17. Mai 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Es geht um Simon Gorholt und um Martin Berger. Sie sind beide verrückt nach Handball. Und sie lieben es, die Faszination „ihres“ Sports hinaus in die Welt zu tragen – zum Beispiel nach Afrika. Simon Gorholt ist jener 21 Jahre junge Korschenbroicher, der seit weit über sieben Monaten in Kenia lebt und sich dort fast schon wie zu Hause fühlt. Er lernt in einem vom Verein „Jugend im Ausland“ aus Kiel organisierten Freiwilligen-Jahr in Juja eine ganz andere Welt kennen – kulturell, sprachlich, sportlich, wirtschaftlich, im Umgang der Menschen miteinander. Der zweite Teil des Duos war vorübergehend und bis vor Kurzem Martin Berger (29), für den der Handball sogar Berufung und Beruf zugleich ist – weil er bereits die Jugend der Füchse Berlin trainiert hat und in Zukunft beim Zweitligisten TSV Bayer Dormagen für die Bundesliga-A-Jugend und die zweite Mannschaft verantwortlich sein wird, die zurzeit um den Aufstieg in die Regionalliga kämpft. Martin Berger hat eine eigene Organisation gegründet, bei der der Name ebenfalls Programm ist: “Handball kennt keine Grenzen“. Dadurch reist Martin durch die Welt und da er schon seit Längerem „PlayHandball“ unterstützt, machte er jetzt auch in Kenia Station – unter anderem, um Simon zu unterstützen. Und natürlich bleibt es dort spannend, denn Simon Gorholt erlebt immer wieder Abenteuer, an die er sich womöglich für den Rest seines Lebens immer erinnern wird. Zuletzt hat Simon auf beeindruckende Art und Weise geschildert, wie er zusammen mit Martin Berger den Mount Kenya besteigen konnte. Wie es ihm anschließend erging, erzählt er uns in in seinem nächsten Beitrag, dem siebten bereits. Es geht unter anderem um ein außergewöhnliches Turnier, um ein besonderes Handballcamp – und am Ende um ein Zwischenseminar, also auch ein bisschen Theorie – gewürzt mit ganz vielen neuen Eindrücken aus Südafrika.
Das Turnier
„Im März wurde nun endlich das lang geplante Handball-Turnier gespielt. Dabei haben unsere vier Grundschulen teilgenommen, welche jeweils eine Mädchen- und Jungs-Mannschaft stellten. Die letzten Vorbereitungen haben wir dann tatsächlich noch am selben Morgen beendet – wie beispielsweise das Markieren der Felder und Aufbauen der Tore. Gegen 9.30 Uhr waren schon fast alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen vor Ort, welche natürlich auch von Lehrern begleitet wurden. Nach kurzer Einweisung und Erklärung des Spielplans ging es direkt mit den ersten Spielen los.
Schließlich konnte sich nach einem hart umkämpften Turnier die „Gacharoro-Grundschule“ bei den Jungs durchsetzen. Bei den Mädchen machte es die „Mirimaini-Grundschule“. Alles in allem zeigten sich alle hochmotiviert und konnten das über die letzten sechs Monate Gelernte anwenden. Auch wenn einige Schulen mehr beziehungsweise weniger Training hatten als andere, konnten wir bei allen einen großen Fortschritt im Vergleich zum Anfang meiner Zeit hier erkennen. Somit hatten sich alle Teams einen großen Applaus und natürlich Preise verdient. Jedes teilnehmende Team bekam einen Handball, um auch an Nicht-Trainingstagen spielen zu können. Für die Gewinner-Teams hatten wir zusätzlich Schulhefte besorgt, da diese häufig knapp werden und oftmals kein Geld für neue da ist. Durch die Hilfe von Martin, Carol und somit PlayHandball und Pendo Amani sowie durch die Unterstützung der Coaches Samuli und Nakileto war das Turnier ein wahrer Erfolg. Ich möchte an dieser Stelle noch mal ein riesiges Dankeschön sagen. Da dies das erste von uns organisierte Turnier war, habe ich viel gelernt bezüglich der Planung für zukünftige Turniere.“
Narok-Handballcamp
„Am Montag nach dem Handball Turnier ging es für Martin und mich direkt weiter in die Nähe von Narok. Dort stand ein einwöchiges Handballcamp in einer Massai-Schule an. Narok ist die Hauptstadt des gleichnamigen County und liegt etwa drei Stunden westlich von Nairobi im weltbekannten Great Rift Valley, das sich durch weite Teile Ostafrikas zieht. Wir wurden von Viktor (dem Jugend-Nationalcoach aus vorherigen Berichten) zur Schule mitgenommen und dadurch haben wir uns etwa vier Stunden Fahrzeit mit Bussen erspart. Vor Ort haben wir uns mit George und Carol Nange getroffen. Dieses Handballcamp wurde durch PlayHandball in Zusammenarbeit mit Michael Muntet organisiert, dem Projektleiter der Schule, um auch schon fürs nächste Jahr, in dem eine andere Freiwillige/ein anderer Freiwilliger an diesen Standort kommen wird, eine gewisse Grundlage bilden zu können.
Die Schule ist ziemlich abgelegen und bietet hauptsächlich Platz für Kinder aus Massai-Familien. Das Ziel der Schule ist es, so viele Familien wie möglich zu überzeugen, ihren Kindern eine gute Bildungsgrundlage zu ermöglichen und sie zur Schule zu schicken. Häufig sollen die Kinder nämlich schon im frühen Alter anfangen zu arbeiten, oder die Mädchen werden zwangsverheiratet. Dies ist leider immer noch sehr regelmäßig bei den Massai der Fall. Aktuell beherbergt die Schule 500 Kinder, von denen 300 während der Schulzeit in der Schule bleiben.
Als Martin und ich in der Schule ankamen, waren bereits zwei Freiwillige da – allerdings nicht mit direktem Bezug zum Handball-Projekt. Maren und Anja, die beide an der Uni Münster studieren, waren durch eine Kooperation mit dem Lions-Club Münster, der Hauptgeldgeber der Schule ist, für sechs Wochen vor Ort. Durch ihre Hilfe konnten wir das Handballcamp und diese Woche noch viel flexibler gestalten und vor allem neben dem handballerischen Part viele individuelle Einheiten anbieten.
Der Tag war so organisiert, dass wir um 9 Uhr nach dem Frühstück direkt für die ersten zwei Stunden Training hatten. Nach dem Training, welches wir bewusst so früh gelegt hatten, da es zur Mittagszeit sehr heiß wird, haben wir eine kurze Erfrischungspause gemacht und uns nach etwa 30 Minuten für eine Nach-Trainingsaktivität getroffen. Diese war von Tag zu Tag unterschiedlich: Mal haben wir beispielsweise eine Art Quiz gemacht – bezogen auf den Sport und die Regeln beim Handball. Ein anderes Mal gab es wiederum eine Videovorführung von vergangenen Spielen.
Anschließend gab es Mittagessen und danach erneut eine kleine Entspannungszeit für alle Teilnehmer und Trainer. Etwa um 15.30 oder um 16 Uhr, wenn es sich wieder etwas runtergekühlt hatte, ging es ein zweites Mal aufs Feld – für die Nachmittags-Einheit, die immer zwischen 17 Uhr und 17.30 Uhr endete, damit wir und die Spieler noch genug Zeit hatten, um zu duschen und uns fürs Abendessen frisch zu machen. Nach dem Abendessen waren tatsächlich noch andere Aktivitäten geplant: Wir haben beispielsweise ein Lagerfeuer, eine Talent-Show oder ein Quizduell von uns organisiert, damit alle einen großartigen Tagesabschluss hatten und danach schlafen gehen konnten. Dies war der typische Tagesablauf in der Woche – und er immer gut gefüllt. Am Ende des Tages waren auch alle ziemlich müde.
Über die gesamte Woche haben viele Teilnehmerinnen/Teilnehmer handballerische Fähigkeiten gelernt oder daran gearbeitet. Passen, Dribbling, Angriff und Abwehr – und vor allen Dingen der Teamgeist und das Miteinander standen im Mittelpunkt. Das persönliche Highlight für Martin und mich war in jedem Fall das hier: Als wir am Morgen des fünften Tages zum Feld unterwegs waren, stellten wir fest, dass sich die Kinder bereits selbst organisiert hatten. Die Tore waren aufgebaut, die Bälle aufgepumpt. Außerdem waren sie bereits dran, ein eigenes Handballspiel zu organisieren und durchzuführen. Wir haben uns nur an den Rand gesetzt und es aufmerksam verfolgt. Eigentlich konnten wir unseren eigenen Augen nicht trauen und das glauben. Wir waren fasziniert davon, was fünf Tage Gemeinschaft und Spaß am Spiel auf die Beine stellen können. Hier hat sich für uns noch einmal bestätigt, was Handball für eine geile Sportart ist! Nach dem Handballcamp sind alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen wieder nach Hause gereist, da zu dieser Zeit bereits die langen Ferien angefangen hatten – in denen uns die Schulen aufgrund organisatorischer Probleme leider nicht die Möglichkeit gegeben haben, zu trainieren.“
Zwischenseminar
„Im April ging es für mich für eine Woche nach Südafrika, nach Kapstadt, um genau zu sein. Dort in der näheren Umgebung fand das von „PlayHandball“ organisierte Zwischenseminar statt. Hier lag der Schwerpunkt darauf, das letzte halbe Jahr in unserem Projekt Revue passieren zu lassen und darauf zurückzublicken, was gut beziehungsweise schlecht lief. Durch den Austausch mit den anderen Freiwilligen und mit Nicola Scholl, der Projektleiterin von PlayHandball, konnten wir dann Probleme und Herausforderungen aufarbeiten und bereits Ziele für die verbleibende Zeit unseres Dienstes aufstellen und planen. Für mich war das sehr hilfreich, denn ich habe einiges gelernt. Außerdem konnte ich ein weiteres Land, in dem Fall Südafrika und Kapstadt, bereisen. Das war eine weitere einzigartige Erfahrung.“
Wer die bisherigen Stationen und Erlebnisse von Simon Gorholt in Kenia nachverfolgen will, wird hier fündig:
Teil 2: https://www.harzhelden.news/2021/12/15/simon-gorholt-in-kenia-natuerlich-auch-mit-harz/