13. Dezember 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Und es waren für ganz viele sehr schwierige zwölf Monate, denn die Welt ist immer noch nicht wieder in Ordnung. Aber es gehört zu den großartigen Feststellungen, die Mut für 2022 machen: Der. Handball. lebt. Und wie. Während die erste Hälfte 2021 coronabedingt noch überwiegend den Profis aus 1. und 2. Bundesliga gehörte, waren seit dem späten Sommer auch die Klassen darunter wieder zurück auf der Platte. Und in den vergangenen vier Monaten war jedes einzelne Spiel oft auf seine eigene Art besonders kostbar. Die 3. Liga – ein überragendes Sammelbecken von Derbys und Krimis. Die Regionalliga – eine stets sich erneuernde Frage danach, ob die SG Ratingen alias Interaktiv.Handball nun endlich den Aufstieg schafft. Die beiden Oberligen – mehr als der Kampf um die Meisterschaft zwischen dem Bergischen HC II und Borussia Mönchengladbach am Niederrhein oder zwischen dem TSV Bayer Dormagen II und der HSG Refrath/Hand am Mittelrhein. Unser Entschluss stand bald fest: Wir suchen zusammen mit euch wieder den „Harzhelden“ des Jahres. Bei der Premiere 2019 hatte ihr den Titel an Torhüterlegende Axel Sierau vergeben, für 2020 an Olaf Mast und Birger Dittmer in den Kategorien mit und ohne Harz.
Vier geeignete Kandidaten zu finden war selbst im zwangsweise gekürzten Handball-Jahr 2021 nicht schwierig. Deshalb haben wir wieder eine Vorauswahl getroffen, Und ab jetzt seid ihr dran: Wen fandet ihr am besten? Von wem ist am meisten bei euch kleben geblieben? Über unsere Facebook-Seite könnt ihr von jetzt an bis zum 16.12.2021 (24 Uhr) über die Kommentar-Funktion abstimmen.
Hier sind die Kandidaten für die Wahl zum „Harzhelden des Jahres 2021“
Christopher Wolf: Longericher SC (3. Liga)
Der 29-Jährige erlebte im Frühjahr das, wovon jeder Handballer träumt: Ein Anruf katapultierte ihn aus dem sportlichen Ruhestand in die HBL. Weil der Drittligist Longericher SC damals nicht im Spielbetrieb stand und der Bundesligist TuSEM Essen große personelle Sorgen hatte, griff dessen Trainer Jamal Naji zum Telefon. Naji hatte seine Frage, ob Wolf aushelfen könne und wolle, kaum zu Ende gestellt, da hörte er schon die Antwort: „Sicher.“ Es folgte ein Sieben-Wochen-Abenteuer (mehr ließ das Regelwerk nicht zu), das zwei ganz besondere Höhepunkte bereithielt: Christopher Wolf war dabei, als die Essener auf Schwergewichte der Liga zu zu bekamen: Die Partien gegen die SG Flensburg-Handewitt mit dem Schweden Jim Gottfridsson und gegen das Star-Ensemble des THW Kiel mit dem Norweger Sander Sagosen brachte unvergessliche Momente. Wolf erweist sich in seiner Essener Zeit außerdem als perfekter Botschafter des Handballs und am Ende fällt allen Beteiligten die Trennung schwer. Der Spieler selbst ist dankbar, dass er das alles erleben durfte. Und er weiß sich und sein handballerisches Vermögen selbst sehr gut einzuschätzen: „Normalerweise gehöre ich da nicht hin.“ Es war trotzdem eine geile Zeit.
David Röhrig: TSV Bayer Dormagen (A-Jugend-Bundesliga/Oberliga)
Der 30-Jährige nahm mit vier bei der TSV Bonn rrh. zum ersten Mal einen Ball in die Hand – und kam nie wieder davon los. Die eigene Karriere ging nach einigen Kreuzbandrissen früh zu Ende, doch an der Seitenlinie fand Röhrig ein Arbeitsfeld, auf dem er sich Stück für Stück mehr einbringen und gar nicht so viel später auf der Berufung einen Beruf machen konnte. Als Cheftrainer und Sportlicher Leiter in Bonn sowie später parallel dazu als Trainer bei den B-Junioren des TSV Bayer Dormagen übte Röhrig eine Doppelfunktion aus, ehe er Anfang 2020 in Dormagen die Bundesliga-A-Jugend übernahm, die er im vergangenen Sommer zur Deutschen Vizemeisterschaft führte. Gleichzeitig steht er als Verantwortlicher des Oberliga-Teams wieder in einem Doppeljob – und auch das erfolgreich, denn die mit vielen jungen Spielern besetzte Bayer-Zweite steht an der Tabellenspitze. Und wieder klingelte vor einiger Zeit das Telefon. Der Anruf kam aus Schleswig-Holstein. Und wieder stand kurz darauf eine spektakuläre Nachricht fest: David Röhrig übernimmt zur neuen Saison das Traineramt beim Zweitligisten VfL Lübeck-Schwartau. „Ich freue mich auf einen großen Verein in der 2. Bundesliga mit einem tollen Umfeld.“ Wir freuen uns mit ihm.
Fabrice Voigt: TuS 82 Opladen (3. Liga)
Der 41-Jährige, einst als Spielmacher auf der Rückraum-Mitte für seinen Ideenreichtum bekannt, trägt nun schon seit einer gefühlten halben Ewigkeit die Verantwortung fürs Sportliche bei den Opladenern. Und natürlich wird der Langenfelder direkt darauf verweisen, dass der Aufschwung des Handballs rund um die Bielerthalle ohne die vielen unterstützenden Hände oder die Zusammenarbeit mit den Co-Trainern Srdjan Nikolic und Jonas Gördes gar nicht möglich wäre – was ja zweifellos stimmt. Trotzdem ist es auch ein persönliches Verdienst, wie sich die Mannschaft besonders in der jüngeren Vergangenheit entwickelt hat: Aus dem einstigen Mittelrhein-Oberligisten TuS 82 wurde auch in der neuen Regionalliga Nordrhein Stück für Stück ein Spitzenteam – das in der abgebrochenen Saison 2019/2020 verdient den Sprung in der 3. Liga schaffte. Dort stehen die Opladener nun am Ende des Kalenderjahres mit fast sagenhaften 21:7 Punkten auf Platz drei hinter der HSG Krefeld Niederrhein und der SG Schalksmühle-Halver Dragons, die ganz andere Ansprüche und Strukturen im Verein haben. Der TuS 82 Opladen hat den sicheren Klassenerhalt schon so gut wie sicher in der Tasche, obwohl noch acht Spieltags zu absolvieren sind.
Simon Gorholt (zurzeit Kenia)
Der 20-Jährige verfolgt den Handball mit derselben Leidenschaft wie viele junge oder auch nicht mehr ganz so junge Menschen. Der Korschenbroicher, der seine ersten handballerischen Gehversuche mit sechs Jahren beim TVK unternahm, hat sich einem internationalen Freiwilligen-Dienst angeschlossen, den der Verein „Jugend im Ausland“ aus Kiel organisiert. Nach dem (Sport-) Abitur am Rhein-Maas-Berufskolleg in Kempen zog es Simon nicht direkt in ein Studium, sondern nach draußen – um sich andere Teile der Welt und andere Kulturen anzuschauen. Simons „Dienstsitz“ ist Kenia: der Großraum der Hauptstadt Nairobi. Dort taucht er seit Anfang Oktober in eine komplett andere Welt ein – kulturell, sprachlich, sportlich, wirtschaftlich, im Umgang der Menschen miteinander. Gorholt ist damit ein Botschafter des Handballs, dessen Grundzüge er vor allem Jungen und Mädchen in verschiedenen Projekten weitergeben will. Er lebt in einer Gastfamilie, hat schnell Anschluss gefunden und fühlt sich 6500 Kilometer von der Heimat entfernt auf eine andere Art schon wie zu Hause. Simons Mut, sich dem Unbekannten mit viel Neugier zu stellen und viel mitzunehmen, machen ihn ebenfalls zu einem Kandidaten für die Wahl zum „Harzhelden des Jahres“.