Oberliga Niederrhein
Haan mit „75-Prozent-Murks“, Adler mit „neuem“ Trainer
Tabellenführer Unitas tut sich gegen Aufsteiger Überruhr schwer. In Königshof übernimmt Kapitän Sebastian Bartmann früher als gedacht das Amt des Spielertrainers.

Was ist los heute? Unitas-Trainer Ronny Lasch (Mitte) hatte aber befürchtet, dass die Haaner diesmal nicht annähernd an ihr Leistungs-Maximum kommen würden. (Foto: Michael Jäger)

Es waren irgendwie die typischen Folgen eines Gipfeltreffens. Unitas Haan, nach dem 32:27 vor einer Woche gegen Borussia Mönchengladbach inzwischen der Top-Favorit auf die Meisterschaft in der Oberliga, tat sich bei der nächsten Aufgabe gegen den Aufsteiger HSV Überruhr schwer – kam am Ende aber mit einem 31:28 und einem blauen Auge davon. Die Borussia um Trainer Ronny Rogawska dagegen zeigte eine ordentliche Reaktion auf die Pleite im Spitzenspiel und sicherte sich beim Tabellendritten Mettmann-Sport einen selten gefährdeten 32:26-Sieg. Klar: Die beiden Kontrahenten führen die Spielklasse weiter unangefochten an, die Unitas mit der makellosen Bilanz von 20:0 Punkten, Mönchengladbach folgt knapp dahinter (18:2). Die Mettmanner als Dritter sind bei 15:5 Zählern schon kein Kandidat für den Aufstieg in die Regionalliga.

Dass das Duell gegen Überruhr eine Woche nach dem packenden Gipfel für die gefeierten Haaner nicht einfach werden würde, war für Unitas-Coach Ronny Lasch keine Überraschung: „Nach dem Spitzenspiel gegen Mönchengladbach habe ich einfach diesen Leistungsabfall erwartet, denn wir hatten so einen Spannungsbogen auf das Gladbach-Spiel gerichtet, dass du danach in ein kleines mentales Loch fällst. Und das war halt einfach in der ersten Halbzeit so. Das war alles nur so 75-Prozent-Murks, den wir da gespielt haben.“ Und so lagen die Hausherren zwar bis zum 6:3 (11.) vorne, verloren danach aber zunehmend die Kontrolle und beim 10:14 (23.) hatte Überruhr klar Oberwasser. Erst nach dem Seitenwechsel fand Haan den Faden nach und nach wieder, sodass der Favorit beim 22:22 (42.) erstmals wieder ausglich und kurz darauf wieder in Führung ging – 24:23 (44.). Die Gäste blieben allerdings bis zum Schluss in Reichweite und erst die späten Treffer von Marcel Billen (59./Siebenmeter) und Lennard Austrup (60.) besiegelten den 31:28-Endstand. „Wir liefern in der ersten Halbzeit einen Wahnsinns-Fight und müssen in der zweiten Halbzeit unserer dünnen Personaldecke Tribut zollen. Ich glaube, dass wir den Spitzenreiter heute ganz schön zum Schwitzen gebracht haben“, fand HSV-Trainer Tim Reinhardt.

Deutlich souveräner war dagegen der Auftritt der Borussia in Mettmann. Die Gäste lagen hier nicht ein einziges Mal hinten und das 3:3 (5.) war bereits der letzte Gleichstand. Mit einer stabilen Abwehrleistung erarbeitete sich Mönchengladbach vor der Pause ein 13:10 (26.) als höchste Führung. Vorne hätte sich Coach Rogawska dagegen eine noch konsequentere Chancenverwertung gewünscht. Das holte sein Team dann in der zweiten Halbzeit nach und baute das 14:13 (31.) sukzessive zum 25:18 (48.) aus. Der verdiente Erfolg geriet auch in der Schlussphase nicht mehr in Gefahr. „Wir waren heute sehr, sehr engagiert von Anfang an gegen eine sehr starke Mannschaft von Mettmann“, fand Rogawska, der sich über die Reaktion seiner Mannschaft auf das verlorene Spitzenspiel freute: „Ein Riesenapplaus an die Jungs, sie haben ein gutes Zeichen gesetzt nach letzter Woche.“

Eine Reaktion zeigten auch die Adler Königshof, die sich in dieser Saison bereits mehrmals als Arbeiter auf ihrer ganz eigenen personellen Baustelle fühlen durften. Vor gerade einmal gut einer Woche hatte der Verein bekannt gegeben, dass sich seine Wege und die von Trainer Marius Timofte zum Saisonende trennen würden. Das Versprechen, gegenseitig bis zum Saisonende noch alles füreinander zu geben, hielt nun ziemlich genau sieben Tage – bis der Regionalligist MTV Rheinwacht Dinslaken die sofortige Verpflichtung von Timofte erklärte. Während der Coach an seiner alten Wirkungsstätte am Wochenende bereits im Einsatz war, übernahm Adler-Kapitän Sebastian Bartmann somit schon früher als vorgesehen das Amt des Spielertrainers – und das mit Erfolg. Gegen den TV Geistenbeck gab es ein ungefährdetes 38:31, bei dem die Frage nach dem Sieger schon beim 21:10 zur Halbzeit beantwortet war. „Es hat richtig gutgetan, so einzusteigen. Ich kann meiner Mannschaft nur ein Riesenkompliment machen. Die haben sofort ein paar neue Sachen umgesetzt, die ich von Anfang an jetzt haben wollte. Die Jungs haben das wirklich alle gut gemacht, alle sind beteiligt an dem Sieg“, fand Bartmann. Geistenbecks Coach Thomas Laßeur war vor allem froh, dass sein Team das Resultat nach der Pause in Grenzen halten konnte: „Wir waren in der ersten Halbzeit irgendwie gar nicht auf dem Platz. Das Zusammenspiel des Königshofer Rückraums hatten wir thematisiert, kriegten wir aber nicht eingegrenzt. Der Halbzeitstand von 21:10 ist natürlich ein mittelschweres Erdbeben. Die zweite Halbzeit haben wir die ganze Zeit Ergebniskosmetik betreiben können, aufgrund der ersten Halbzeit hatte ich Schlimmeres befürchtet.“

Mit sich und der Saison im Reinen ist im Dezember 2022 der TSV Kaldenkirchen, der als Aufsteiger eine grundsolide Leistung abliefert und mit 11:9 Zählern und Platz sechs hervorragend leben kann. Das 25:23 beim Vorletzten TSV Aufderhöhe war jetzt der nächste wichtige Schritt in Richtung Klassenerhalt. Dabei erarbeiteten sich die Kaldenkirchener vor der Pause eine 14:11-Führung (28.), die aber im zweiten Durchgang wieder dahin war – 15:15 (36.). Auch das 19:16 (43.) der Gäste glichen die Solinger aus – 19:19 (47.). In Rückstand geriet die Mannschaft von Trainer Volker Hesse allerdings kein einziges Mal und sie legte stattdessen mit dem 23:19 (53.) den entscheidenden Vorsprung vor. Fast ein Luxus: Der Coach hätte sich gewünscht, dass sein Team den Erfolg deutlich früher klar gemacht hätte. „Einen Handball-Leckerbissen haben die Zuschauer heute wahrlich nicht gesehen. Trotz des Sieges haben wir uns zu sehr mit Nebenschauplätzen beschäftigt. Gewöhnungsbedürftige Halle, Schiedsrichter, Zuschauer – alles hat uns heute irgendwie Ressourcen geraubt, die wir besser im Spiel hätten gebrauchen können. Letztlich gewinnen wir mit zwei Toren, weil die Mannschaft den Kampf angenommen hat“, meinte Hesse.

Auf den Abstiegsplätzen stehen weiterhin Aufderhöhe (2:18 Punkte) und der TV Angermund (0:18). Knapp über dem Strich bleibt der TuS Lintorf (4:14) trotz der nächsten Niederlage und dem 27:32 beim TV Lobberich. TuS-Trainer Felix Linden sah durchaus positive Ansätze bei seinem Team: „Wir haben es das erste Mal diese Saison geschafft, unsere Torschützen mehr zu verteilen. Da sind wir auf dem richtigen Weg. Wir stehen Mitte der zweiten Halbzeit richtig gut in der Abwehr, verwerfen dann sehr viele freie Bälle und machen dann noch ein paar technische Fehler zu viel. Deshalb ist es am Ende ein verdienter Sieg für Lobberich.“ Bis zum 18:18 (34.) waren die Gäste auf Augenhöhe, wirkten anschlißend aber bis zum 22:26 (51.) über eine Viertelstunde lang in der Tat vor allem vorne zu ungefährlich. So blieben am Ende doch beide Punkte an der niederländischen Grenze.

 

Unitas Haan – HSV Überruhr 31:28 (13:17).

Unitas Haan: Seher, Joest – Korbmacher (4/1), Riemann (1), Moser, Billen (5/2), Mohrmann, Mohaupt (2), Ziegler (2), D’Avoine (3), Völker (3), Austrup (3), Schusdzarra (2), Jesussek (6).

HSV Überruhr: Christian Ridder, Kuklok – Thomas, Batz, Lorenz (6), Reimann, Birkenstock (1), Eller, Lepper (8/4), Liedtke (4), Carsten Ridder (6), Plaumann (3), Sodys.

 

Mettmann-Sport – Borussia Mönchengladbach 26:32 (12:14).

Mettmann-Sport: Jakubiak, Riebau – Döhler, Thanscheidt (1), Rath (3), Maesch (5), Schirweit (4), D’Avoine, Falkenberg (2), Königs (4), Hebel (2), Everts, Schirner (5/3).

Borussia Mönchengladbach: Heck, Hoffmann, Lyrmann – Aust-Heide (2/1), Prinz, Panitz (2), Weis (10), Bremges (2), Weisz (6/3), Berner, Nix (3), Lipok, Kubik (2), Jennes (5).

 

Adler Königshof – TV Geistenbeck 38:31 (21:10).

Adler Königshof: Lindenau – Göller, Meurer (6), Schumacher (3), Eiker (5), Legermann (6), Kuhlen (4), Bartmann (2), Vogel, van Thriel (2), Weck, Huth, Zavada (10/7).

TV Geistenbeck: Nordmann, Lausberg – Geraedts (5/1), Markovic (1), D. Meissner (5), A. Meissner (3), Hermanns, Schimanski (5), Krücken (2), Lüttke, Leistner (6), Schumacher, Hüpperling (4).

 

TSV Aufderhöhe – TSV Kaldenkirchen 23:25 (12:14).

TSV Aufderhöhe: Kosciessa, Bachmann – Dungs, Hammacher, Richter (1), Ktenidis (5/4), Ickler, Schmitz (1), Becker (7), Dörner (2), Haarmann (2), Tobolski (1), Pepke (4).

TSV Kaldenkirchen: Deckers, Thommessen – S. Coenen (1), Heyer, M. Coenen (4), Schuermanns, Kamps (5/3), van Wesel (5), Kuik (1), N. Coenen (1), Dauben (4), Niehoff (4), Rosati.

 

TV Lobberich – TuS Lintorf 32:27 (18:15).

TV Lobberich: Dönni, Lasnig – Greven (1), Dorenbeck (3), M. Walter, Hoffmanns (8/3), J. Walter (1), Hankmann (3), Himmel (7), Mannheim, B. Liedtke (7), Pasch, Falk (2).

TuS Lintorf: Hallfeldt, Sobotta – Rippelmeier (2), Lenzen (4), Strunk (6/2), Lesch (2), Demir (1), Müskens, Langen (1), Hackbeil (4), Thole (1), Greday, Rose (5), Kropp (1).

 

Handball-Oppum – LTV Wuppertal 27:34 (17:14).

Handball Oppum: Savonis, Beurskens – Krantzen (12/4), Dierkes (2), Zimmer (1), Held (1), Wolfhagen (2), Hofer, Nimmesgern (1), Weidemüller (3), Fischer (1), Ditz (2), Eickmanns (2).

LTV Wuppertal: Oppolzer, Meißner, Ferne – Flockert, Graef (4), Salz (2), Bisten (6), Pauksch (2), Micus (10/1), Rosner (1), Breenkötter (1), Franzen (2), Kraus (6).

 

TV Angermund – HSG Hiesfeld/Aldenrade 24:29 (14:15).