vom Kopf her. Siebengebirge war über das komplette Spiel eigentlich immer einen Schritt schneller. Wir haben es nicht geschafft, das Spiel noch mal auf unsere Seite zu ziehen. Aber man kann den Jungs keinen Vorwurf machen.“ Die HSG fand jedenfalls auf der Zielgeraden sogar nach dem 29:30 (57.) der Hausherren die richtigen Antworten – 31:29 (58.), 32:29 (60.). Fazit aus Sicht der HSG: Die Aktien im Kampf gegen den Abstieg sind deutlich gestiegen – zumal die Mannschaft offensichtlich rechtzeitig ihre spielerischen und kämpferischen Qualitäten ausschöpft. 

TV Korschenbroich: Jäger, Graedtke – Schiffmann (1), Bark (6/1), Wistuba (2), Barwitzki (1), Brinkhues (3), Zidorn (3), M. Wolf (7/1), Tobae (1), Kauwetter (1), Neven (1), Schneider (1), Franz (2).

HSG Siebengebirge: Fischer, Wiese – Dziendziol (8/4), Steinhaus (9), Schulz (2), Hayer (2), Lajnef (2), Lee (1), Lopez de Carvalho (1), Koch (4), Picard, Krefting (3).

Die beiden Nachholspiele in dieser Woche haben vor allem gezeigt, dass sich wohl keiner seiner Sache sicher sein kann, ehe die Schluss-Sirene eine Partie beendet. Und sowohl das 32:28 des TV Aldekerk bei Interaktiv und das 32:29 der HSG in Korschenbroich deuten auf eine spannende Rest-Saison in der Regionalliga hin. Die Favoriten müssen jetzt endgültig gewarnt sein – nicht zuletzt Ratingen, dass es am Samstag in eigener Halle mit Siebengebirge zu tun bekommt, das ihnen gerade erst den Sprung zurück an die Spitze ermöglicht hat. Sollte der Außenseiter die nächste dicke Überraschung landen, wären sie dafür bestimmt bei den gerade geschlagenen Korschenbroichern sehr dankbar – die ihrerseits beim Nachbarn Neusser HV (Sechster/20:14 Punkte) vor einer schwierigen Aufgabe stehen. Für den Dritten Aldekerk lohnt sich der spektakuläre Erfolg in Ratingen nur dann, wenn er im Heimspiel gegen den BTB Aachen (Achter/16:18) nachlegen kann. Hinter dem Top-Trio sind Kandidaten für Rang vier (wie Neuss) der HC Gelpe/Strombach (23:15) und die HG Remscheid, die bei der TSV Bonn rrh. (Siebter/18:20) auf ihren früheren Trainer Frank Berlinger trifft. 

Weiter unten kämpft der TV Rheinbach gegen den Neunten HC Weiden (15:21 Punkte) nach dem 19:34-Debakel vom vergangenen Wochenende in Siebengebirge darum, doch wieder zwei Punkte für mehr Kontakt zu den auf jeden Fall rettenden Rängen zu gewinnen. TV-Trainer Dietmar Schwolow macht sich nichts vor: „Die Klatsche gegen Siebengebirge war bitter, ist aber abgehakt. Das wird ein schwieriges Spiel, in dem wir an die Leistungen der letzten Heimspiele anknüpfen müssen.“ Der neue Letzte Langenfeld erwartet den MTV Rheinwacht Dinslaken zu einer ebenfalls für den weiteren Abstiegskampf wichtigen Partie: Dinslaken (12:20 Punkte), das gerade definitiv rettenden Rang elf einnimmt, kann sich durch einen Erfolg zusätzliche Luft verschaffen – die für die SGL bei einer weiteren Niederlage noch dünner wird.