In eigener Sache
Wahnsinn: Schon ein Jahr Harzhelden
In zwölf Monaten kann ganz schön viel passieren. Ein kleiner Rück- und Ausblick.

Hier (k)lebt der Ball: Zwölf Monate sind vergangen, seitdem unsere Seite online gegangen ist.

Mensch, Wolfgang. Warum hast du nicht dafür gesorgt, dass das 20. BAP-Studioalbum ein bisschen früher als am 18. September erscheint? Gut, es mag daran liegen, dass wir den Namen Niedecken kennen – aber du noch nie von uns gehört hast. Harzhelden.news? Wer ist das? Wo kommen die denn her? Auf jeden Fall hast du zu einem Lied den Text geschrieben: „Jenau jesaat: Op Odyssee.“ Warst du dabei, als wir im Januar 2019 spontan beschlossen haben, dass wir unbedingt „was mit diesem Handball“ machen sollten?  Der Ort würde passen, denn damals war die Weltmeisterschaft in Köln zu Hause – in BAP-Land eben. Toller Handball, tolle Atmosphäre, tolle Spieler. Das ging uns nicht mehr aus dem Kopf. So drückst du es aus: „Manchmohl steht mer ahn`ner Kreuzung un weiß nit wo lang, ohne Navi, ohne Kaat, doch jläuv mir: Jottseidank.“ So standen wir später draußen und wussten nicht so genau, ob wir rechts oder links abbiegen sollten. Kann das überhaupt funktionieren? In welche Richtung wollen wir? Ohne Kompass? Ohne Landkarte? Gut, dass wir uns dann doch nicht selbst im Weg stehen. Wir legen einfach los. Wir finden schnell den passenden Namen und dann ist der Zug nicht mehr aufzuhalten. Wir sitzen in einem ICE. Und am 31. August 2019 erblickt unser Projekt das Licht der Welt: Harzhelden.news. Nein, dieses eine Jahr ist nicht wie im Flug vergangen. Aber es ist viel passiert. Und wir sind ein bisschen stolz darauf, was wir auf die Beine gestellt haben. Du, Wolfgang, hast es ja wieder gewusst: „Ir`ndwie dä Wahnsinn, et funktioniert.“

Was dafür wir von Anfang an wussten: Der Handball hat unendlich viele Gesichter und Geschichten. Schon in der Vorbereitung auf den großen Tag durften wir feststellen, dass sie unbedingt aufgeschrieben werden müssen. Viele vertrauen uns sofort, obwohl sie erst später vorkommen werden. Danke an Marcel Habisch vom HC Weiden – fürs Erzählen über seinen unglaublichen Unfall, bei dem er einen Bruch des 5. Halswirbels erleidet: „Ich bin von einem Baum erschlagen worden.“ Darüber und vor allem darüber, wie er sich zurückgekämpft hat, konntet ihr am 5. September lesen. Ein paar Tage vorher hat quasi zur Eröffnung der ehemalige Bundesliga-Profi Jonny Benninghaus darüber gesprochen, warum er jetzt für den Oberligisten HSG Refrath/Hand spielt und Jüngere auch beachten sollten, besser nicht alles auf die Karte Handball zu setzen. Etwas später beeindruckt uns Torhüter-Legende Axel Sierau, der damals noch für den TuS Derschlag zwischen den Pfosten steht und vermutlich der jüngste 50-Jährige am Mittelrhein ist – und den ihr im Dezember 2019 zum „Harzhelden 2019“ wählt.

Es sind solche Geschichten, auf die wir uns immer wieder freuen – und die uns im Laufe der Monate tatsächlich immer wieder „passieren“. Inzwischen konnten wir uns mit Ex-Weltmeister Blacky Schwarzer treffen oder mit Gudjon Valur „Goggi“ Sigurdsson, dem neuen Trainer des Traditionsclubs VfL Gummersbach. Bald wird ein Beitrag über Jamal Naji erscheinen, der über die Regionalliga-Mannschaft der HSG Siebengebirge und die Bundesliga-A-Jugend des TSV Bayer Dormagen zu TuSEM Essen wechselte – und jetzt plötzlich Erstliga-Trainer ist. Wir danken euch, dass ihr Zeit für uns hattet. Und wir wissen, dass wir keine vollständige Liste anlegen können. Darauf gehören ganz sicher Trainer-Persönlichkeiten wie Olaf Mast, Thomas Molsner, David Röhrig, Ronny Rogawska, Nelson Weisz, Ralph Weinheimer – und selbstredend Leszek Hoft, der uns ebenfalls von der ersten Sekunde an geholfen hat. Wir danken Spielern wie Sebastian Bartmann, Simon Bock, René Lönenbach und Yannick Nitzschmann oder den Zwillingen Julian und Yannick Kamp, dass sie mit uns sprechen wollten. Ihr sorgt dafür, dass der Handball lebt.

Natürlich: Es gab in den vergangenen zwölf Monaten auch Schwierigkeiten und Hindernisse. Da war im Übrigen einer dabei, der es so ausgedrückt hat: „Mit eurer Idee kommt ihr 15 Jahre zu spät.“ Schöner kannst du dich eigentlich nicht irren und für das erste echte Problem hat ja der Handball relativ bald selbst gesorgt: Im Frühherbst 2019 bricht der Datenschutz-Wahn aus, sodass die offiziellen Spielberichte als Basis für die Statistik in den Berichten praktisch weggefallen oder nur über Umwege zu beschaffen sind. Die Verbände haben angekündigt, dass jenes Problem mit Beginn der Saison 2020/2021 behoben sei, dass manche Mannschaften nicht nur aus 14 Herren „Anonym“ bestehen. Sagen wir es so: Wir nehmen euch einfach beim Wort. Die Wirklichkeit vom ersten Spieltag zum Beispiel in der Verbandsliga Niederrhein lässt uns allerdings erahnen, dass ihr euer Versprechen vielleicht doch nicht halten könnt. Der HVN sagt, dass der Schwarze Peter bei den Vereinen beziehungsweise deren Spielern liegt – und die Freigabe der Namen praktisch nur ein oder zwei Mausklicks entfernt.

Das viel größere Hindernis findet nur einmal und genau an dieser Stelle statt: Corona. Natürlich hat die Pandemie viele unserer Ideen durcheinandergewirbelt. Was sie nicht geschafft hat: Unsere Leidenschaft für den Handball lebt – vielleicht sogar mehr als je zuvor. Ihr alle habt uns dabei geholfen, dass wir mit Inhalten und Themen gut über die Zeit gekommen sind. Trotzdem machen wir kein Geheimnis draus: Wir sind froh, dass es langsam wieder losgeht. Und wir drücken uns allen die Daumen, dass wir uns demnächst so oft wie möglich wieder in einer Halle begegnen können.

Haben wir eine Idee, wie es auf Harzhelden.news weitergeht? Die Antwort ist klar: Jein. Am liebsten würden wir unser Angebot natürlich ausweiten. Nach oben liegen schließlich der TSV Bayer Dormagen oder der VfL Gummersbach in der 2. Liga praktisch vor der Haustür. Und in diesem Zusammenhang nicht ganz unwichtig: Nein, wir haben nichts gegen den Frauen-Handball. Wer das so sieht, kennt uns nicht. Aber auf der anderen Seite ist es kein Geheimnis, dass personelle wie finanzielle Mittel eben nicht unbegrenzt vorhanden sind. Deshalb haben wir dort begonnen, wo wie uns auskennen oder auszukennen glauben. Und der Handball besteht sicher nicht nur aus der 3. Liga, der Regionalliga oder zwei Oberligen. Was wir sicher wissen: Die Geschichten und Ideen werden uns auf keinen Fall ausgehen – erst recht dann nicht, wenn wir weiter so viele Hinweise bekommen. Wo wir am 31. August 2021 stehen? Ganz ehrlich: Wissen wir nicht so genau. Wir stehen zwischendurch bestimmt wieder an einer Kreuzung und überlegen, welche Richtung wir nehmen sollen. Vielleicht wird es tatsächlich eine Odyssee. Für heute sind wir aber vor allem mit dem glücklich, was wir bisher erreicht haben: „Ir`ndwie dä Wahnsinn, mer dürfe op Tournee. Ir`ndwie dä Wahnsinn, et funktioniert.“ Danke an alle, die uns unterstützen.