Harz beiseite
Simon, der Baumeister: Über Handball, Umweltschutz und „neue“ Stühle
Für Simon Gorholt aus Korschenbroich geht das einjährige Kenia-Abenteuer langsam auf die Zielgerade. Eins hat er auch da nicht: Langeweile. Lust auf Handball und Lust auf Neues brennen wie am ersten Tag.

Wir sind ein Team: Simon Gorholt fühlt sich wohl im Kreis seiner „Schüler“, die offensichtlich ebenfalls viel Spaß mit ihrem „Lehrer“ haben. (Foto: SG)

Es klingt zwischen den Zeilen schon ein bisschen Abschieds-Wehmut durch und die Zeit scheint irgendwie davonzurasen. Zwei Monate bleiben Simon Gorholt noch, der in den letzten zweieinhalb Monaten seines Kenia-Abenteuers vor allem eins nicht hat: Langeweile oder eine Mangel an Beschäftigung – was unter anderem daran liegt, dass die Lust am Handball und die Lust auf Neues so groß sind wie am ersten Tag. Simon Gorholt ist jener 21 Jahre junge Korschenbroicher, der seit weit über acht Monaten in Kenia lebt und sich dort fast schon wie zu Hause fühlt. Er lernt in einem vom Verein „Jugend im Ausland“ aus Kiel organisierten Freiwilligen-Jahr in Juja eine ganz andere Welt kennen – kulturell, sprachlich, sportlich, wirtschaftlich, im Umgang der Menschen miteinander. Im achten Teil seines Berichts über eine ungewöhnliche „Dienstreise“ nimmt uns Simon wieder mit auf den faszinierenden Weg rund um den etwas anderen Handball.  

 

„Nach den langen Ferien konnten wir im  Mai endlich wieder mit dem Training in den Schulen beginnen. Neben Mannschafts-Umstrukturierungen haben wir in den Schulen das Eco-Brick-Projekt fortgesetzt, um nun in den folgenden Monaten auch daraus etwas bauen zu können. Zudem planen wir mit „PlayHandball“ und „PAYO“  (Pendo Amani Youth Organization) ein zweites Handballturnier zwischen den Schulen, welches gegen Ende meines Jahres hier ausgetragen werden soll.

 

Handballprojekt

Wie im vorherigen Bericht erwähnt, waren im März und April in Kenia die langen Schulferien, in denen wir nicht trainieren konnten. Mit dem Start in den Mai und dem Ende der Ferien ging es für uns dann wieder zurück in die Schulen. Hier war erst mal eine Umstrukturierung angesagt, da der ältere Jahrgang nun in sein finales Jahr geht und aus diesem Grund  im Großteil nicht mehr mittrainieren kann. Somit kamen viele neue Schüler und Schülerinnen, welche noch keine handballerischen Erfahrungen hatten, in die Teams. Deshalb mussten wir unsere Trainingserwartungen etwas zurückschrauben, um allen im Team gerecht zu werden und im Blick auf das zweite Turnier einen guten Fortschritt für alle erzielen zu können. Da der Spaßfaktor für uns immer noch an erster Stelle steht, käme dieser zu kurz, wenn das Training für die Anfänger zu komplex wäre.

Handball und Plastik? Simon Gorholt nutzt den Sport in Kenia auch, um über Umweltschutz-Projekte zu sprechen. (Foto: SG)

Diesbezüglich fanden wir Trainer uns dann in Einheiten wieder, die wir zu Beginn meines Jahres hier in den Schulen gemacht hatten. Positiv war, dass wir anfängliche Fehler in den Einheiten vermeiden konnten – und ebenfalls die großen Fortschritte, welche wir bisher mit den Teams gemacht hatten, erkannten. Der Schwerpunkt lag wieder auf den „Basics“ wie dem Passen, Fangen, Dribbeln und Werfen. Auch andere Eigenschaften, die ein problemloses Miteinander ermöglichen, mussten wir erneut ansprechen – wie beispielsweise den Teamgedanken oder Respekt für jeden einzelnen Mitspieler, um so eine gute Trainingsatmosphäre zu schaffen und einen schnellen Fortschritt des Teams zu erzielen.

 

Eco-Brick-Projekt

Das Bauen der Eco Bricks hatten die meisten Schüler und Schülerinnen nach den Ferien natürlich wieder vergessen und somit mussten wir sie erneut darauf hinweisen, dass das Projekt und die Challenge zwischen den einzelnen Schulen immer noch laufen. Damit die Wirkung auf die Schüler und Schülerinnen sowie die Schule und generell die Community gegeben ist, müssen wir in den folgenden Monaten etwas Praktisches aus den entstandenen Eco-Bricks herstellen, bei dem alle deren Vorteile erkennen können – welche durchaus mehr sind als „nur“ das Schützen der Umwelt. Es können hilfreiche Tools für den Alltag wie Stühle, Tische oder sogar ein Hochbeet entstehen. Weitaus größere Projekte bestehen bereits, bei denen Mauern, Häuser und sogar ganze Kirchen mit Hilfe von Eco-Bricks gebaut wurden. Dies den Schulen klarzumachen, ist nun eine Aufgabe von uns Freiwilligen. Wir werden in den kommenden Wochen erneut in die Schulen gehen und dies mit Hilfe einer Präsentation aufzeigen – und Beispiele liefern wie das Bauen eines Stuhls. Andererseits werden wir auch genügend Informationen vermitteln, um ebenfalls größere Projekte angehen zu können.​ Dies liegt dann aber wiederum an den Schulen, da ich als einzelner Freiwilliger und auch die Organisationen nicht das Geld für solche großen Projekte aufbringen können.

 

Mit einem Ball kann ja jeder: In der Turniervorbereitung und im Training war durchaus manches Technik-Talent zu erkennen. (Foto: SG)

Handballturnier

Da das erste Turnier zwischen den Grundschulen so gut verlief, war mir direkt klar, dass ich – bevor es für mich zurück geht, ich unbedingt noch ein abschließendes Turnier veranstalten möchte. Zudem ist dies immer ein Motivationsfaktor für die Mannschaften, in den Trainingseinheiten Vollgas zu geben und sich zu konzentrieren. Nach Absprache mit den Organisationen konnten wir den 30. Juli als einen passenden Tag für das Turnier finden. Jetzt geht es nur noch ums Organisieren, damit an dem Tag alles einwandfrei funktioniert und die Organisationen und ich einen guten Abschluss meiner Zeit hier haben.“

 

Wer die bisherigen Stationen und Erlebnisse von Simon Gorholt in Kenia nachverfolgen will, wird hier fündig:

Teil 1: https://www.harzhelden.news/2021/11/10/handball-in-kenia-das-grosse-abenteuer-des-simon-gorholt/

Teil 2: https://www.harzhelden.news/2021/12/15/simon-gorholt-in-kenia-natuerlich-auch-mit-harz/

Teil 3: https://www.harzhelden.news/2022/01/17/weihnachten-in-kenia-handball-im-regen-uebernachten-in-der-garage/

Teil 4: https://www.harzhelden.news/2022/02/14/das-kenia-abenteuer-im-januar-ueber-eiswasser-eifel-und-ecobricks/

Teil 5: https://www.harzhelden.news/2022/03/21/martin-macht-mit-profi-tipps-und-abwehrspiel-in-kenia/

Teil 6: https://www.harzhelden.news/2022/04/18/traum-am-aequator-handballer-klettern-auf-mount-kenya/

Teil 7: https://www.harzhelden.news/2022/05/17/handball-ist-geil-wo-sich-turniersieger-ueber-schulhefte-freuen/