Harz beiseite
Simon Gorholt in Kenia: Am Ende noch schwarze Hände
Der 21 Jahre junge Korschenbroicher erlebte kurz vor dem Abschluss seines Freiwilligenjahrs noch einen besonderen persönlichen Höhepunkt: Er durfte in der Uni-Mannschaft mitspielen.

Los gehts! Simon Gorholt (mit Ball) genoss seinen Gast-Auftritt im Uni-Team in vollen Zügen. (Foto: SG)

Er wird bald eine Menge zu erzählen haben, wenn er zurück im Rheinland ist. Und jedes einzelne Kapitel seiner Geschichte ist spannend, aufregend, gut ausgestattet mit einem hohen Gänsehaut-Faktor. Was wirklich schade ist: Das Abenteuer von Simon Gorholt geht zu Ende. Kennengelernt hat der 21 Jahre junge Korschenbroicher seit dem Herbst 2021 in seinem vom Verein „Jugend im Ausland“ organisierten Freiwilligenjahr eine ganz andere Welt – kulturell, sprachlich, sportlich, wirtschaftlich, im Umgang der Menschen miteinander. Bevor Simon in der nächsten Woche in das Flugzeug nach Hause steigt, wird er sich noch um das von ihm mitorganisierte Turnier kümmern. Was ihm dann – wie viele andere Erlebnisse – keiner mehr nehmen kann: Simon Gorholt ist relativ frischgebackener Liga-Spieler in Kenia. Rund 500 Zuschauer sahen ihn im Trikot der Strathmore-Universität und als Rechtshänder im halbrechten Rückraum. Hier ist der neunte Teil seines Berichts über eine sehr ungewöhnliche „Dienstreise“, auf der sich nicht alles, aber sehr viel um Handball dreht(e). Simon erzählt nebenbei auch, warum er ein echter Harzheld ist.

 

Handballprojekt

Im Juni und vor allem im Juli konnten wir wieder vollkommen mit dem Training durchstarten. Das Training war nun wieder viel mehr aufs Abwehr- und Angriffsspiel fokussiert. Somit hatten wir viele individuelle Wurfübungen, welche zu spielerischen Handlungen vom eins gegen eins übers drei gegen drei bis zum sechs gegen sechs geführt haben. Der Aufbau solcher Strukturen ist äußerst wichtig, um den Schülerinnen und Schülern das genaue Verhalten im Angriff und in der Abwehr aufzuzeigen. Die Abwehrübungen kamen regelmäßig ins Stocken, da die Spieler und Spielerinnen teilweise mit Berührungsängsten zu kämpfen hatten.

Aber auch im Angriff waren sie teilweise zu festgefahren – aufgrund der Beispiele durch uns Trainer, von denen sich die Schüler und Schülerinnen nicht lösen konnten. Es war äußerst wichtig, dass wir als Trainer immer wieder klarmachten, dass das Training zum Ausprobieren dient und Fehler gewünscht sind, um Schwierigkeiten zu erkennen. Nur so kann sich jeder auch individuell weiterentwickeln.

Da das Turnier immer näherrückt, ist es umso ärgerlicher, wenn immer wieder Trainingseinheiten ausgefallen sind aufgrund schulischer Veranstaltungen, welche im Juni und Juli hier in der Umgebung stattfanden. Ein anderer Grund waren abermals die Ferien, die wir natürlich niemandem absprechen wollen, da die Kinder wegen des komprimierten Lehrplans bereits ziemlich viel Druck ausgesetzt sind. Insgesamt hatten wir leider erneut nur zwei volle Wochen zum Training zur Verfügung.

 

So geht es auch: Das Ecobrick-Projekt mit der (Weiter-) Verwendung von Plastik im Alltag liegt Simon Gorholt und seinem Mitstreiter Samuli sehr am Herzen. (Foto: SG)

Ecobrick-Projekt

Wir sind, wie bereits im vorherigen Bericht erwähnt, in die Schulen gegangen, um unsere Ideen zu präsentieren. Wir hoffen, dass nicht nur die Schüler und Schülerinnen, sondern vor allem auch die Lehrer und Lehrerinnen sowie die Schulleitung daraus etwas mitnehmen und wir somit eine größere Wirkung erzielen. Unser Ziel liegt dabei darauf, dass die Schulen die Arbeit weiterführen – selbst dann, wenn wir oder ich nun bald nicht mehr vor Ort sind. Falls unsere Idee gelingt, hätten wir mit diesem Projekt etwas verändert und einen guten Eindruck in der Community hinterlassen. Die Thematik wird außerdem durch die Schüler und Schülerinnen weiter zur Familie und den Freunden getragen.

Uns geht es hier nicht darum, jemandem etwas vorzuschreiben, sondern vielmehr für die Umwelt ein Bewusstsein zu schaffen, mit dem sich schließlich jeder selbst ein Bild machen kann.

 

Training und Spiel in der kenianischen Liga

 

Ich habe es endlich mal geschafft, am Freitag an einem Training und einem Spiel einer Mannschaft in der Liga teilzunehmen. Dies ergab sich kurzfristig dank Brian, der Student und Handballspieler an der „Strathmore-Universität“ ist. Außerdem gehört er dem Play-Handball-Projekt an und wird dort zum Jugendcoach ausgebildet.

Ich habe also das erste Mal nach ungefähr einem Jahr Pause wieder ein Training absolviert. Der Platz war asphaltiert – schon mal besser als in den Schulen, in denen wir trainieren. Außerdem haben wir mit Harz gespielt, was mir sehr in die Karten gespielt hat. Da draußen trainiert wird, sind die Hände nach eineinhalb Stunden aber auch schwarz – und sehr schwer zu reinigen.

Am Ende des Trainings hat mich der Trainer der Mannschaft direkt gefragt, ob ich Samstag das erste Spiel bestreiten möchte. Dies konnte ich mir nicht entgehen lassen!

Muss sein: Ohne Dehn- und Aufwärm-Übungen kam der Handballer Simon Gorholt auch in Kenia nicht davon. (Foto: SG)

Somit war ich am nächsten Tag wieder in Nairobi – am „Nyayo-Stadium“. Der Platz ist hier aus Tartan und es passen ungefähr 1000 Zuschauer auf die Tribünen. Diesmal waren es etwa 500. Das Spiel verlief im Übrigen erfolgreich, denn wir haben gewonnen, und ich durfte auch 15 Minuten auf Halbrechts spielen. Danach war ich körperlich fertig, zumal ich noch das Training vom Vortag spürte

Insgesamt würde ich das Spiel hier noch mal als etwas schneller und härter beschreiben. Es wird weniger auf Auslösehandlungen gesetzt und mehr auf Einzelaktionen. Die Qualität der besseren Mannschaften in der Liga würde ich etwa auf ein Level mit der Verbandsliga/Landesliga in Deutschland setzen. Strathmore hat als Saisonziel, um die Meisterschaft mitzuspielen. In der vergangenen Saison war die Mannschaft schließlich Zweiter. In den folgenden Wochen habe ich immer wieder am Training teilgenommen und ich konnte ein weiteres Spiel bestreiten.

 

Wer die bisherigen Stationen und Erlebnisse von Simon Gorholt in Kenia vielleicht sogar von Anfang an nachverfolgen will, wird hier fündig:

 

Teil 1: https://www.harzhelden.news/2021/11/10/handball-in-kenia-das-grosse-abenteuer-des-simon-gorholt/

Teil 2: https://www.harzhelden.news/2021/12/15/simon-gorholt-in-kenia-natuerlich-auch-mit-harz/

Teil 3: https://www.harzhelden.news/2022/01/17/weihnachten-in-kenia-handball-im-regen-uebernachten-in-der-garage/

Teil 4: https://www.harzhelden.news/2022/02/14/das-kenia-abenteuer-im-januar-ueber-eiswasser-eifel-und-ecobricks/

Teil 5: https://www.harzhelden.news/2022/03/21/martin-macht-mit-profi-tipps-und-abwehrspiel-in-kenia/

Teil 6: https://www.harzhelden.news/2022/04/18/traum-am-aequator-handballer-klettern-auf-mount-kenya/

Teil 7: https://www.harzhelden.news/2022/05/17/handball-ist-geil-wo-sich-turniersieger-ueber-schulhefte-freuen/

Teil 8: https://www.harzhelden.news/2022/06/15/simon-der-baumeister-ueber-handball-umweltschutz-und-neue-stuehle/