Regionalliga Nordrhein
Gefühlswelten: TV Korschenbroich feiert, Ratingen grübelt und Dinslaken zittert
Nach acht Spieltagen tun sich zum Teil krasse Unterschiede auf. Die letzten drei Wochenenden vor Weihnachten dürften spannend werden.
Philipp Schneider

Mittendrin, nicht nur dabei: Kreisläufer Philipp Schneider (am Ball), der hier formschön zu Boden gerissen wird, und seine Korschenbroicher können sich oft ganz gut wehren. Oliver Dziendziol (Nummer 2) und die HSG Siebengebirge haben eher größere Probleme. (Foto: Michael Jäger)

In ganz Korschenbroich hätte keiner was dagegen, wenn sich die Dinge in der Regionalliga weiterhin so entwickeln wie in den vergangenen Wochen. Nach dem 23:24 vom dritten Spieltag gegen den damals in einem Spiel auf Top-Niveau stark auftrumpfenden TuS 82 Opladen musste sich der TVK vorläufig mit der Verfolgerrolle begnügen. Und beim Novemberstart mit dem 27:27 beim Aufsteiger HG Remscheid lag die Mannschaft von Trainer Dirk Wolf auf einmal sogar drei Zähler hinter den Opladenern, die wenig später makellose 12:0 Punkte auf ihrem Konto hatten. Dann erwischte es den TuS 82 ausgerechnet im Derby beim Nachbarn SG Langenfeld gründlich – 26:32. Während das Team von Trainer Fabrice Voigt hier noch personelle Probleme als Erklärung anführen konnte, sorgte das folgende 27:28 gegen den Aufsteiger HC Weiden bei allen für Kopfschütteln. „So kann es nicht weitergehen“, urteilte Voigt, dessen Team nur ein Schatten seiner selbst war. Die Meisterschaftspause am 23./24. November (Totensonntag) wollte Voigt mit seinen Spielern nutzen, um wieder das alte Niveau zu erreichen.

Genau diese Wende aus dem Nichts bei den Opladenern ist es, die TVK-Coach Wolf als Warnung heranzieht: „Ich schaue derzeit überhaupt nicht auf die Tabelle, denn die ist nur eine schöne Moment-Aufnahme. Ich schaue nur auf unsere Entwicklung. Wir müssen weiter unsere Hausaufgaben machen.“ Geschenke wird dem neuen Spitzenreiter auch sicher niemand machen. Es ist eher möglich, dass immer wieder eine andere Mannschaft für Furore sorgt – wie es nun bereits seit einigen Wochen dem TV Rheinbach gelingt, der mit 11:5 Punkten auf Rang drei der erste Verfolger des Spitzenduos aus TVK (13:3) und Opladen ist (12:4). Rheinbachs Serie aus den vergangenen vier Spielen ist auf jeden Fall beeindruckend – 24:24 gegen den TV Aldekerk, 24:23 gegen TuSEM Essen II, 28:26 bei der SG Ratingen, 30:25 gegen die SG Langenfeld.

Was Rheinbach und der Vierte BTB Aachen (beide 10:6 Punkte) gemeinsam haben: Mit dem Thema 3. Liga beschäftigt sich dort niemand. Der Fünfte TV Aldekerk (ebenfalls 10:6) will in erster Linie den achten Platz aus dem vergangenen Jahr verbessern und „nur“ unter die besten fünf kommen. Hinter dem Sechsten HC Weiden und dem Siebten TSV Bonn rrh., für die es ausschließlich um den Klassenerhalt geht, sorgt der Vorjahres-Vizemeister SG Ratingen weiter für Kopfschütteln. „Natürlich ist das unbefriedigend“, räumt Manager/Geschäftsführer Bastian Schlierkamp ein. Rang acht und 7:9 Zähler wollen tatsächlich in keiner Weise zur Qualität Kaders passen, der nicht nur durch den Mazedonier Filip Lazarov und den früheren Bundesliga-Spieler Andreas Oelze sehr prominent besetzt ist.  Hinter den Ratingern dürfte der Drittliga-Absteiger SG Langenfeld (7:9) vielleicht einen Hauch weniger frustriert sein und der Zehnte TuSEM Essen II (7:9) wird sich wohl zuerst fragen, wie er den Absturz auf Raten aufhalten kann. Nach 7:1 Zählern aus den ersten vier Spielen ließ das Team von Trainer Nelson Weisz kaum erklärbare 0:8 Punkte folgen.

Gruppenbild mit Trainer: Harald Jakobs (vorne/schwarzes Shirt) sucht für den MTV Rheinwacht Dinslaken den Weg ans rettender Ufer. (Foto: Thomas Ellmann)

Richtig prekär sieht die Lage ganz unten für das Schlusslicht HSG Siebengebirge und den Vorletzten MTV Rheinwacht Dinslaken aus, die inzwischen drei Zähler hinter dem rettenden Ufer liegen. Auf dem Sonnenhügel der HSG hat das in der Pause zu einem gravierenden personellen Einschnitt geführt, denn der erst für diese Saison verpflichtete Trainer Werner Klöckner und der Verein beschlossen, doch lieber wieder getrennte Wege zu gehen. „Werner Klöckners konsequenter Schritt ist einerseits schade, auf der anderen Seite aber für uns nun der richtige Impuls, um im Sinne der Mannschaft den bestmöglichen Trainer zu finden“, sagt Sebastian Hoffmann, der Sportliche Leiter der HSG Siebengebirge, die nach Rang neun (21:31 Punkte) und dem soeben geschafften Klassenerhalt in der vergangenen Saison jetzt eigentlich ein Stück nach vorne kommen wollte – und nun erst einmal einen neuen Coach finden muss.

Ganz besonders schmerzhaft ist der Saisonverlauf allerdings für die Dinslakener, die in der vergangenen Serie einen begeisternden Lauf durch die Liga hinlegten, sich als Aufsteiger sogar den Titel holten und so einen Platz in der Qualifikation zur 3. Liga sicherten.  Nun ist der Meister im Spätherbst 2019 stark vom Abstieg bedroht. MTV-Trainer Ralf Jakobs ist im Moment – anders als Dirk Wolf beim TVK – ganz bestimmt nicht um seine Aufgabe zu beneiden. Wenn es schlecht läuft, überwintern die Dinslakener gemeinsam mit Siebengebirge auf den Abstiegsplätzen.